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Bundesforum Bildung in der digitalen Welt

„Bildung muss Gemeinschaftsaufgabe werden“

Die GEW wird die Themen freie Bildungsmaterialien, informatische Bildung an Schulen und digitale Teilhabe aller intensiv weiterentwickeln. Auf diese und weitere Vorhaben verständigte sich jüngst das Bundesforum Bildung in der digitalen Welt.

Digitale Grundsicherung bedeutet auch: Endgeräte wie Laptops für alle. (Foto: stocksnap.io/Creative Commons CC0)

Von informatischer Grundbildung über eine digitale Grundsicherung bis zur Prüfstelle für Online-Bildungsmedien: Das GEW-Bundesforum Bildung in der digitalen Welt hat bei seiner dritten Sitzung Ende März eine lange Agenda abgearbeitet. Vertreterinnen und Vertreter der Bundestagsfraktionen von SPD, Grünen, Linkspartei und FDP sowie des Bundesbildungsministeriums diskutierten zudem ihre Vorstellungen zum Thema „Gute Bildung und gute Arbeit in der digitalen Welt“.

„Wir kommen mit unserer Forderung nach einem Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen in der Politik an.“ (Marlis Tepe) 

Selten zeigte sich ein politisches Podium dabei in so vielen Punkten so harmonisch – was wohl auch daran lag, dass CDU und Kultusministerkonferenz der Einladung der GEW nicht gefolgt waren. Einigkeit gab es etwa in der Kritik am Kooperationsverbot: Bildung müsse per Verfassung eine Gemeinschaftsaufgabe werden, forderten die Bildungsexperten von SPD und Linkspartei, Oliver Kaczmarek und Birke Bull-Bischoff. „Wir kommen mit unserer Forderung nach einem Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen in der Politik an“, bilanzierte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe.    

Den meisten Raum auf dem virtuellen Podium nahm die Debatte um den Digitalpakt Schule und konkret die schleppende Abrufung der Mittel sowie die auf dem Arbeitsmarkt fehlenden Systemadministratoren ein. Die Abteilungsleiterin im Bundesbildungsministerium, Kornelia Haugg, erklärte, das Förderprogramm sei vorausschauend geplant, aber durch das Tempo der Entwicklungen in der Coronakrise überholt worden.

„Es reicht nicht aus, Infrastruktur und Geräte zu stellen, Lehrende brauchen auch Didaktik und Methoden.“ (Andreas Keller)

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Margit Stumpp, sagte, Schulen bräuchten erst eine stabile digitale Basisinfrastruktur und dann pädagogische Konzepte. Das sieht die GEW anders: „Es reicht nicht aus, Infrastruktur und Geräte zu stellen, Lehrende brauchen auch Didaktik und Methoden“, betonte der Vizevorsitzende Andreas Keller.

Bull-Bischoff plädierte für ein umfassenderes und dauerhaft finanziertes Programm mit dem Titel Digitalpakt Schule und verlangte, die für eine digitale Grundsicherung erforderlichen Endgeräte allen Menschen zur Verfügung zu stellen. Diese Idee stieß bei der GEW unter dem Stichwort digitale Teilhabe auf Zustimmung, demnächst soll es einen Workshop dazu geben.

Gutachten zu Monitoringstelle

Die FDP scheint derweil die Geringverdiener und das Thema Gleichberechtigung zu entdecken: Bildungsexperte Jens Brandenburg schlug ein sogenanntes Midlife BAföG und ein persönliches Freiraumkonto für berufsbegleitendes Lernen vor.    

Vor dem Hintergrund der vielen Überstunden, die Pädagoginnen und Pädagogen in Corona-Zeiten machen, kündigte Kaczmarek an, den Arbeits- und Gesundheitsschutz dieser Berufsgruppe gesetzlich fixieren zu wollen. Auch für das Bundesforum ist die Entgrenzung von Arbeit und Leben ein Thema, mit dem sich die Fachleute künftig noch intensiver befassen wollen.  

Während sich die Ansichten zu Schulclouds und Lernplattformen auf dem Podium teils unterschieden, deutete sich auch mit dem Bildungsministerium ein Konsens mit Blick auf eine von der GEW geforderte staatliche Prüfstelle freier Bildungsmedien an: Sie finde dies „überprüfenswert“, sagte Haugg. Das Bundesforum verständigte sich daher darauf, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das klären soll, wie ein solches Monitoring auszusehen habe. Final soll daraus ein Konzept entstehen.

Digitale Spaltung nicht vertiefen

Außerdem will die Gewerkschaft in den kommenden Monaten weiter darauf dringen, die Schuldenbremse auch nach der Pandemie auszusetzen, um mehr Geld in Bildung investieren und den Digitalpakt Schule verstetigen zu können, wie GEW-Vorstandsmitglied Ansgar Klinger sagte.

Um eine digitale Spaltung der Gesellschaft, die auch auf unterschiedlichem IT-Wissen basiert, nicht zu vertiefen, will das Forum nach Angaben von GEW-Schulexpertin Ilka Hoffmann weiter darüber beraten, wie eine informatische Grundbildung für alle erreicht werden könne. Dazu wird vermutlich auch die Debatte um Informatik als Pflichtfach an Schulen nochmal geführt werden müssen, wie sich in der zuständigen Arbeitsgruppe bereits zeigte.