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Zugewanderte Lehrkräfte

Potenzial in Perspektiven verwandeln!

Im Ausland ausgebildete Lehrkräfte stehen in Deutschland vor zu vielen und zu hohen Hürden, um in den Schuldienst zu gelangen. Die Bertelsmann Stiftung hat nun Vorschläge zur Verbesserung veröffentlicht, die die GEW in ihren Forderungen bestärken.

Nach wie vor scheitern viel zu viele Kolleg*innen an den Hürden im Anerkennungsprozess. (Foto: GEW/Shutterstock)

Im Ausland ausgebildete Lehrkräfte müssen in Deutschland zu viele und zu hohe Hürden überwinden, um in den Schuldienst zu gelangen. Zwei Jahre nachdem die GEW mit der Studie „Verschenkte Chancen?!“ zur Anerkennungs- und Beschäftigungspraxis migrierter Lehrkräfte darauf aufmerksam gemacht hat, hat die Bertelsmann Stiftung die Befunde aufgegriffen. Zusammen mit Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Begleitforschung des Programms „Lehrkräfte Plus“ in NRW bilden sie die Basis für das heute veröffentlichte Impulspapier Zugewanderte Lehrkräfte für eine chancenorientierte Schule: Potenzial in Perspektiven verwandeln! Dieses umfasst die folgenden drei zentralen Empfehlungen an die Kultusministerkonferenz (KMK):

  1. Anerkennungsverfahren durch Ausbau von Strukturen beschleunigen, Berufserfahrung an-erkennen und Perspektiven für Lehrkräfte mit einem Fach schaffen
  2. Entwicklungsperspektive einnehmen: Früh ansetzende Unterstützungsprogramme wie „Lehrkräfte Plus“ in allen Ländern anbieten und Unterstützung auch für den Berufseinstieg vorsehen
  3. Langfristige Perspektiven für Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen entwickeln – als ein Teil einer Strategie für eine chancenorientierte Schule in der Einwanderungsgesellschaft

Die GEW begrüßt die Empfehlungen in ihrer grundsätzlichen Stoßrichtung. „Wir wissen um das Potenzial sowie die große Einsatzbereitschaft zugewanderter Lehrkräfte und Pädagog*innen. Und wir nehmen wahr, dass auch die KMK angesichts des Fachkräftemangels und der Fluchtmigration aus der Ukraine erkannt hat, wie wichtig es ist, ausländische Abschlüsse einfacher anzuerkennen und zugewanderte Lehrkräfte schnellstmöglich in den Schuldienst zu integrieren. Doch nach wie vor scheitern viel zu viele Kolleg*innen an den Hürden im Anerkennungsprozess oder werden durch Auflagen zur Nachqualifizierung, die ein mehrjähriges Vollzeitstudium erfordern, abgeschreckt. Bisweilen erhalten sie befristete Verträge als pädagogische Assistenzen oder werden als sogenannte ‘Nicht-Erfüller*innen’ eingestellt und schlechter bezahlt – ohne adäquate Weiterbildungsangebote und Aussicht auf Gleichstellung ihrer Qualifikation“, kritisierte GEW-Vorsitzende Maike Finnern.

Gelegenheitsfenster für strukturelle Verbesserungen nutzen

Vor diesem Hintergrund sei es richtig, dass die Bertelsmann Stiftung mit ihren Empfehlungen auf strukturelle Verbesserungen abziele, so die GEW-Chefin. Forderungen nach Erleichterungen bei der Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse – auch mit nur einem Unterrichtsfach, nach dem Ausbau von Studienkapazitäten und zielgruppenspezifischen, insbesondere auch berufsbegleitenden Weiterbildungsangeboten, von (Teilzeit-)Plätzen im Referendariat sowie nach Unterstützung beim beruflichen (Wieder-)Einstieg seien auch Bestandteil des 15-Punkte-Programms der GEW gegen den Lehrkräftemangel. Richtig sei ebenso, den Blick auf Gelegenheitsfenster für Reformen auf Bundes- und Länderebene in Richtung einer „Strategie für eine diversitätssensible und chancenorientiere Schule in der Einwanderungsgesellschaft“ zu weiten, „die Mehrsprachigkeit und Vielfalt ressourcenorientiert nutzt, die spezifischen Potenziale von zugewanderten Lehrkräften fördert und ihnen Wege ins Schulsystem bereitet.“

Potenzial in verlässliche Perspektiven verwandeln

Finnern betonte zudem: „Integration ist keine Einbahnstraße und darf nicht in berufliche Sackgassen führen! Das Bildungssystem ist mehr denn je auf die nach Deutschland zugewanderten Lehrkräfte angewiesen, um Unterrichtsversorgung sicherzustellen und gute Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten. Es darf sie jedoch nicht nur als ‚Ressource‘ betrachten, sondern muss ihnen faire Chancen und verlässliche Perspektiven für eine qualifikationsadäquate Beschäftigung bieten!“ Daher plädierte sie im Hinblick auf die Forderungen nach mehr Flexibilität beim Zugang in den Schuldienst und der Anerkennung eines zweiten Faches für transparente und überprüfbare Voraussetzungen und Verfahren. Dabei müssten auch Berufserfahrungen, zum Beispiel in Willkommens- oder Vorbereitungsklassen, berücksichtigt werden. Zudem seien für eine gerechte Eingruppierung von Herkunftssprachen- und Ein-Fach-Lehrkräften laufbahnrechtliche Anpassungen notwendig.