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Vorstoß der CDU zu möglicher Kita-Pflicht

„Ausdruck verzweifelter Bildungspolitik“

Die GEW reagiert mit Unverständnis auf die Forderung des CDU-Präsidiums, das letzte Jahr in den Kindertagesstätten für Kinder mit Sprachdefiziten verpflichtend zu machen und verbindliche Sprachstand-Tests einzuführen.

„Wer glaubt, mit standardisierten Sprachtests das Problem zu beheben, beweist fehlende Praxiskenntnisse“, sagt GEW-Vorsitzende Maike Finnern (Foto: Shutterstock/GEW).

Grundschülerinnen und -schüler haben sich in Mathe und Deutsch laut IQB-Bildungstrend besorgniserregend verschlechtert. Die CDU hat daraufhin eine mögliche Kita-Pflicht sowie verbindliche Sprachstand-Tests vorgeschlagen. Bei der GEW trifft dieser Vorstoß des CDU-Präsidiums auf Unverständnis. Der Diskurs über ein verpflichtendes Kita-Jahr verfehle jegliche Lebensrealität in der Bundesrepublik und sei nichts weiter als eine Nebelkerze, sagte GEW-Chefin Maike Finnern.

„Wer glaubt, mit standardisierten Sprachtests das Problem zu beheben, beweist fehlende Praxiskenntnisse.“ (Maike Finnern)

„Die Ergebnisse der IQB-Studie sind besorgniserregend. Rund 40 Prozent aller Kinder in EU- und OECD-Ländern verfügen mit 15 Jahren nicht über grundlegende Fähigkeiten im Lesen und Rechnen. Wer glaubt, mit standardisierten Sprachtests das Problem zu beheben, beweist fehlende Praxiskenntnisse über die Sprachbildung von Kindern und der pädagogischen Arbeit in der frühkindlichen Bildung“, sagte Maike Finnern, GEW-Vorsitzende.

Sprachförderung spielt bereits wichtige Rolle

„Die Kolleg*innen in den Einrichtungen stellen das einzelne Kind in den Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit. Das ist die Ausgangslage jeder pädagogischen Interaktion und gemeinsamen Aktion. Sprachbildung und Sprachförderung spielen bereits heute eine bedeutende Rolle in den Kitas. Den pädagogischen Fachkräften ist die Tatsache bewusst, dass Sprachbildung immer auch Identitätsbildung ist. Ein wichtiger Teil der Identitätsbildung besteht darin, die Familiensprachen der Kinder anzuerkennen und wertzuschätzen, denn sie sind die Grundlage jeder weiteren Sprachbildung“, sagte Finnern weiter.

Investitionsoffensive statt kleiner Reformen

Des Weiteren müssten Familien, deren sozio-ökonomische Situation eine Sprachbildung zuhause nur rudimentär zulasse, vertrauensvolle und wertschätzende Begleitung durch Fachkräfte erfahren, mahnte die GEW-Chefin. „Um diese wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen, braucht es gut ausgebildete Fachkräfte. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kolleg*innen in den Einrichtungen bundesweit wissenschaftlich fundierte Qualitätsstandards vorfinden.“

„Der Diskurs über ein verpflichtendes Kita-Jahr verfehlt somit jegliche Lebensrealität in der Bundesrepublik und ist nichts weiter als eine Nebelkerze.“ (Maike Finnern)

Es könne nicht sein, dass weiter kleine Reformen an einem defizitären System vorgenommen werden sollen anstatt es durch eine Investitionsoffensive endlich zu stabilisieren, so Maike Finnern weiter. „Knapp 94 Prozent der Kinder über drei Jahre besuchen bundesweit die Kindertagesstätten. Der Diskurs über ein verpflichtendes Kita-Jahr verfehlt somit jegliche Lebensrealität in der Bundesrepublik und ist nichts weiter als eine Nebelkerze.“ Anstatt Scheindiskussion zu führen, solle die CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag sich besser für ein nachhaltiges Investitionspaket für die Bildungskette einsetzen, so Finnern.

„Die Themen im Bildungsbereich sind vielfältig und der Investitionsstau enorm. Diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wird nur gelingen, wenn sich Bund, Länder und Kommunen als Verantwortungsgemeinschaft begreifen. Wir haben als GEW schon oft auf die Notwendigkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen hingewiesen und werden dies auch weiter tun.“