Krise der Demokratie
Wem nutzt Ken Jebsen?
Die Podcast-Serie „Cui bono – What happened to Ken Jebsen?“ für den Schulunterricht klärt über den Verschwörungserzähler auf.
Mal relativiert er den Holocaust, was antisemitisches Denken verrät, mal bringt er eine klassische Verschwörungserzählung: Ken Jebsen, Star „alternativer“ Medien und Held der Corona-Leugner-Szene. Stolze 500.000 Abonnentinnen und Abonnenten erreichte Jebsen mit seinem Onlineprogramm „KenFM“. Im November 2020 wurde der Kanal von YouTube dauerhaft gesperrt. Jebsen wechselte zum Messengerdienst Telegram und eröffnete eine Nachfolgewebsite.
Podcast eignet sich gut im Oberstufenunterricht
Welchen Werdegang hatte der einstige Radiomoderator des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)? Wessen politische Interessen bedient er, wenn er „die Eliten“ kritisiert, die US-Politik und das Robert Koch-Institut? Damit befasst sich die Podcast-Serie „Cui bono – What the fuck happened to Ken Jebsen?“ Der Podcast eigne sich „besonders gut zum Einsatz im Oberstufenunterricht“, erklärt Sophie Diernberger von der Agentur media.Bildungspartner. „Empfohlen für die Fachbereiche Politik, Geschichte, Ethik, Gesellschaftswissenschaften und Deutsch“, heißt es im Begleitheft. Die Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt das Projekt. Bislang wurde der Podcast über 3,7 Millionen Mal gestreamt oder heruntergeladen.
Sechsteilige Serie mit Original-Aussagen
Die sechsteilige Serie, über vier Stunden lang, bringt, schnell geschnitten, Original-Aussagen von Jebsen sowie Interviews mit ehemaligen Weggefährtinnen und -gefährten sowie Fachleuten. Dazwischen Popmusik. Autor Khesrau Behroz verwendet eine Sprache, die zur jugendlichen Zielgruppe passt: „Hey, bevor wir beginnen, ein paar Hinweise.“
KenFM unterstützt Corona-Leugnerinnen und -Leugner
Folge 1 schildert die Anfänge Jebsens. Als junger Mann beginnt er in Berlin, originelles Radio zu machen. Folge 2 beleuchtet den US-Amerikaner Alex Jones, der mit Fake News und rechtsextremen Inhalten viele Menschen erreicht – und viel Geld verdient. Parallelen zu Jebsen werden sichtbar. Folge 3 berichtet, wie Jebsen 2012 sein Online-Angebot KenFM startet. Auftrieb erhält er 2014 nach dem Umsturz in der Ukraine: Rechte und Linke demonstrieren gemeinsam in Berlin und Leipzig gegen den Westen und „die Eliten“. Jebsen mischt mit. Folge 4: KenFM unterstützt die Proteste der Corona-Leugnerinnen und -Leugner. Die Abonnentenzahl steigt und steigt. Folge 5 schildert Jebsens Kontakte nach Russland. 2017 gehört er zu einer Delegation, die die von Russland annektierte Halbinsel Krim besucht. In Folge 6 lernen wir „Karl“ kennen. Einen jungen Mann, dessen Mutter an Verschwörungserzählungen glaubt und KenFM hört.
Annäherung an rechtsextreme Positionen
Besonders eindrucksvoll ist der Podcast, wenn Pedram Shahyar zu Wort kommt. Ein Linker, der für attac gearbeitet hat und 2014 zu Jebsen stößt. „Weil ich da eine unglaubliche Dynamik gesehen habe“, sagt Shahyar. Als sich Jebsen immer stärker rechtsextremen Positionen nähert, bricht er mit ihm. Der Podcast schildert zudem, dass „alternative“ Medien und Bewegungen wie die Corona-Querdenker gezielt von Rechtsradikalen genutzt werden, um neue Zielgruppen zu erreichen.
Auch Russlands Regierung profitiere von „alternativen“ Medien à la KenFM. Moskau ziele darauf, westliche Länder durch Desinformation zu verwirren und zu spalten. Jebsen entpuppt sich dabei als willige Figur im geopolitischen Konflikt zwischen Russland und dem Westen. Autor Behroz bietet zum Podcast am 22. Juni, 10 Uhr, eine kostenlose, digitale Fragerunde für Schulklassen an. Hier kann man sich anmelden.