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KI-Texte von Schülerinnen und Schülern

ChatGPT heizt Debatte um Hausaufgaben an

Ob ein Text von einem Menschen oder einer KI geschrieben worden sei, lasse sich selbst für Fachleute kaum erkennen - so die jüngst häufig zu lesende Einschätzung. Was sagen Lehrkräfte mit Blick auf Hausaufgaben dazu?

Unter den Schülerinnen und Schülern, die ChatGPT bereits nutzten, tun dies laut einer Bitkom-Umfrage die meisten für ihre Hausaufgaben. (Foto: Pixavay)

Mit der rasanten Verbreitung von KI-Tools wie ChatGPT auch im schulischen Bereich hat die Debatte um die Sinnhaftigkeit von Hausaufgaben wieder an Fahrt aufgenommen. Denn ChatGPT erstellt so realistische Texte, dass sich kaum unterscheiden lässt, ob eine Hausaufgabe von einem Schüler oder einer Schülerin oder von der künstlichen Intelligenz geschrieben wurde – so die gängige Meinung. 

Wir haben daher auch GEW-Mitglieder und Followerinnen und Follower unserer sozialen Kanäle gefragt: „Wann hattest du das Gefühl, dass deine Schüler*innen, ihre Hausaufgaben von ChatGPT schreiben lassen?“

Die Rückmeldungen bei Facebook und Instagram waren unterschiedlich, viele zeigten jedoch: Mensch von Maschine zu unterscheiden, scheint für Lehrkräfte doch nicht so unmöglich zu sein, wie vielfach bereits spekuliert wurde. 

Hier eine Auswahl der Antworten:

@eatplnts.growplnts - Als da „Entschuldigen Sie, aber ich habe keinen Zugriff auf Echtzeitinformationen über aktuelle Ereignisse oder Debatten, da mein Wissen bis September 2021 begrenzt ist.“ stand… (Instagram)

Eva Buchholz - Eine Schülerin hat einen englischen Aufsatz vorgelesen, der weit über ihrem sprachlichen Niveau war und sie die Wörter weder ordentlich betonen noch aussprechen konnte. (Grundkurs Englisch) (Facebook)

Norman Danner - Man merkt das eigentlich sehr schnell. Wie Bob Blume ja in seiner Fortbildung zum Thema berichtet hat, geht die Bildungsschere weiter auseinander. Wer sowieso schon gelernt hat und gut war, nutzt das Tool höchstens für einen Feinschliff, den der Lehrer kaum noch bemerkt. Vor allem Kinder denen der Wert von Bildung und Lernen nicht vermittelt werden konnte, fallen dann aber auf durch perfekte Texte auf, wo sie einen Tag vorher in der 9. oder 10. Klasse keinen korrekten Satz sagen oder schreiben konnten. (Facebook)

Eine Lehrkraft stellte zudem fest, wo es bei den Schülerinnen und Schülern bei der Nutzung von ChatGPT noch hakt:

@__bunnii_x – Seit es draußen ist. Ist doch auch naiv anzunehmen, dass sie das nicht tun. Allerdings wussten meine SuS teilweise nicht, wie sie gute AFB III (= Anforderungsbereich Transfer/Bewertung – Anmerkung der Redaktion) Lösungen bekommen. Die Prompts haben wir dann geübt.

Lernprozesse im Wandel

Unterdessen rückt auch das Thema Hausaufgaben wieder stärker in den Fokus. Der baden-württembergische Gymnasiallehrer und Blogger Bob Blume, der früh mit Chatbots im Unterricht experimentierte, kündigte im GEW.de-Interview bereits an: „Hausaufgaben sind tot.“

Lernprozesse müssten sich grundlegend ändern und stärker in den Unterricht verlagern. Die mündliche Arbeit werde mehr Gewicht bekommen. Zudem warnte er: Lehrkräfte, die sich nicht mit der neuen Technologie befassten, würden „ausgetrickst“: „Es ist möglich, mit ChatGPT durchs Schuljahr zu gehen, ohne dass jemand merkt, dass man gar nichts mehr tut.“

In den sozialen Netzwerken gab es dazu folgende Ansichten:

Norman Danner – PS: ich habe schon lange nur extrem wenig Hausaufgaben aufgegeben, da sowieso abgeschrieben wird, und das Vergleichen und Vorzeigen lassen oft die gleichen 10-15 Minuten dauert, welche auch die Aufgabe braucht. Nach Chat GPT kann man guten Gewissens kaum mehr klassische Hausaufgaben aufgeben. (Facebook)

Jacqueline Keilholz – Hausaufgaben sind wichtig (sinnvolle - nicht irgendwelche). Als Lehrer sollte man schon erkennen, ob was "fremd geschrieben" wurde, egal von wem! Unsere Tochter hatte seit der Grundschule ein ordentliches Pensum an Hausaufgaben - auch über das Wochenende. Die Lehrerin holte sich das o.k. der Eltern. An der weiterführenden Schule waren die Hausaufgaben ein Klacks, sie war es nicht anders gewöhnt. Andere Schüler sind da erst mal "zusammengebrochen" (weil nur Mo-Do max. 30 Minuten Hausaufgabenzeit). (Facebook)

Auch ein gewisser Pragmatismus ist aus den Rückmeldungen herauszulesen:

@ali1896hsv - Immerhin machen sie sich die Mühe und befragen die KI. Andere Schüler machen nix. Und bei wieder anderen malt Mutti/Vati die Mappe an. Hausaufgaben sind Mist. (Instagram)