Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme
In Deutschland fehlen 430.000 Kita-Plätze
In den westdeutschen Bundesländern fehlen nach neuen Berechnungen der Bertelsmann Stiftung rund 385.900 Kita-Plätze, in den ostdeutschen Ländern sind es etwa 44.700. Die GEW fordert die Politik auf, endlich zu handeln und zu investieren.
Der Ausbau der Kita-Plätze kann mit dem steigenden Bedarf an Betreuungsangeboten nach wie vor nicht Schritt halten. Neuen Berechnungen zufolge fehlen in Deutschland rund 430.000 Kita-Plätze – in den westdeutschen Bundesländern sind es etwa 385.900, in den ostdeutschen rund 44.700. Das geht aus neuen Berechnungen der Bertelsmann Stiftung für das aktuelle Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme hervor. Die GEW sieht einen dringenden Handlungsbedarf aller Verantwortlichen, sowohl beim quantitativen als auch beim qualitativen Ausbau der frühen Bildung.
„Jeder nicht investierte Euro in eine gute Bildung wird sich nachteilig auf unsere Gesellschaft auswirken, sowohl volkswirtschaftlich als auch bezüglich des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“ (Doreen Siebernik)
„Die aktuellen Zahlen müssen jetzt in politisches Handeln übertragen werden. Jeder nicht investierte Euro in eine gute Bildung wird sich nachteilig auf unsere Gesellschaft auswirken, sowohl volkswirtschaftlich als auch bezüglich des gesellschaftlichen Zusammenhalts“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Dienstag in Frankfurt am Main. „Diese Krise hat das Potenzial, unsere Gesellschaft nachhaltig zu verunsichern und das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Wohlfahrtsstaates zu untergraben.“
Große Unterschiede zwischen Ost und West
Zwar besuchen in den ostdeutschen Bundesländern mehr Kinder eine Kita, allerdings sind die Personalschlüssel dort deutlich schlechter. Während eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in den westdeutschen Ländern rechnerisch für 3,4 Kinder in Krippengruppen und für 7,7 Kinder in Kindergartengruppen verantwortlich ist, kommen im Osten 5,4 bzw. 10,5 Kinder auf eine Fachkraft.
Die GEW setzt sich für eine von der Wissenschaft empfohlene Fachkraft-Kind Relation bei den Unter-Dreijährigen von 1:3 und bei den Über-Dreijährigen von 1:7,5 ein. Laut Bertelsmann Stiftung werden gemessen an diesen Zahlen fast 90 Prozent der Kita-Kinder in den ostdeutschen Ländern nicht kindgerecht betreut; in den westdeutschen Ländern sind es rund 62 Prozent.
„Wir brauchen dringend eine Fachkräfteoffensive.“ (Doreen Siebernik)
Die GEW fordert, Kommunen, Länder und Bund müssten gemeinsam und zeitnah eine Strategie für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften erarbeiten. „Wir brauchen dringend eine Fachkräfteoffensive“, betonte Siebernik. Die Bildungsgewerkschaft setze sich seit Jahren für ein bundesweites Kita-Qualitätsgesetz mit einheitlichen Standards ein. „Zentral sind dabei eine bessere Fachkraft-Kind-Relation, umfassende Leitungszeit, Zeit für Vor- und Nachbereitung, Anrechte auf Fort- und Weiterbildung sowie Fachberatung.“
Für das Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme wurden Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik (Stichtag 1. März 2022), des BMFSFJ („Kindertagesbetreuung Kompakt“, 2023), des DJI („Kinderbetreuungsreport 2022“, 2023) und weiteren amtlichen Statistiken ausgewertet. |