GEW stellt Studie vor
„Mehr migrierte Lehrkräfte an die Schulen!“
Trotz des dramatischen Lehrkräftemangels wird tausenden zugewanderten Lehrerinnen und Lehrern der Weg an die Schulen verbaut. Die Länder sollten diese Ressourcen nicht länger verschleudern, sondern wertschätzen.
Die GEW macht sich dafür stark, dass deutlich mehr migrierte Lehrkräfte an die Schulen in Deutschland kommen. Dafür sei es notwendig, die Hürden abzubauen, die im Ausland ausgebildete Lehrkräfte nehmen müssen, um in der Bundesrepublik in den Schuldienst zu gelangen.
„Trotz des dramatischen Lehrkräftemangels wird jedoch tausenden zugewanderten Lehrerinnen und Lehrern der Weg an die Schulen verbaut.“ (Maike Finnern)
„Jahr für Jahr könnten bundesweit nach unseren Schätzungen bis zu 1.375 migrierte Lehrkräfte eine volle Lehramtsbefähigung erhalten. Das Potenzial zur Unterrichtsversorgung ist noch größer. Trotz des dramatischen Lehrkräftemangels wird jedoch tausenden zugewanderten Lehrerinnen und Lehrern der Weg an die Schulen verbaut“, GEW-Vorsitzende Maike Finnern während der Vorstellung der Studie „Verschenkte Chancen?!“ zur Anerkennungs- und Beschäftigungspraxis migrierter Lehrkräfte in Deutschland in einer virtuellen Pressekonferenz am Montag in Frankfurt a.M.
Die Länder sollten „diese Ressourcen nicht länger verschleudern, sondern wertschätzen und als zusätzliche Chance für die Schulen, für die Kinder, für mehr Vielfalt im öffentlichen Dienst nutzen“, sagte sie weiter.
Nur 20 Prozent gelingt volle Anerkennung
Um dieses Potenzial auszuschöpfen und migrierten Lehrkräften adäquate Beschäftigungsperspektiven zu bieten, sei es dringend notwendig:
- die Anerkennungsverfahren sachgerechter und transparenter zu gestalten,
- Zugänge zu erforderlichen Nachqualifizierungen zu erleichtern und
- zielgruppenspezifische Angebote auszubauen.
Der Handlungsbedarf sei den zuständigen Beratungsstellen und Behörden durchaus bekannt, sagte die GEW-Vorsitzende mit Blick auf die in der Studie ausgewerteten Daten und Informationen. Die Zahlen sprächen für sich.
So wurden von 2016 bis 2018 mindestens 12.000 Menschen beraten, die ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen für den Lehrkräfteberuf anerkennen lassen wollten. Im gleichen Zeitraum wurden 7.365 Erstanträge auf Anerkennung registriert. Bei 11 Prozent wurde im jährlichen Durchschnitt die volle Gleichwertigkeit mit einem in Deutschland erworbenen Abschluss festgestellt, 17 Prozent erhielten ablehnende Bescheide und 68 Prozent sollten eine Ausgleichsmaßnahme beginnen. Bislang gelingt jährlich nur etwa 500 Lehrkräften mit ausländischen Abschlüssen die volle Anerkennung für das Lehramt. Das sind lediglich 20 Prozent derjenigen, die einen Antrag auf Anerkennung stellen.
Hürden und Diskriminierungen entgegenwirken
Die GEW fordert, Anerkennungsverfahren und Ausgleichsmaßnahmen niedrigschwelliger zu gestalten, die damit verbundenen Kosten für migrierte Lehrkräfte zu senken und sie beim Erwerb der erforderlichen Deutschkenntnisse und Sprachnachweise besser zu unterstützen.
Hürden und Diskriminierungen im Anerkennungsprozess solle entschlossener entgegengewirkt werden – dann verbesserten sich auch die Beschäftigungschancen.