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Fachkräftemangel in der Bildung

Erholung ist kaum noch möglich

Gute Bildung in Schulen benötigt engagierte Lehrkräfte. Die Mehrheit dieser ist zwar nach wie vor mit dem Beruf zufrieden, klagt aber über schlechte Arbeitsbedingungen. Diese entstünden vor allem durch den Fachkräftemangel, zeigen Umfrageergebnisse.

Viele Lehrerinnen und Lehrer wollen ihre Deputatsstunden reduzieren. (Foto: Pixabay / CC0)

In den Schulen wächst der Arbeitsdruck, und mehr Lehrkräfte wünschen sich Teilzeitarbeit. Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung würden gern 13 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer ihre Deputatsstunden reduzieren. Die Arbeit in den Schulen wird von ihnen laut der Studie zunehmend als Belastung empfunden. Mehr als die Hälfte gab an, sehr häufig unter körperlicher Erschöpfung und Müdigkeit zu leiden und von innerer Unruhe und Nackenschmerzen geplagt zu sein. Ein Drittel klagte über Schlafstörungen. Die Umfrage erfolgte für das jährlich erscheinende Deutsche Schulbarometer.

Der wachsende Wunsch nach mehr Teilzeitarbeit gilt allerdings vor dem Hintergrund des akuten Lehrkräftemangels als problematisch. In der Kultusministerkonferenz gibt es intern Überlegungen, wie Teilzeitarbeit von Lehrkräften eingeschränkt und mehr Lehrerinnen und Lehrer für die Erhöhung ihrer Deputatsstunden gewonnen werden können.

In Bayern hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an alle Teilzeit-Lehrkräfte appelliert, freiwillig eine Unterrichtsstunde mehr zu geben. Zudem hat Söder – wie zum Teil die Politik auch in anderen Bundesländern – als Maßnahme gegen den Lehrkräftemangel die schrittweise Anhebung der Besoldung für alle Lehrergruppen auf A13/E13 (Beamte/Angestellte) angekündigt.

Nach dem Dienst- wie Arbeitsrecht kann der Staat als Arbeitgeber in laufende Teilzeit-Verträge nicht eigenmächtig eingreifen. Mehr Unterrichtsstunden könnte er nur durch eine gesetzliche Anhebung des gesamten Stundendeputats für die jeweiligen Lehrkräftegruppen erzwingen.

Wochenendarbeit als Regel

Laut der Forsa-Umfrage planen insbesondere Lehrkräfte, die aktuell zwischen 15 und 20 Stunden unterrichten, ihr Lehrdeputat zu reduzieren (27 Prozent). Ebenso möchte ein Viertel aller Lehrkräfte, die aktuell mit ihrem Beruf eher unzufrieden sind, im kommenden Schuljahr weniger Stunden geben.

Eine überwältigende Mehrheit der Lehrkräfte erlebt derzeit das eigene Kollegium (92 Prozent) und sich selbst (84 Prozent) als stark oder sehr stark belastet. Für mehr als drei Viertel der befragten Lehrkräfte gilt Wochenendarbeit als Regel, und für die Mehrheit ist eine Erholung in der Freizeit kaum noch möglich.

Coronapandemie größte Herausforderung

Zum Zeitpunkt der Befragung im April 2022 war die Bewältigung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie die größte Herausforderung für die Lehrkräfte (38 Prozent). An zweiter Stelle wurden der Lehrkräftemangel und das Fehlen von Fachlehrern (26 Prozent) genannt. Allerdings: Trotz der hohen Belastungen sagten 74 Prozent der Lehrkräfte, dass sie aktuell eher zufrieden mit ihrem Beruf sind. Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen äußerten sich am positivsten.

Bei ihren Schülerinnen und Schülern beklagten die befragten Lehrkräfte einen deutlichen Anstieg der Konzentrations- und Motivationsprobleme seit Beginn der Pandemie. Körperliche Unruhe, Niedergeschlagenheit und zum Teil auch aggressives Verhalten hätten zugenommen. 71 Prozent stimmen der Aussage zu, dass ihre Schule aktuell einigen Schülerinnen und Schülern nicht die adäquate Unterstützung anbieten kann, die diese eigentlich benötigten. Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer sind der Meinung, dass angesichts der derzeitigen Situation die Förderung des psychischen Wohlbefindens der Schülerinnen und Schüler wichtiger sein sollte, als Lehrpläne zu erfüllen.