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Den Ukraine-Krieg in der Schule thematisieren

Der Ukraine-Krieg ist auch für Kinder sehr nah – sie werden im Internet mit Kriegsbildern konfrontiert. Besonders Kinder mit Fluchterfahrungen oder Migrationsgeschichte kann das überfordern. So kannst du im Unterricht darauf reagieren.

Der Ukraine-Krieg ist auch für Kinder sehr nah – so kannst du im Unterricht darauf reagieren. (Foto: GEW/Shutterstock)

Der Ukraine-Krieg bewegt auch Pädagoginnen und Pädagogen im Land. Tausende Menschen aus der Ukraine sind auf der Flucht vor dem Krieg, viele von Ihnen sind Frauen und Kinder. Viele Lehrkräfte fragen sich: Soll ich den Krieg im Unterricht überhaupt thematisieren? Und wenn ja, muss ich dabei neutral bleiben und welche Materialien kann ich verwenden? Die Bildungseinrichtungen müssen darauf reagieren, sagt GEW-Chefin Maike Finnern: „Ich finde es unbedingt richtig, das zu thematisieren.“

Gleichzeitig stellt die GEW klar, dass es für Schulen eine große Herausforderung werden wird, auf die Situation angemessen zu reagieren: „Nach fast zwei Jahren Pandemie und dem ohnehin dramatischen Lehr- und Fachkräftemangel wird das eine große Heraus­forderung für die Schulen“, sagt Anja Bensinger-Stolze, GEW-Schulexpertin. Erfahrungsgemäß würden sich die Lehrkräfte sehr für geflüchtete Kinder und Jugendliche engagieren, sagt Bensinger-Stolze. Trotzdem brauchen die Schulen zusätzliche Fachkräfte. Sowohl Expertise in asylrechtlichen Fragen und für Traumata als auch Lehrkräfte für ‚Deutsch als Zweitsprache‘ sowie herkunftssprachliche Fachkräfte werden verstärkt benötigt.

Die GEW gibt Tipps und Empfehlungen, wie das Thema im Unterricht aufgegriffen werden kann. Dazu gibt es Hinweise zum Umgang mit traumatisierten Kindern und Kindern und Jugendlichen mit ukrainischer oder russischer Migrationsgeschichte in der Klasse.

Tipps zum Umgang mit Angst und Unsicherheit der Kinder

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind Hunderttausende Menschen auf der Flucht. Um Eltern und Kindern beim Umgang mit dieser traumatischen Erfahrung zu helfen, gibt es pädagogische Materialien – auch auf Ukrainisch.

Was braucht mein Kind jetzt? Wie kann ich Halt geben? Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe richtet sich mit einem Leitfaden an Eltern und gibt Tipps im Umgang mit Sorgen und Ängsten.

 

Wie können Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern über den Ukraine-Krieg im Unterricht sprechen? Was kann sie bei ihrer Arbeit unterstützen? Wie kann Schule dazu beitragen, den Kindern Sicherheit zu vermitteln? Das Schulportal hat mit dem Schulpsychologen Klaus Seifried ein Interview dazu geführt und Links und Anregungen zusammengestellt.

Der Krieg in der Ukraine löst auch bei Kindern und Jugendlichen viele Fragen aus. Das österreichische Jugendrotkreuz hat Informationen und Materialien zusammengestellt, die helfen, über die aktuelle Situation zu sprechen, aber auch gezielt eine Schulstunde zu gestaten und auch auf das humanitäre Völkerrecht einzugehen.

Geflüchtete Kinder und Jugendliche benötigen besondere und vor allem traumasensible Aufmerksamkeit – und Lehrkräfte und Sozialarbeitende entsprechend ein besonderes Verständnis ihrer Bedürfnisse und Schwierigkeiten. Das von der GEW geförderte, kostenlose E-Learning-Programm kann daher Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte, die mit traumatisierten jungen Flüchtlingen arbeiten, unterstützen.

Die Pädagogin und Lehrbeauftragte des Ruth Cohn Instituts, Susanne Stein, hat ein Trauma-Bilderbuch für Familien mit Kindern auf der Flucht geschrieben und illustriert. „Das Kind und seine Befreiung vom großen, großen Schatten der Angst“ mit 26 Bildern, einem Anhang mit Informationen für Eltern sowie Ideen für Kinder soll Familien sowie professionelle Helferinnen und Helfer im Umgang mit posttraumatischen Belastungen unterstützen. Stein stellt die Booklets auf ihrer Webseite kostenlos in 14 Sprachen zur Verfügung – auch auf Ukrainisch.

Das Trauma-Bilderbuch zeigt auf, was geflüchtete Kinder brauchen: praktische Hilfen im Alltag, tröstende Botschaften der Eltern und eventuell den Weg in eine Therapie. Weitere Infos.

Tipps für den Umgang mit dem Ukraine-Krieg in der Schule

  • Prüfe den Wahrheitsgehalt von Nachrichten (Tipps dazu weiter unten) und sprich auch mit Kindern über Falschinformationen.
  • Sprich mit Kindern und Jugendlichen über ihre Sorgen und Ängste und nimm sie ernst.
  • Thematisiere die Geschichte des Konfliktes als Unterrichtsthema.
  • Nimm dir selbst ab und zu eine Pause von den vielen schlechten Nachrichten – so bleibst du gesund.

In den Sozialen Medien und Netzwerken werden international zunehmend Falschinformationen über den Krieg Russlands gegen die Ukraine verbreitet. Auch in Deutschland gibt es fragwürdige Informationen. Correctiv.org geht diesen Gerüchten nach und klärt diese auf.

Kinder und Jugendliche sind über Smartphone und Soziale Medien ständig einer Fülle von Informationen ausgesetzt. Das Portal Klicksafe zeigt, wie man sich sicher in der digitalen Welt seine Meinung bildet und Falschinformationen entlarvt.

Antworten auf häufige Fragen aus der Praxis

Nein. Die an Schulen geforderte „parteipolitische Neutralität“ verbietet es Lehrkräften, Werbung für wirtschaftliche, politische, weltanschauliche und sonstige Interessen zu betreiben. Sie bedeutet nicht, dass sie sich zu politischen Themen nicht äußern dürfen. Im Gegenteil. Lehrkräfte haben einen Bildungsauftrag, der in Ländergesetzen und Bildungsplänen beschrieben sowie dem Grundgesetz verankert ist. Die dort definierten Grundrechte und -werte zu achten und zu vermitteln gehört zu ihren zentralen pädagogischen Aufgaben. Sie sollen Kinder und Jugendliche im Geiste der Menschenwürde, Demokratie und Gleichberechtigung zu mündigen Bürger*innen bilden, ihre Entwicklung zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten sowie ihre aktive gesellschaftliche Teilhabe fördern.

Die kritische Auseinandersetzung mit tagespolitischen Themen - wie etwa dem Krieg in der Ukraine - sowie menschen- oder demokratiefeindlichen Ideologien gehören ebenso dazu wie die Thematisierung von Diskriminierungen innerhalb und außerhalb der Bildungseinrichtungen. Dabei ist der sog. Beutelsbacher Konsens grundsätzlich eine wesentliche didaktische Richtschnur.

Wichtig ist, die Sorgen und Ängste der Kinder ernst zu nehmen, egal welchen familiären Hintergrund sie haben. Schule muss immer ein Schutzraum für alle Kinder und Jugendlichen sein. Es kann sinnvoll sein, auf betroffene Kinder zuzugehen und Einzelgespräche mit ihnen zu führen. Bei Diskussionen in der Schulklasse ist es wichtig, betroffenen Kindern Rückzugsräume zu ermöglichen, z.B. in dem sie nicht an einer Diskussion teilnehmen oder sich enthalten dürfen. Insbesondere mit Blick auf Stigmatisierungen oder Ausgrenzungen sollten Pädagog*innen wachsam sein und diesen Dynamiken entgegentreten.

Tipps für den Unterricht

Grundsätzlich es es wichtig, alle Informationen sorgfältig auf Wahrheitsgehalt zu prüfen und diese Kompetenz auch den Kindern in der Schule zu vermitteln.

Grundschule

Auch die Kindernachrichtensendung logo! des ZDF klärt über den Krieg in der Ukraine auf. Beantwortet Fragen von Kindern und erklärt zum Beispiel, warum NATO-Länder keine Soldaten schicken und berichtet, dass Fridays for Future zu Friedens-Demos aufrufen.

Die Meldungen aus der Ukraine überschlagen sich täglich. KiRaKa, die Kinderwebseite vom Westdeutschen Rundfunk (WDR), hat eine extra Ukraine-Seite ins Leben gerufen, die erklärt, wie es zum Krieg gekommen ist. Die Redaktion ruft Kinder dazu auf, ihr Fragen zu schicken, die dann, so gut es geht, bewantwortet werden.

Die Sendung mit der Maus beschäftigt sich auch mit dem Krieg in der Ukraine. Sie gibt Tipps, wo sich aktuelle Informationen für Kinder finden lassen und was sie tun können, wenn ihnen die Nachrichten zu große Sorgen machen.

Sekundarstufen I und II

Die GEW zeigt auf ihrer Themenseite „Warum Menschen fliehen“: Die Zahl der Flüchtlinge hat weltweit zugenommen. Aber warum fliehen die Menschen? Und welche Rolle spielt die Ungleichheit zwischen reichem Norden und verarmtem Süden? Es gibt viele Ursachen, aber nur einen Hauptgrund.

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bietet mit ihren Ukraine-Analysen einen aktuellen Einblick in die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in der Ukraine. Dazu macht sie Wissen aus Wissenschaft und Forschung verfügbar.

Im aktuellen Dossier Krieg in der Ukraine sind alle ausgewählten und fortlaufenden Angebote der bpb zum Thema gesammelt.

Russland verübt einen Großangriff auf die Ukraine und bricht mit seinen Verbrechen das Völkerrecht. Das ZDF beleuchtet mit einer animierten Grafik in Form eines Zeitstrahls die Hintergründe und Ursprünge des machtpolitischen Konflikts.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) erklärt auf seiner Themenseite Krieg in der Ukraine alle wichtigen Fakten und klärt auch über die historischen Hintergründe des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine auf.

 

Das Portal Hanisauland der Bundeszentrale für politische Bildung erklärt Kindern den Krieg in der Ukraine und macht politische Zusammenhänge deutlich. Um für den Frieden zu werben und die Ukrainerinnen und Ukrainer zu unterstützen, können Kinder hier ihr eigenes Plakat mit ihrer persönlichen  Botschaft erstellen und ein Zeichen gegen den Krieg setzen.

In der 54. digitalen Politikstunde der Bundeszentrale für politische Bildung geht es um das politische System der Ukraine. Anhand von zehn ausgewählten Grafiken und Fotos erläutert der diesmalige „Gastlehrer“ der Politikstunde, Professor Timm Beichelt beispielsweise, wie weit die Demokratisierung des Staates vor dem russischen Angriff und dem Krieg gegen das Land voran gekommen ist.

Beichelt ist Politikwissenschaftler und Professor für Europa-Studien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Er lehrt und forscht zur Entwicklung der Demokratie in Mittel- und Osteuropa sowie zur deutschen Europapolitik. Seit 25 Jahren besuchte er regelmäßig Russland und die Ukraine.

Die Initiative der Robert Bosch Stiftung und der Bertelsmann Stiftung will Bildungseinrichtungen dabei helfen, die gezielte Förderung der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine beim Erwerb der deutschen Sprache, herkunftssprachlichen Unterricht auf Ukrainisch und die Integration in den Regelunterricht miteinander zu verbinden. Neben digitalen Impulsen, Antworten auf häufige Fragen und Praxistipps sind regelmäßige Austauschformate geplant.

Eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe stellt die praxistauglichen Informationen, Materialien und Lösungsansätze zusammen. Neben Mitarbeitenden beider Stiftungen besteht das Team aus erfahrenen Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten für schulische Bildung aus Deutschland und der Ukraine. Zusammen mit weiteren pädagogischen Fachkräften für Deutsch als Zweitsprache und für die interkulturelle Beratung von Schulen entwickeln sie niedrigschwellige und altersgerechte Unterstützungsangebote, die sich primär an Schulleitungen und Lehrkräfte richten.

Diese basieren im Kern auf der Annahme, dass ukrainischen Schülerinnen und Schülern in Deutschland ein teilweises Weiterlernen im ukrainischen Curriculum ermöglicht werden soll, beim gleichzeitigen Besuch einer deutschen Schule und mit speziellen Förderangeboten zum Erwerb der deutschen Sprache.