Obwohl immer mehr Schulen inklusiv arbeiten und eine Mehrheit der Lehrkräfte Inklusion nicht grundsätzlich in Frage stellt, brodelt es in den Lehrerzimmern, vor allem in den Grundschulen. In Hamburg fordert die Volksinitiative Gute Inklusion unter anderem je drei Unterrichtsstunden mehr für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt LSE (Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung). Der Senat verweist derweil darauf, dass die Zahl der für Inklusion zuständigen Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Erzieherinnen an Grund- und Stadtteilschulen sowie Gymnasien seit dem Schuljahr 2012/13 von 990 auf 1.141 im Schuljahr 2016/17 gestiegen sei.
Unterschiedliche Bewertungen der Rahmenbedingungen gibt es auch in anderen Bundesländern, obwohl die Regierungen zum Teil erhebliche Summen in die Inklusion investieren. Ein Hauptproblem: Die Ausweitung der Reform auf die Fläche bringt häufig Rückschritte für jene Schulen, die schon lange integrativ arbeiten - sie fühlen sich schlechter gestellt als bisher. Hinzu kommt die Integration von bis zu 300.000 Flüchtlingskindern. Viele Pädagoginnen und Pädagogen verstehen dies nicht als Teil inklusiven Lernens, sondern als Zusatzaufgabe, mit der sie allein gelassen werden.
Anfang des Jahres schlugen in Frankfurt am Main rund 100 Grundschulleitungen Alarm und schrieben einen Brandbrief an den hessischen Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Die Herausforderungen in der Großstadt seien exorbitant, sagte der Sprecher des Bündnisses, Benedikt Gehrling. An manchen Schulen hätten mehr als 80 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund, viele sprächen schlecht Deutsch, Lehrkräfte arbeiteten mit traumatisierten, geflüchteten Kindern, obwohl sie dazu nicht ausgebildet seien. Der der seit kurzem pensionierte Grundschulleiter Manfred Schiwy aus Südhessen sagt: "Wir gaukeln allen vor, dass kein Kind zu kurz kommt, aber das stimmt nicht."
Der gesamte Artikel von Katja Irle ist in der Maiausgabe der "E&W" abgedruckt.