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Reform der Lehrkräfteausbildung

Eine Dauerbaustelle

Die Herausforderungen für Lehrkräfte haben sich verändert: Inklusion, Ganztagsunterricht und Schulstrukturveränderungen machen auch eine Reform der Lehrkräfteausbildung notwendig. Die GEW hat dazu Vorschläge erarbeitet.

Die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer sei eine „Dauerbaustelle“ schrieb der Erziehungswissenschaftler und Experte in Fragen der Lehrkräfteaus- und -fortbildung Prof. Ewald Terhart vor gut sechs Jahren in einem Fachaufsatz. Reforminitiativen seien immer dann entstanden, wenn es gesellschaftliche Umbrüche gegeben habe wie in der Zeit der sozialliberalen Politik zu Beginn der 1970er-Jahre oder in Phasen, in denen das Schulsystem politisch unter Druck geriet, zum Beispiel nach dem „PISA-Schock“ anfangs der 2000er-Jahre.

Folgerichtig hat sich auch die GEW schon immer mit der Frage der Lehrkräfteausbildung auseinandergesetzt. 2017 verabschiedete der Gewerkschaftstag der GEW in Freiburg im Breisgau „Leitlinien für eine innovative Lehrer_innenbildung“. Diese waren das Ergebnis einer vier Jahre dauernden Arbeit des „Zukunftsforum Lehrer_innenbildung“, eines Gremiums aus Mitgliedern der Landesverbände, Fach- und Personengruppen der GEW sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Bund, Ländern, Hochschulen und bildungspolitischen Organisationen. Begleitet wurde die Arbeit des Forums durch insgesamt neun von der Max-Traeger-Stiftung geförderten Expertisen.

Ausbildung an Klassenstufen statt an Schulformen

Die „Leitlinien“ sehen unter anderem eine Orientierung der Ausbildung an Klassenstufen statt an Schulformen vor. Eine Forderung, die bislang nur wenige Bundesländer umgesetzt haben. Eine weitere Forderung der GEW betraf den Lehrkräftemangel. Zwar waren 2017 nicht alle Schulformen und Regionen gleichermaßen von dem Problem betroffen, gleichwohl herrschte insbesondere in den Grundschulen sowie in den ostdeutschen Bundesländern bereits ein eklatanter Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Wie die meisten Expertinnen und Experten prognostizierte auch die GEW, dass aufgrund des Geburtenbooms und der Zuwanderung die Zahl der Schülerinnen und Schüler künftig deutlich stärker steigen werde als von der Kultusministerkonferenz (KMK) angenommen – parallel zu dieser Entwicklung kam die Pensionierungswelle ins Rollen. Die GEW sprach sich deshalb dafür aus, die Zahl der Studienplätze deutlich zu erhöhen.

Lehrkräftemangel drängendstes Problem

Sechs Jahre später sind diese Forderungen aktueller denn je. Unbesetzte Stellen in den Schulen haben eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt: Die zusätzlichen Belastungen für Lehrerinnen und Lehrer schrecken viele Studienberechtigte von einem Lehramtsstudium ab. Viele Bundesländer reagierten auf den Personalmangel mit der Einstellung von Quer- sowie Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern, was zusätzlich Druck auf den Anspruch an eine qualitativ hochwertige Lehrkräfteausbildung erzeugt hat.

Die GEW hat auf die Entwicklung mit einem „15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel“ reagiert. Dieses spricht sich zum Beispiel für mehr Studien- und Referendariatsplätze sowie eine bessere Betreuung und Bezahlung angehender Lehrkräfte aus. Für Quer- und Seiteneinsteigende müssen Qualifizierungsangebote geschaffen werden, damit sie sich fehlende pädagogische Kompetenzen aneignen können. Um den Forderungen an die KMK Nachdruck zu verleihen, hat die GEW eine Online-Petition für ihr Programm gestartet.