Und dann kam dieser Abend. „Ich wollte mit dem Auto gegen den Baum fahren.“ Auf dem Nachhauseweg bog sie ab, wählte die Landstraße. „Ich suchte eine freie Strecke.“ Zum Glück hatte ihre Tochter zuvor gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sie fuhr der Mutter hinterher, gab Signale mit der Lichthupe. „Da ist jemand“, fuhr es der damals 55-Jährigen durch den Kopf. „Das hat mich von meinem Plan abgebracht.“
Kristina Semdner lebt in Eibau, einer Kleinstadt im Kreis Görlitz, Ostsachsen. Sie wirkt ruhig, wenn sie von diesem Abend im Februar 2009 erzählt. Damals arbeitete sie als Erzieherin in einer Kindertagesstätte der Gemeinde Eibau. Bevor sie ins Auto stieg, hatte ein Elternabend stattgefunden. „Da saß auch der Bürgermeister mit Gefolge“, erzählt GEW-Mitglied Semdner. Der Ablauf des Abends war offenbar abgesprochen, so ihr Eindruck. Es sei darum gegangen, „Schlechtes über mich zu sagen“. Der Bürgermeister, die Kita-Leitung und Teile des Kollegiums hätten ein Ziel gehabt: „Dass ich gehe.“ Anschließend war sie überzeugt, dass alles keinen Sinn mehr habe. „Dieser Kindergarten, das war mein Leben.“
Wachsender Konkurrenzdruck
„Mobbing ist eine Gewaltform, die auf Macht basiert“, schreiben Wolfgang Kindler und Lioba Pötter in ihrem Buch „Mobbing gegen Lehrer“. Mobbing erfolge regelmäßig, „mindestens einmal pro Woche“. Doch erst wenn die Übergriffe ein halbes Jahr andauerten, könne man von Mobbing sprechen, betonen Kindler und Pötter. Mögliche Folgen seien langfristige Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Frühverrentung von Betroffenen. Darauf verweist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Sie veröffentlichte im November 2018 eine repräsentative Stichprobe, für die sie sozialversicherungspflichtige Beschäftigte befragt hatte. Ergebnis: 6,7 Prozent der Befragten fühlten sich Mobbing ausgesetzt. Hochgerechnet auf 40,5 Millionen Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Beamte ergibt das bundesweit 2,7 Millionen Mobbingopfer.
Und wie viele Pädagoginnen und Pädagogen sind darunter? Kindler und Pötter verweisen auf eine Studie von 2013, publiziert von Reinhold S. Jäger, Professor für Psychologie an der Uni Konstanz-Landau. Der Untersuchung zufolge sind 16 Prozent der Lehrer und 22 Prozent der Lehrerinnen Opfer von Mobbingprozessen. Viel spreche dafür, dass diese Angaben zu hoch sind, betonen die beiden Autoren. So sei die Studie nicht repräsentativ. Auch beruhe die Aussage, gemobbt zu werden, auf der Selbsteinschätzung der Befragten. „Nicht jeder, der behauptet, ein Opfer von Mobbing zu sein, ist es auch“, so Kindler und Pötter.
Bevor Semdner zum Mobbingopfer wurde, gab es zahlreiche Konflikte in ihrer Kita. Laut Klageschrift der DGB-Rechtsschutz GmbH, die die Erzieherin vor Gericht vertreten hat, hatten sich zum Beispiel Eltern wegen der Qualität des Essens beschwert. Der Bürgermeister habe Semdner vorgeworfen, sie stecke hinter den Protesten. „Laut brüllend gab der Bürgermeister der Klägerin die Anweisung, die Aktivitäten sofort einzustellen“, heißt es in der Klageschrift. Semdner mahnte an, dass Entlastungszeiten für die Beschäftigten fehlten. „Hinzu kam ab 2007 eine Umbruchsituation“, berichtet die Erzieherin. Eine neue Leiterin musste eingearbeitet werden: sehr jung, ohne Erfahrung mit Kindern.
Neue stellvertretende Leiterin wurde eine Erzieherin mit „ruppigem Umgangston“, so Semdner weiter. „Die Kinder hatten Angst vor ihr.“ Eine ältere Kollegin habe das Verhalten der neuen Stellvertreterin kritisiert – und bald darauf, im März 2008, Hausverbot bekommen, „ohne Grund und ohne Ankündigung“. Zwei Tage später gab es eine Personalversammlung. Semdner sagt, sie habe sich dort gegen das Hausverbot ausgesprochen. „Das war mein Aus.“
„Wegen Dingen, die gestern noch in Ordnung waren, wurde ich auf einmal gemaßregelt.“ (Kristina Semdner)
Auch an Schulen steige die Mobbinggefahr, wenn das Arbeitsklima schlecht ist und wenn Konflikte nicht offen ausgetragen und für alle Beteiligten zufriedenstellend gelöst werden. Darauf verweisen die Autoren einer Broschüre zum Thema Mobbing aus dem Jahr 2007, herausgegeben von der Bezirksregierung Münster/Westfalen. Mögliche Konfliktherde entstünden durch die „zunehmende Selbstständigkeit von Schulen“ und die „Individualisierungsansprüche der Schüler sowie deren Eltern“ – zudem durch „veränderte Bildungs- und Qualitätsstandards“ in Verbindung „mit wachsendem Konkurrenzdruck“. Außerdem: Wo über längere Zeit keine neuen Lehrkräfte eingestellt wurden, hätten sich oft „sehr feste Arbeits- und Beziehungsstrukturen gebildet“. Auch das erhöhe die Gefahr „sich verfestigender Konfliktkonstellationen“.
Die Folgen einer solchen Entwicklung hat Semdner am eigenen Leib erlebt. Ab 2007 erhielt sie in der Kita immer weniger Informationen. Dienstzeiten hätten sich „von heute auf morgen“ geändert, berichtet sie, „und ich habe davon erst spät erfahren“. In der Klageschrift steht: Die Kita-Leitung ordnete an, dass sie ihre Kita-Gruppe mit 17 bis 19 Kindern „fast ständig“ allein zu betreuen hatte – in allen anderen Gruppen gab es jeweils zwei Aufsichtspersonen. Zudem wurde sie laut Klageschrift von der Leiterin „sozial ausgegrenzt, indem sie im Beisein von anderen Kollegen demonstrativ nicht begrüßt wird“. Und: „Wegen Dingen, die gestern noch in Ordnung waren, wurde ich auf einmal gemaßregelt“, berichtet die Erzieherin.
So bereitete sie ein „Strohprojekt“ vor: Der Außenbereich der Kita sollte eine Woche lang mit Strohballen ausgestattet werden, zum Klettern und Herumtollen. Eltern hatten ihre Unterstützung zugesagt, die Feuerwehr war informiert, ein Lieferant für die Strohballen gefunden. „Dann legte die Leiterin fest, dass nur die Kinder meiner Gruppe die Strohlandschaft nutzen dürfen“, erzählt Semdner. Allen anderen Kindern sollte der Zugang untersagt werden. Zudem verbot die Leiterin dem Hausmeister, beim Aufbau zu helfen. „Da habe ich das Projekt abgesagt.“
Einige Mütter und Väter hielten zu ihr. Andere Eltern kritisierten in einem Brief im März 2009 an den Bürgermeister: „Das Kindergartenklima gestaltet sich immer negativer, da Frau Semdner nicht in der Lage ist, mit ihren Kolleginnen zusammenzuarbeiten.“ Der stellvertretende Bürgermeister bemängelte die „fehlende Chemie“ zwischen Semdner und der Kita-Leiterin. Die Leiterin warf ihr vor, überheblich zu sein, sie missachte Regeln und verletze die Aufsichtspflicht.
„Kampf um die Klassenherrschaft“
Pädagoginnen und Pädagogen werden aber nicht nur von Kollegen oder Vorgesetzten gemobbt. Mitunter sind es auch Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte mobben. Die Palette reiche von „gezielten Dauerstörungen“ und „Verleumdungen, zum Beispiel gegenüber Eltern und Kollegen“ bis hin zu „Beleidigungen“ und „Angriffen im Cyberspace“, etwa via Facebook und WhatsApp. So die Buchautoren Kindler und Pötter. Die Anlässe? Mal sei es „Wut wegen schlechter Noten“, mal „nicht gelöste Konflikte mit einzelnen Schülern oder der ganzen Klasse“. Häufig liege die Ursache „in gruppendynamischen Zusammenhängen“, so Kindler und Pötter. Es gehe um den „Kampf um die Klassenherrschaft“, der über Verhalten im Unterricht ausgetragen wird.
Wer Mobbing ausgesetzt ist – gleich von wem – sollte sich unbedingt qualifizierte Hilfe holen. So wie Semdner. Im Oktober 2007 knüpfte sie Kontakt zu Annegret Grothkopp. Die Sozialarbeiterin, selbst ehemaliges Mobbingopfer, leitet die Mobbingberatungsstelle des GEW-Kreisverbandes Ostsachsen in Bautzen. „Sie hat mir Mut gemacht, wieder Vertrauen in mich selbst zu haben“, sagt Semdner rückblickend. Grothkopp informierte die Arbeitsschutzbehörde des sächsischen Wirtschaftsministeriums. Semdner schaltete die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes ein. Doch der Druck am Arbeitsplatz ließ nicht nach. „Damals war ich richtig konfus im Kopf“, erzählt sie. „Ich wusste nicht mehr, was war richtig und was war falsch.“
Ute Lorenz, 57 Jahre, ist Juristin bei der GEW Nordrhein-Westfalen (NRW) in Essen. Sie bietet Mobbingberatung an – und empfiehlt den Betroffenen, zunächst den Personalrat im kommunalen Schulamt oder in der Bezirksregierung einzuschalten. Der wisse auch, „ob sich noch jemand aus der Schule wegen Mobbing an ihn gewandt hat“. Sie rät, ein Mobbing-Tagebuch zu führen. Darin könne man zum Beispiel notieren, „dass die Schulleitung ständig in den Unterricht kommt und guckt“. Oder dass man in großer Runde immer wieder kritisiert werde. Lorenz betont: Wer darum kämpfe, trotz Mobbing an seiner Schule zu bleiben, müsse sich auf eine lange Auseinandersetzung einstellen. Dauer: „Ein bis drei Jahre.“ Die Wahrscheinlichkeit, die Schule wechseln zu müssen, liege „bei über 90 Prozent“.
Etliche Betroffene glauben, eine Mobbing-Situation sei rechtlich schnell zu lösen. „Das geht leider nicht“, betont Lorenz. „Ich kann nur zuhören. Ich kann bewerten.“ Aber: „Ich kann das Problem hier nicht lösen. Das muss vor Ort geklärt werden.“ Gewerkschaftlicher Rechtsbeistand für Mobbingopfer? Offenbar nur in Ausnahmefällen möglich. „Im Rechtsschutz haben wir diese Fälle nicht“, sagt Mario Sandfort, Justiziar des GEW-Landesverbandes NRW. Er könne sich „an keinen Fall erinnern“.
Das NRW-Schulministerium verweist auf weitere Hilfsangebote. Etwa auf die Schulpsychologischen Dienste der Kommunen. Außerdem gebe es die „Landespräventionsstelle gegen Gewalt und Cybergewalt“. Seit dem 1. September 2018 bestehe zudem „Sprech:ZEIT 24/7“, ein kostenloses Beratungstelefon für Lehrkräfte, das rund um die Uhr erreichbar ist. Bislang sei das Angebot von rund 100 Anrufern im Monat genutzt worden, heißt es. Wie viele sich davon auf Mobbing bezogen haben, will das Schulministerium nicht verraten. Man habe zugesagt, „dass jegliche Inhalte des Beratungsangebots vertraulich behandelt werden“.
„Im Wirtschaftsleben ist es sehr hart. Die Leute gehen mit Ellenbogen vor.“ (Annegret Grothkopp)
Bautzen, Muskauer Straße 4. Im ersten Stock des Mehrzweckgebäudes befindet sich die Mobbingberatungsstelle des GEW-Kreisverbandes Ostsachsen. Annegret Grothkopp, 71 Jahre, serviert Kaffee, dazu Eierschecke, den sächsischen Käsekuchen. Sie erzählt, dass sie 1998 auf Vorschlag der GEW begonnen habe, die Beratungsstelle aufzubauen. Arbeitsagentur, Landrat, Berufsgenossenschaften und Unfallkasse Sachsen unterstützten das Projekt. „In den 1990er-Jahren war die Arbeitslosigkeit hoch. Da gab es viel Mobbing“, erzählt sie. In den letzten Jahren sei die Anzahl der Fälle wieder gestiegen, sagt Grothkopp. „Im Wirtschaftsleben ist es sehr hart. Die Leute gehen mit Ellenbogen vor.“
Die Beratung ist kostenlos – ein Angebot nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder. „Ich habe mehr als 1.000 Beratungen gemacht“, erzählt sie. Auch Menschen aus Westdeutschland riefen an. Im Laufe der Jahre baute sie ein Netzwerk auf, „mit Kontakten zu Ärzten, zum Arbeitsgericht, zu Rechtsanwälten“. Sie sagt: „Ich kann zum Hörer greifen und sofort einen Termin beim Psychologen machen.“ Mindestens 15 Gerichtsverhandlungen habe sie erlebt. „Alle endeten mit einem Vergleich.“ Grothkopp hält Vorträge in Selbsthilfegruppen, in Schulen, im Landratsamt Bautzen, beim DGB und bei der IG BAU. Längst ist sie in Rente, berät nur noch zehn Stunden pro Woche, auf 450-Euro-Basis. Aber aufhören? Wer die Beratung mal übernehme, müsse Fachwissen haben. „Und darf nicht zu jung sein.“ Lebenserfahrung sei nötig.
Ruth Brenner, Personalrätin und Geschäftsführerin des GEW-Bezirks Mittelfranken, berichtet von einem anderen Mobbingfall: Eine angehende Lehrerin, die zum Referendariat an eine Nürnberger Brennpunktschule kam. „Sie hätte dort Unterstützung gebraucht“, sagt Brenner. „Doch das Gegenteil war der Fall.“ Der Schulleiter habe Druck ausgeübt. „Immer wieder kam er in ihren Unterricht, äußerte sich abwertend über sie.“ Außerdem sei die Referendarin „übermäßig viel“ für Vertretungsstunden eingesetzt worden, musste sogar Sekretariatsarbeiten erledigen. Weitere Demütigung: „Die Schulleitung hat sie einmal per Lautsprecher im Schulhaus suchen lassen: Bitte kommen Sie sofort ins Sekretariat.“
„Von Kollegen kam keine Hilfe.“ (Ruth Brenner)
Psychische Probleme traten auf, die Krankheitstage häuften sich. „Von Kollegen kam keine Hilfe“, erzählt Brenner. Die seien selbst sehr belastet, der Lehrermangel sei groß in Bayern. „Da bleibt die Hilfsbereitschaft auf der Strecke.“ Die Referendarin, die anonym bleiben will, schaltete schließlich den Personalrat ein. „Uns ist es gelungen, sie an einer anderen Schule unterzubringen“, sagt Brenner. „Jetzt geht es ihr gut.“
Um gesundheitsgefährdende Attacken gegen Lehrkräfte zu verhindern, sind auch die Schulträger gefordert. So wurde beispielsweise 2010 in Frankfurt am Main die „Dienstvereinbarung Mobbing“ geschlossen – ausgehandelt zwischen dem Gesamtpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer sowie dem Staatlichen Schulamt Frankfurt. Das fünfseitige Papier hält fest, dass Schulleiterinnen und Schulleiter eine besondere Verantwortung tragen. Sie seien als Dienstvorgesetzte gehalten, „die Beschäftigten vor Beeinträchtigungen der körperlichen und psychischen Unversehrtheit zu schützen“. Sie hätten die Aufgabe, „vorbeugend geeignete Maßnahmen gegen Mobbing“ zu ergreifen und im Konfliktfall „konstruktive Problemlösungen anzubieten“.
Als präventive Maßnahme nennt das Papier unter anderem: „Aufnahme des Themas Konfliktbearbeitung und Mobbingprävention in das Fortbildungsprogramm für Beschäftigte sowie für Schulleitungsmitglieder“. Außerdem empfehlen Gesamtpersonalrat und Schulen allen Beschäftigten, die eigene Arbeitsorganisation auf Umstände zu prüfen, „die erfahrungsgemäß leicht zu Konflikten führen können“. Ferner heißt es: „Betroffene werden bestärkt, Fehlverhalten von Vorgesetzten und/oder Kolleginnen und Kollegen nicht hinzunehmen, sondern sich dagegen zur Wehr zu setzen.“ Beschäftigte, die das Fehlverhalten anderer miterlebten, „werden ausdrücklich aufgefordert, den/die Betroffene/n zu unterstützen“.
„Leiterin und Stellvertreterin wollen mich nicht mit Kindern allein lassen, behandeln mich wie eine Verbrecherin.“ (Semdner)
Was geschieht, wenn genau das nicht gemacht wird, zeigt das Beispiel von Erzieherin Semdner. Ab 2008 hatte sie zunehmend gesundheitliche Probleme. Die Klageschrift hält fest: „Schlafstörungen. Kopfschmerzen. Durchfall. Erbrechen. Zitterzustände. Antriebsarmut.“ Und: „Am 4. Dezember 2008 erlitt die Klägerin auf dem Weg vom Kindergarten im Rahmen ihrer Mittagspause einen Kreislaufzusammenbruch.“ Die Erzieherin wurde sechs Wochen krankgeschrieben. Danach ging das Mobbing weiter. „Binnen fünf Wochen hatte ich 13 außerordentliche Gespräche, beim Bürgermeister, bei der Leiterin“, erinnert sie sich. Dann fand der Elternabend statt, „an dem alles hässlich geredet wurde“. Der Abend mit den Suizidabsichten. Im März 2009 willigte sie ein, die Kita zu wechseln. Sie notierte: „Verabschiedung verläuft desolat. Leiterin und Stellvertreterin wollen mich nicht mit Kindern allein lassen, behandeln mich wie eine Verbrecherin.“ Im Juli 2009 ging sie vier Wochen in die Uniklinik Dresden, zur psychotherapeutischen Behandlung. Diagnose unter anderem: „Depression und Panikstörung.“
14. Juli 2010. Vor dem Arbeitsgericht Bautzen einigte sich Semdner mit der Gemeinde Eibau auf einen Vergleich: Ihr Arbeitsverhältnis endete am 31. August 2010 „aus gesundheitlichen Gründen“. Im Gegenzug erhielt sie von der Gemeinde ein laut Vergleich „wohlwollendes, qualifiziertes Zeugnis mit der Note gut“. Außerdem zahlte ihr die Gemeinde eine Abfindung in Höhe von 35.000 Euro. Gefordert hatte sie 42.000 Euro plus Zinsen – als Entschädigung und Schmerzensgeld. „Drei Jahre haben wir gekämpft“, sagt rückblickend GEW-Mobbingberaterin Grothkopp. Der Vergleich bedeute „ein Stück Rehabilitation“. Semdner winkt ab: „Ich hätte lieber weitergearbeitet.“ Sie habe fünf Jahre gebraucht, „um wieder Boden unter die Füße zu bekommen“. Die 65-Jährige ist heute Rentnerin.