Lehrkräfte für Integrationskurse
Prekäre Beschäftigung im öffentlichen Auftrag überwinden!
Die Arbeitsbedingungen für Dozentinnen und Dozenten von Integrationskursen sind immer noch prekär. Die teils gravierenden Probleme weisen auf einen pädagogisch gebotenen Reformbedarf hin.
Auch 15 Jahre nach Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes werden Honorarverträge unterhalb des Mindestlohnniveaus in der Weiterbildung anstelle einer Festanstellung in der Daueraufgabe Integrationskurs vergeben. Das bedeutet: Kein Urlaubsgeld, keine Absicherung im Krankheitsfall, und die Beiträge zur Sozialversicherung müssen zu 100 Prozent alleine getragen werden.
„Für die Lehrkräfte in den Kursen ist Altersarmut heute schon programmiert.“ (Ansgar Klinger)
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert die Bundesregierung auf, gerechte Arbeitsverhältnisse in den von ihr verantworteten Kursen der Integration zu schaffen. „Die Träger müssen in die Lage versetzt und verpflichtet werden, feste tariflich geregelte Arbeitsverhältnisse für ihre Lehrkräfte zu schaffen“, sagt Ansgar Klinger, für Weiterbildung zuständiges Mitglied im GEW-Vorstand. Zugleich mahnt er: „Für die Lehrkräfte in den Kursen ist Altersarmut heute schon programmiert.“
Bericht offenbart angstbesetztes Arbeitsklima
Wer den Integrationskurs zukunftsfähig gestalten wolle, komme nicht herum, „auf die skandalösen Beschäftigungsverhältnisse im öffentlichen Auftrag zu blicken“. „Jetzt wird es Zeit, eine der Qualifikation und Verantwortung der Lehrkräfte entsprechende tariflich gesicherte Beschäftigung herzustellen“, beharrt Klinger.
Anlässlich des fünfzehnjährigen Bestehens hat die GEW den Bericht „15 Jahre Integrationskurs: Prekäre Arbeitsbedingungen in Sprachkursen für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund“ veröffentlicht. In diesem kommen auch die Lehrkräfte zu Wort und ermöglichen einen Einblick in das problematische, oft angstbesetzte Arbeitsklima.
Hintergrund
Mit dem Zuwanderungsgesetz 2005 und der Verordnung über die Durchführung der Integrationskurse vom Dezember 2004 formulierte die Bundesregierung erstmals Anforderungen für Integrationskurse, in denen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund Deutsch lernen. Eine curricular vereinheitlichte und zentralisierte Deutschsprach- sowie Integrationsförderung trat damit an die Stelle der bis dato unverbindlicheren Kurskonzepte.
Seither haben mehr als 2,4 Millionen Lernende neu an den Integrationskursen teilgenommen. Neben den allgemeinen Integrationskursen werden heute auch Berufssprachkurse, Spezialkurse für Alphabetisierung, für Frauen und Jugendliche sowie Intensivkurse und Förderkurse angeboten.