Zum Inhalt springen

Geflüchtet aus der Ukraine

Viele Menschen fliehen vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine, vor allem Frauen sowie Kinder und Jugendliche. Die GEW setzt sich für ihre gleichberechtigte (Bildungs-)Teilhabe ein, gibt Tipps für Lehrkräfte und Pädagoginnen und Pädagogen zum Thema „Krieg in der Ukraine“ sowie für den sensiblen Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Zudem bietet sie geflüchteten Kolleginnen und Kollegen Unterstützung, um ihnen das Ankommen und die berufliche Integration in Deutschland zu erleichtern.

Über 200.000 aus der Ukraine geflüchtete Schülerinnen und Schüler sind inzwischen an einer allgemeinen oder berufsbildenden Schule in Deutschland aufgenommen worden (Stand KW 31 (2023), Quelle: KMK). Die GEW fordert Bund, Länder und Schulträger auf, alle Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich aufzunehmen und in den Regelunterricht zu integrieren

Wie eine Umfrage in den GEW-Landesverbänden ergab, sind in allen Bundesländern bereits neu zugewanderte Lehr- und pädagogische Fachkräfte aus der Ukraine beschäftigt, allerdings meist in befristeten Arbeitsverhältnissen und häufig mit unklarer tariflicher Eingruppierung. 

Die GEW fordert: Die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen brauchen - wie alle anderen neu zugewanderten Fachkräfte - angemessene Anerkennungs- und Beschäftigungsperspektiven, zielgruppengerechte Beratungs- und (Nach)Qualifizierungsangebote sowie Unterstützung zur Bewältigung besonderer Belastungen.

Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) kam Ende Mai 2022 zu dem Schluss, mindestens 13.500 zusätzliche Lehrkräfte seien nötig, um die neuen Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine zu unterrichten. Bei einem engeren Betreuungsschlüssel läge die Zahl bei mindestens 20.200 zusätzlichen Lehrerinnen und Lehrern.

Der zusätzliche Betreuungsbedarf im Kitabereich läge bei mindestens 11.400 pädagogischen Fachkräften in Vollzeit. Auch der Mehrbedarf für Ganztagsangebote an Grundschulen sowie in anderen Bildungsbereichen werden beleuchtet. Die Realität hat diese Prognosen inzwischen eingeholt: Rund 350.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine wurden seit Kriegsbeginn bis Ende August 2022 in Deutschland registriert (Quelle: Mediendienst Integration); die meisten von ihnen im Grundschulalter. Die wöchentliche Statistik der KMK dokumentiert, wie viele bereits an den allgemein- und berufsbildenden Schulen aufgenommen wurden – Stand Anfang November sind es knapp 200.000.

 „Wir brauchen die zugewanderten Lehrkräfte und Pädagog*innen mehr denn je und fordern Erleichterungen bei der Anerkennung ihrer Qualifikationen.“ (Maike Finnern)

„Wir brauchen die zugewanderten Lehrkräfte und Pädagog*innen mehr denn je und fordern Erleichterungen bei der Anerkennung ihrer Qualifikationen“, fordert die GEW-Vorsitzende Maike Finnern. Auch Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, sagt mit Blick auf die aktuelle Situation: „In den meisten Bundesländern sind die Verfahren zur Integration zu bürokratisch und die Anforderungen an Deutsch-Zertifikate zu hoch.“

Nach Ansicht der GEW ist es nicht sinnvoll, Lehrkräfte mit jahrelanger Berufserfahrung wegen des Fehlens eines Referendariats oder Vorbereitungsdienstes abzulehnen. Qualifikationen für ein zweites Fach oder Deutschkenntnisse auf dem erforderlichen Niveau können parallel zur Beschäftigung an Schulen, also berufsbegleitend, erworben werden. Zielgruppengerechte Anpassungslehrgänge und Mentoringangebote sollten hierzu ausgebaut werden.

„Die neuen Kolleginnen und Kollegen dürfen keine Lehrkräfte zweiter Klasse werden.“ (Anja Bensinger-Stolze)

Außerdem müssen gleichwertig ausgebildete Lehrkräfte gleichwertig bezahlt werden. „Viele scheitern viele an formalen Hürden oder erhalten befristete Verträge als pädagogische Aushilfen und werden schlechter bezahlt. Das ist weder fair noch zielführend“, sagt GEW-Chefin Finnern. „Die neuen Kolleginnen und Kollegen dürfen keine Lehrkräfte zweiter Klasse werden“, warnt auch Bensinger-Stolze.

 „Wir dürfen sie nicht als Hilfskräfte bezahlen, sonst werden sie in anderen Branchen tätig.“ (Doreen Siebernik)

Vergleichbar ist die Lage an den Kitas. „Natürlich müssen Erzieherinnen aus der Ukraine in einer Kita Deutsch sprechen können, und einige von ihnen bringen ja gute Deutschkompetenzen mit“, sagt Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit. „Aber formelle Zertifikate können sie nachholen. Solche Hürden müssen schnell abgebaut werden.“ Viele (früh)pädagogischen Fachkräfte aus der Ukraine brächten sogar akademische Abschlüsse mit. „Wir dürfen sie nicht als Hilfskräfte bezahlen, sonst werden sie in anderen Branchen tätig“, mahnt Siebernik.

Hintergrund

Studien

Die GEW stellt wichtige Studien zum Thema Migration vor.

„Verschenkte Chancen?!“

Trotz des dramatischen Lehrkräftemangels wird tausenden zugewanderten Lehrerinnen und Lehrern der Weg an die Schulen verbaut. Die Bundesländer sollten diese Ressourcen nicht länger verschleudern, sondern wertschätzen. Die Studie „Verschenkte Chancen?!“ von 2021 analysiert die Anerkennungs- und Beschäftigungspraxis migrierter Lehrkräfte in Deutschland.