GEW zum Weltkindertag
„Jetzt gemeinsam anpacken!“
Anlässlich des Weltkindertages mahnt die GEW Bund, Länder und Kommunen, sich gemeinsam für das Wohl von Kindern einzusetzen und verbindliche Investitionen zu garantieren.
Anlässlich des Weltkindertags am 20. September fordert die GEW von Bund, Ländern und Kommunen mehr verbindliche Zusammenarbeit, um die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. „Aufwachsen in der heutigen Zeit bedeutet auch das mentale Managen multipler Krisen. Kinder und junge Heranwachsende spüren die Unsicherheit in der Gesellschaft, in der sie groß werden. Die psychische Belastung der jungen Generation hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Zeitgleich ist das System, das ihnen in Krisensituationen helfen soll, am Anschlag“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit.
„Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Jahren große Einschnitte erlebt.“ (Doreen Siebernik)
„Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Jahren große Einschnitte erlebt. Es ist mit bloßem Auge sichtbar, wie sich die strukturelle Ungleichheit durch die Krisen verstärkt hat. Jetzt gilt es, alles zu tun, die Situation aller Kinder und Jugendlichen zu verbessern und in die Bedarfe junger Menschen zu investieren“, sagte Siebernik.
Sich gegen Krisen wappnen
Es sei fatal, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und dem Irrglauben zu folgen, die gesellschaftlichen Krisen gehörten der Vergangenheit an. Es sei dringender denn je notwendig, jetzt gemeinsam zukunftsfähige Perspektiven zu entwickeln und Investitionen verbindlich sicherzustellen. „Alle Akteure – von der Zivilgesellschaft über Bund, Länder und Kommunen – müssen auf Augenhöhe im Sinne aller Kinder und Jugendlichen kooperieren“, unterstrich Siebernik.
„Der rettende Anker für viele Kinder“
Oft werde nicht sichtbar, wie sehr die Gesellschaft von den Berufsgruppen der sozialen Arbeit abhängt, betonte die Kinder- und Jugendhilfeexpertin: „Die Beschäftigten in den sozialen Diensten, der Kita- und Schulsozialarbeit sowie der Jugendhilfe und Hilfe zur Erziehung sind häufig der rettende Anker für viele Kinder, Jugendliche und deren Familien. In Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheit geben sie den Kindern und Jugendlichen Perspektiven und individuelle Werkzeuge, um sich eine positive Zukunft zu gestalten. Wir brauchen eine viel größere strukturelle Wertschätzung dieser täglichen Leistungen, die das soziale Miteinander vor Ort möglich machen.“
Es fehlt an Geld und Personal
Die vergangenen Jahrzehnte hätten die Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe stark gefordert. Für viele Maßnahmen fehlten aber das Geld und das qualifizierte Personal vor Ort. „Es ist dringend notwendig, gemeinsam aktiv zu werden und das Kindeswohl als zentralen Ausgangspunkt für alle Entscheidungen zu machen“, sagte Siebernik.
„Die soziale und ökonomische Herkunft darf in der Bundesrepublik nicht länger einen so starken Einfluss auf den individuellen Lebensweg der Kinder haben. Wir brauchen von Anfang an eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung in der gesamten Bundesrepublik. Dafür müssen endlich zusätzlich zu einer bedarfsgerechten Infrastruktur auch ausreichend qualifizierte Fachkräfte ausgebildet werden“, sagte Siebernik.
„Die geplanten Streichungen im Bildungsbereich sind kontraproduktiv.“ (Doreen Siebernik)
Die GEW begrüßt das Signal aus der Kultusministerkonferenz (KMK), keine qualitative Abwertung zuzulassen und die Berufsgruppe der Erzieherinnen und Erzieher im deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) weiterhin auf der Stufe 6 einzuordnen. „Im nächsten Schritt brauchen wir ein bundeseinheitliches Konzept, wie den vielen Hilfs- und Unterstützungskräften in den Einrichtungen durch Nach- und Weiterqualifizierungen eine Zukunftsperspektive geboten werden kann“, so die GEW-Expertin.
Einer Aussetzung und Flexibilisierung der Rechtsansprüche in der Kindertagesbetreuung oder dem Ganztag an Grundschulen erteilte die Gewerkschafterin eine Absage: „Die Kinder und Jugendlichen haben Rechte. Es ist Aufgabe der Gesellschaft sicherzustellen, dass alle Kinder beste Bildungs- und Teilhabechancen haben. Dafür benötigt es umfassende Angebote und verlässliche Strukturen. Wir müssen unsere Prioritäten diskutieren, nicht unsere Ressourcen. Die geplanten Streichungen im Bildungsbereich sind kontraproduktiv“, hob Siebernik hervor.
Am Weltkindertag wird in über 145 Staaten auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und speziell auf die Kinderrechte aufmerksam gemacht. Mit der Verabschiedung der Resolution von 1954 wählte die Bundesrepublik Deutschland den 20. September als Weltkindertag. Im Zuge der Unterzeichnung der Kinderrechtskonvention 1989 erhielt dieser Tag eine noch stärkere Bedeutung.