Zum Inhalt springen

Schulpolitische Positionen der GEW

„Das utopische Moment am Leben halten!“

Rund 80 Delegierte aus verschiedenen GEW-Landesverbänden diskutierten in Fulda über Digitalisierung, Demokratie, „Eine Schule für alle“, um die schulpolitischen Positionen der GEW weiterzuentwickeln.

Rund 80 Delegierte aus verschiedenen GEW-Landesverbänden diskutierten auf der zweiten Regionaltagung in Fulda über die schulpolitischen Positionen der GEW. (Foto: Jamil Jalla)

Digitalisierung, Demokratie, „Eine Schule für alle“: Das waren drei der Themen, mit denen sich die „Zweite Regionalkonferenz zur Weiterentwicklung der Schulpolitischen Positionen der GEW“ in Fulda befasste.

Der Workshop zum Thema „Eine Schule für alle“ stieß auf das größte Interesse. 22 Teilnehmende erarbeiteten dazu drei Kernaussagen. Eine davon lautet: „Überwindet die Spaltung der Lehrkräfte“. Ziel sei die gemeinsame Schule, in der alle Lehrerinnen und Lehrer eine „vergleichbare Ausbildung“ und eine „gleichmäßige Bezahlung“ hätten. So Bernd Winkelmann, ehemaliger Vorstandssprecher der GEW Bremen, der den Workshop moderiert hatte. Insgesamt gab es fünf Workshops, die sich mit Digitalisierung, Demokratie, Qualität, „Eine Schule für alle“ und „Schulen im Stress“ befassten.

Eine Überarbeitung der Schulpolitischen Positionen ist nötig, da die vorliegenden Positionen aus dem Jahr 2001 stammen. Rund 80 Delegierte aus den GEW-Landesverbänden Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren in der Barockstadt Fulda zusammengekommen. Bereits im vergangenen September hatte die Erste Regionalkonferenz in Hamburg Empfehlungen erarbeitet.

Historischer Rückblick

Zu Beginn der Tagung referierte Marianne Demmer, die ehemalige stellvertretende GEW-Vorsitzende. Sie erinnerte daran, dass die Schulpolitik der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg „im Grunde kein Gymnasium vorsah“. Doch „Eine Schule für alle“ sei nur in der DDR realisiert worden. Seit der Wiedervereinigung habe sich in ganz Deutschland „ein hierarchisch gegliedertes Schulsystem durchgesetzt – vorerst“. Marianne Demmer appellierte, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Fortschrittlichen Kräften falle die Aufgabe zu, „das utopische Moment am Leben zu halten“.

„Hemmnisse und Probleme“

In einem weiteren Impuls-Vortrag sprach Professor Michael Wrase, Rechtswissenschaftler beim Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), über „Hemmnisse und Probleme, das Recht auf Bildung zu verwirklichen“. Wrase verwies auf die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Sie verpflichte den deutschen Staat, behinderten Kindern und Jugendlichen Zugang zu inklusiver, hochwertiger und kostenloser Bildung zu ermöglichen – und zwar „am Ort, an dem sie leben“. Doch die wenigsten Bundesländer setzten dies tatsächlich um.

Professor Wrase erläuterte zudem am Beispiel Berlins, dass private Ersatzschulen für „hohe soziale Selektivität“ sorgten, was Artikel 7, Absatz 4 des Grundgesetzes widerspreche. Wrase sprach von einem „großen Kontrolldefizit.“ Im Jahr 2017 seien in Berlin für 350 Privatschulen lediglich zwei Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Bildung zuständig gewesen.

Dritte Regionalkonferenz in Nürnberg

Anja Bensinger-Stolze, beim GEW-Hauptvorstand zuständig für Schule, lud die Teilnehmenden ein, die Diskussion in den Landesverbänden fortzusetzen. Die Dritte Regionalkonferenz findet am 1. und 2. Dezember in Nürnberg statt. Eingeladen sind Delegierte aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen. Die GEW plant, die aktualisierten Schulpolitischen Positionen auf dem Gewerkschaftstag 2025 zu verabschieden.