Zum Inhalt springen

IQB-Bildungstrend 2021 im Primarbereich

Immer mehr Viertklässler können nicht gut rechnen und schreiben

Die Leistungen von Viertklässlern in Deutsch und Mathematik sind in den vergangenen fünf Jahren schlechter geworden. Immer weniger Kinder erreichen den Mindeststandard. Die GEW fordert erneut einen stärkeren Fokus auf Grundschulen.

Die Kompetenzen von Grundschülerinnen und -schülern in Mathe und Deutsch werden schlechter. (Foto: Dominik Buschardt)

Die Kompetenzen von Viertklässlerinnen und Viertklässlern in den Fächern Deutsch und Mathematik sind im Vergleich zu den Jahren 2011 und 2016 bundesweit deutlich zurückgegangen. Das zeigt der neue IQB-Bildungstrend 2021. Der Anteil der leistungsstarken Schülerinnen und Schüler, die den Regelstandard erreichen oder übertreffen, nahm in beiden Fächern ab. Zugleich nahm der Anteil derjenigen, die den Mindeststandard nicht schaffen, in allen Kompetenzbereichen teils deutlich zu.

„Jetzt rächt sich, dass der Primarbereich in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde.“ (Anja Bensinger-Stolze)

„Die Befunde zu den Leistungen der Kinder und der sozialen Schere an den Grundschulen in Deutschland sind ernüchternd und skandalös“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Montag in Frankfurt am Main. „Jetzt rächt sich, dass der Primarbereich in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde: der immer größer werdende Lehrkräftemangel, die ungleiche Bezahlung in den Bundesländern, große Klassen, fehlende Unterstützungssysteme, eine unzureichende Ausbildung – so legt man nicht die notwendigen Grundlagen für das zukünftige Leben der Kinder.“

Soziale Spaltung vergrößert sich weiter

Die IQB-Daten belegen zudem eine Verstärkung des Zusammenhangs zwischen sozialem Hintergrund und erreichtem Kompetenzniveau. Zudem fallen die Kompetenzeinbußen für Kinder mit Zuwanderungshintergrund überwiegend größer aus als für Kinder ohne Migrationsgeschichte. Bei insgesamt sinkendem Kompetenzniveau verstärkten sich die zuwanderungsbezogenen Disparitäten in allen Bereichen.

Außerdem hingen die erreichten Kompetenzen bedeutsam mit Merkmalen der Lernumgebung während der pandemiebedingten Schulschließungen zusammen, insbesondere mit der räumlichen und technischen Ausstattung zu Hause. 

„Grundschulen brauchen jetzt Unterstützung, um soziale Ungleichheit abzubauen - flankiert von Schulsozialarbeit und Schulpsychologischem Dienst.“

„Die soziale Spaltung, die sich kontinuierlich vergrößert, ist ein Skandal“, betonte Bensinger-Stolze und forderte: „Grundschulen brauchen jetzt Unterstützung, um soziale Ungleichheit abzubauen - flankiert von Schulsozialarbeit und Schulpsychologischem Dienst. Sie brauchen dringend gut ausgebildete und gut bezahlte Pädagoginnen und Pädagogen.“ Es sei verantwortungslos, das von der Bundesregierung angekündigte „Startchancenprogramm“ für benachteiligte Schulen unter Haushaltsvorbehalt zu stellen und auf das Schuljahr 2024/25 zu verschieben. 

Auch müsse klar sein, dass gute Bildung in engem Zusammenhang mit guter Arbeit stehe. Nötig seien eine niedrigere Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte sowie eine bessere personelle Ausstattung mit multiprofessionellen Teams.

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) untersuchte zum dritten Mal im Auftrag der Kultusministerkonferenz, inwieweit Viertklässlerinnen und Viertklässler die bundesweit geltenden Bildungsstandards der KMK in den Fächern Deutsch und Mathematik für den Primarbereich in den Ländern erreichen. Die Daten wurden zwischen April und August 2021 erhoben, ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie.