Kommentar zur Coronapandemie
Eine harte Aufgabe
Die GEW wird bei der Bundestagswahl eine „Nationale Kraftanstrengung“ in Form von Milliardenpaketen für Bildung einfordern, etwa um den Investitionsstau in Gebäude abzubauen und die vernachlässigte Digitalisierung auszugestalten.
„Heute, am 24. März 2020, weiß noch niemand, wie sich der Verlauf der Corona-Pandemie weiter entwickeln wird.“ Mit diesem Satz habe ich vor einem Jahr meinen Kommentar begonnen. Die Aussage gilt auch heute noch: Gerade türmt sich die dritte Welle auf, und sie wird vermutlich härter als die vorhergehenden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die in der Runde mit den Ministerpräsident:innen um einen Wellenbrecher gerungen hat, gesteht ein, dass die Verabredung von Osterruhetagen ein Fehler war. Ungewöhnlich, dass Politik Fehler zugibt. Viele zu schnelle Versprechen der Politik mit Blick auf Impfen und Tests werden nicht gehalten.
Die GEW kämpft für Gesundheitsschutz und gute Bildung. Die Mitglieder sind wie die Gesellschaft hin- und hergerissen zwischen Öffnungssehnsucht und Vorsicht. Wir setzen uns weiterhin für kleine Gruppen in den Kitas und Wechselunterricht in der Schule ein, solange die Inzidenzwerte über 50 liegen. Mehr Sicherheit und die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts für alle wird von der Schnelligkeit der Impfkampagne, einer durchdachten Teststrategie und dem regionalen Infektionsgeschehen abhängen. Auch die Rückkehr in die Hochschulen wird erst noch auf sich warten lassen.
Die GEW wird bei der Bundestagswahl eine „Nationale Kraftanstrengung“ für Bildung einfordern, um die aufgedeckten Schwächen des Bildungssystems zu beseitigen.
Die GEW, die Personalvertretungen und die Betriebsräte werden weiterhin für den Gesundheitsschutz aller im Bildungsbereich Beschäftigten streiten. Öffentlichkeitsarbeit, Petitionen und Aktionen werden weiter nötig sein, um Gesundheitsschutz und das Recht auf Bildung nach vorn zu stellen. Dazu führen wir mit den demokratischen Parteien Gespräche über ihre Wahlprogramme und notwendige Entscheidungen.
Die GEW wird bei der Bundestagswahl eine „Nationale Kraftanstrengung“ für Bildung einfordern, um die aufgedeckten Schwächen des Bildungssystems zu beseitigen. Dazu gehören Milliardenpakete, um den Investitionsstau in Gebäude abzubauen und die vernachlässigte Digitalisierung auszugestalten. Diese Defizite sind durch die Krise für alle sichtbar. Es darf allerdings nicht bei Zahlen im Haushalt bleiben. Die Gelder müssen auch investiert werden. In Gesprächen mit den kommunalen Spitzenverbänden suchen wir nach Lösungen, damit föderale Finanzierungsblockaden beseitigt werden. Gute Gebäude und eine gute digitale Versorgung inklusive Systemadministrator:innen sind nicht über Nacht zu erreichen, aber notfalls in einem Zehnjahresplan verbindlich anzugehen.
Pädagogische Konzepte inklusiv weiterentwickeln
Eine härtere Aufgabe wird es, Mehrheiten für die Bekämpfung der sozialen Ungleichheit zu erzielen. Die sozial benachteiligten Menschen selbst sind nicht nur benachteiligt, sie nehmen auch ihre demokratischen Rechte weniger wahr als andere, sie sind seltener in der Politik aktiv. Damit es nicht dabei bleibt, dass es vom Wohnort und dem sozialen Status der Eltern abhängt, welche Bildungsangebote ein Kind bekommt, setzen wir uns als GEW für Bundes-Ressourcen nach Sozialindex ein – weg von der Zuweisung pro Kopf (Königsteiner Schlüssel). Deshalb müssen auch arme Kommunen entlastet, sozialer Wohnungsbau und soziale Stadtkonzepte entwickelt werden. Das muss Teil der Nationalen Kraftanstrengung nach der Pandemie werden.
Und dann brauchen die Kolleg:innen in allen Bildungsbereichen Zeit, um die pädagogischen Konzepte inklusiv weiter zu entwickeln, damit sie Kinder, Jugendliche und Studierende da abholen können, wo sie stehen. Dazu brauchen sie Spielräume und Fortbildungsangebote. Der kollegiale Austausch und die gegenseitige Beratung müssen wieder Raum gewinnen. Die GEW bietet dafür viele Formate – auch digital –, um Wegezeiten einzusparen. Zeit für die Weiterentwicklung muss zur Verfügung gestellt werden. Personal für den Bildungsbereich muss durch Wertschätzung, Entlastung und Aufwertung gefunden werden.