ChatGPT im Bildungsbereich
„Wir brauchen eine KI in öffentlicher Hand“
Pädagoginnen und Pädagogen aus Schulen und Hochschulen haben sich bei einer GEW-Onlinetagung kritisch über Erfahrungen mit der künstlichen Intelligenz ChatGPT ausgetauscht – und dabei auch den Nutzen für den Alltag diskutiert.
Lehrende aus Schulen und Hochschulen wünschen sich von ihrer Gewerkschaft Informationen und Empfehlungen zum Umgang mit KI-Systemen wie ChatGPT. Bei der GEW-Onlineveranstaltung „ChatGPT im Bildungsbereich: Chaos oder Chance für Schulen und Hochschulen“ entsprechend gefragt nannten die Teilnehmenden unter anderem kritische Fort- und praktische Weiterbildungen. Der Einsatz neuer Technologien dürfe zudem nicht zu weiteren, zusätzlichen Aufgaben für Lehrkräfte führen.
Auch die Vertreter des Hauptvorstandes, Ralf Becker für den Bereich Berufliche Bildung und Weiterbildung sowie Hochschulexperte Andreas Keller, betonten, es sei Aufgabe der GEW, einen verantwortungsvollen Umgang mit Chatbots und großen Sprachmodellen zu entwickeln.
„Pädagogische, didaktische und ethische Fragen werden weitgehend ausgeklammert.“ (Robert Odarjuk)
Zwar gibt es in einigen Bundesländern bereits Handreichungen für Lehrkräfte zum Umgang mit ChatGPT. Diese konzentrierten sich jedoch auf relevante Fragen für die Verwaltung, sagte der Berliner Lehrer und Personalrat Robert Odarjuk. „Pädagogische, didaktische und ethische Fragen werden weitgehend ausgeklammert.“
Seinen Beobachtungen zufolge nutzen Lehrkräfte ChatGPT derzeit vor allem zur Unterrichtsvorbereitung. Dringliche Fragen drehten sich insbesondere um Prüfungsszenarien und Leistungsbewertungen. Chancen sah Odarjuk im Bereich Inklusion, etwa durch das Erstellen von Texten und Unterrichtsmaterialien für schwächere Leserinnen und Leser. Generell forderte er mehr Mitbestimmung bei der Einführung digitaler Lerninstrumente.
Der für die Erfahrungen an Hochschulen sprechende Aljoscha Kreß, Wissenschaftlicher Referent beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, kann sich einen Einsatz von KI beispielsweise für das Schreiben von Anträgen zur Forschungsfinanzierung vorstellen. Diese Anträge könnten bis zu 60 Seiten umfassen, nähmen bis zu einem Drittel der Arbeitszeit von Postdocs ein – „und sind zum großen Teil Fleißarbeit“.
„Wir brauchen eine KI, die in öffentlicher Hand existiert und DSGVO-konform ist.“ (Anja Bensinger-Stolze)
Unterdessen gründeten laut einem Bericht von Table.Media acht Bundesländer bereits einen Verbund, um zusammen mit Start-ups ein Tool für Schulen zu entwickeln, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Das Projekt finanziere sich aus dem Budget des Digitalpakts.
Einen ähnlichen Wunsch äußerten die GEW-Kolleginnen und Kollegen: „Wir brauchen eine KI, die in öffentlicher Hand existiert und DSGVO-konform ist“, sagte Schulexpertin Anja Bensinger-Stolze. Dies ist nach Einschätzung der Teilnehmenden zwar nicht so einfach umsetzbar, dennoch solle über eine solche politische Forderung – ebenso wie über eine sinnvolle Regulation - beraten werden.