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Kundgebung „Bildungswende JETZT!“

„Wofür zahle ich eigentlich Steuern?“

Die Initiatorinnen und Initiatoren des bundesweiten Appells „Bildungswende JETZT!” haben ihre vier Forderungen für ein besseres Bildungssystem am Donnerstag an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) übergeben.

Vielfältig will es sein, das Bündnis „Bildungswende JETZT!“. Sein erster größerer Auftritt, der es nach Berlin führte, machte dem alle Ehre: Kita-Kinder, Schülerinnen und Schüler, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte trafen sich Mitte Juni vor dem Bundeskanzleramt. „Lasst uns mit allen von Bildung Betroffenen gemeinsam für eine Bildungswende kämpfen“, rief Philipp Dehne den rund 150 Versammelten zu. Mit seiner Initiative „Schule muss anders“ hat Dehne – der auch bei den Linken in Berlin-Neukölln aktiv ist – das breite Bündnis ins Leben gerufen. Auch die GEW gehört dazu. Das oberste Ziel beschrieb Dehne so: „Wir brauchen eine zukunftsfähige, gerechte, inklusive Bildung.“

Unsere Schule ist so marode, da wachsen Pflanzen rein. (Schüler)

Während der Kundgebung wurde eindrücklich dargelegt, wie weit eine solche entfernt ist: „Unsere Schule ist so marode, da wachsen Pflanzen rein“, berichtete ein Schüler. Eine Schülerin erzählte, dass an ihrer Schule ein halbes Jahr lang der Mathe-Unterricht ausfiel, eine Elternvertreterin, dass sie nebenbei den Hort renoviert: „Wofür zahle ich eigentlich Steuern?“ Turgut Hüner von der Föderation Türkischer Elternvereine machte deutlich: Die schlechten Bedingungen träfen alle, aber manche besonders schlimm: „Für uns als Migrantenselbstorganisationen ist wichtig, dass die Menschen hier Anschluss finden.“

Andere Arbeitsbedingungen an Kitas und Schulen!

Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern stieß in ihrer Rede in dasselbe Horn: „Wir brauchen gleiche Chancen für alle“ – diese seien durch den Fachkräftemangel indes aber noch schlechter zu verwirklichen. Dem Slogan „Schule muss anders ...“ fügte Finnern hinzu: „... und die Arbeitsbedingungen an Kitas und Schulen müssen anders werden, damit wieder genug Leute in pädagogischen Berufen arbeiten wollen.“

Zum Abschluss der Kundgebung betonte Finnern eine weitere zentrale Forderung von „Bildungswende JETZT“: „Wir brauchen ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro als Startschuss und Anschub für eine bessere Infrastruktur – und dauerhaft 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung.“

Außerdem werden in dem Appell ein „echter Bildungsgipfel auf Augenhöhe“ und eine Ausbildungsoffensive für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher vorgeschlagen. Gerichtet ist er an politisch Verantwortliche in Bund und Ländern: an die Kultusministerkonferenz, die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder, die Bundesregierung und den Bundestag.

Der erste Schritt für einen Dialog wurde nach der Kundgebung gemacht: Die Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Hendrik Wüst (CDU) und Stephan Weil (SPD), nahmen den Forderungskatalog entgegen. Nach der Sommerpause ist der nächste große Schritt geplant: ein bundesweiter Protesttag am 23. September.