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Reform der Lehrkräfteausbildung

Gemeinsam studieren, gemeinsam unterrichten

Die Idee eines Stufenlehramts statt eines Studiums nach Schularten wird an ersten Unis in Deutschland umgesetzt. Doch in vielen Bundesländern ist der Widerstand groß.

Ein Stufenlehramt bietet viele Vorteile. Studienplätze können ohne Aufteilung in verschiedene Schularten besser ausgelastet werden und bei der Besetzung offener Stellen an den Schulen ergibt sich eine größere Flexibilität zwischen Oberschulen und Gymnasien. (Foto: IMAGO/blickwinkel)

Es wirkt, als geistere ein Gespenst durch die bundesweite Bildungslandschaft: das Studium im Stufenlehramt. Statt nach diversen Schularten voneinander getrennt, werden dabei die angehenden Lehrkräfte nur noch nach Primarstufe sowie Sekundarstufe I und II unterteilt. Eine Forderung, die die GEW schon lange erhebt. Auch im aktuellen „15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel“ der GEW heißt es: „Die Spezialisierung für einzelne Schularten muss zugunsten von Stufenlehrämtern überwunden werden.“ Die jungen Kolleginnen und Kollegen sollen nach diesem Ausbildungsweg – bei gleicher Bezahlung – sowohl an Gymnasien wie auch an Real- oder Oberschulen eingesetzt werden können. Flexibilität und Durchlässigkeit im Schulsystem würden dadurch für Lehrkräfte wie auch für Schulträger deutlich erhöht. Doch auf eine flächendeckende Umsetzung wartet man bisher vergebens.

„Angesichts dieser Reform war die Einführung des Stufenlehramts eine logische Konsequenz.“ (Stefanie Grote)

Vor allem in den Stadtstaaten Bremen und Berlin sowie in Brandenburg macht das Modell inzwischen Schule: Berlin etwa bietet mittlerweile den „Master of Education“ für das Lehramt an Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien an, Brandenburg das Lehramt für die Primarstufe sowie die Sekundarstufen I und II. Die Hansestadt Bremen hat mit ihrer Schulreform vor fast 15 Jahren bereits die alte Trennung nach Schularten ab der Grundschule im Studium weitgehend aufgehoben. Auf diesem Weg sollen Lehrkräfte an Oberschulen und Gymnasien als gleichwertig betrachtet und gleichartig ausgebildet werden.

Diese Idee folgte der Schulreform: Denn an Oberschulen in Bremen gibt es auch eine gymnasiale Oberstufe, an der das Abitur abgelegt werden kann. „Angesichts dieser Reform war die Einführung des Stufenlehramts eine logische Konsequenz“, sagt Stefanie Grote, Referatsleiterin im Dezernat für Akademische Angelegenheiten der Universität Bremen. Weiterer Vorteil: Studienplätze könnten ohne Aufteilung in verschiedene Schularten besser ausgelastet werden. Auch bei der Besetzung offener Stellen an den Schulen ergebe sich durch das Modell eine größere Flexibilität zwischen Oberschulen und Gymnasien, so Grote.

Reformbemühungen in anderen Ländern

In anderen Bundesländern sind mittlerweile ebenfalls Debatten um eine Einführung des Stufenlehramts entbrannt. Die SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Sachsen-Anhalt, Katja Pähle, sprach sich kürzlich dafür aus, einen „Modellversuch“ für eine stufenbezogene Ausbildung im Lehramtsstudium einzurichten. „Alle Schülerinnen und Schüler haben bestmöglich ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer verdient, unabhängig von der Schulform“, so Pähle. „Egal ob am Ende ein Abitur, ein Realabschluss oder ein Hauptschulabschluss steht – für den Schulerfolg brauchen die Lehrkräfte gleichermaßen Fachwissen, pädagogische und didaktische Kenntnisse.“ Ob die Pläne in der schwarz-rot-gelben Koalition in Magdeburg aber durchzusetzen sind, ist offen.

In Thüringen stecken die Reformbemühungen von Rot-Rot-Grün derweil in der Sackgasse. Ein Gesetzentwurf, mit dem eine schulstufenbezogene Lehrkräfteausbildung eingeleitet werden soll, hat zurzeit wenig Aussichten auf Erfolg. Die Erfurter Koalition unter Bodo Ramelow (Die Linke) dürfte mit ihren Vorstößen am Widerstand von CDU, FDP und AfD scheitern. Dabei hatte Linke-Bildungspolitiker Torsten Wolf jüngst vorgerechnet, dass in Thüringen nur 162 Studierende im ersten Semester für das Regelschullehramt eingeschrieben seien – für das Gymnasiallehramt dagegen 1.176. Diese Lücke müsse geschlossen werden, etwa mit Hilfe des Stufenlehramts. Doch dies bleibt vorerst die politische Wunschvorstellung einer Minderheitsregierung.