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KMK legt Einstellungszahlen für 2022 vor

Ausbildungslücke bleibt groß

Erneut haben die 16 Bundesländer weit weniger Lehrkräfte ausgebildet als neu eingestellt wurden. Das zeigen die Zahlen für 2022, die die Kultusministerkonferenz (KMK) nun veröffentlicht hat.

Viele der neu eingestellten Lehrkräfte sind nicht voll ausgebildet. (Foto: GEW)

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat neue Zahlen zur Einstellung von Lehrkräften im Jahr 2022 vorgelegt. Die GEW dokumentiert und kommentiert die Ergebnisse.

Problematischer Befund

So ist die Zahl der Absolvent*innen des Vorbereitungsdienstes – also des Regelweges in den Lehrberuf – im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um fast 1.300 auf 27.350 zurückgegangen. Das ist in Zeiten eines zunehmenden Lehrkräftemangels ein sehr problematischer Befund.

Grafik: Stefan Weitzel, CANVA

6.200 Lehrkräfte nicht voll ausgebildet

Die Zahl der neu eingestellten Lehrkräfte liegt mit 33.566 Personen um mehr als 20 Prozent darüber. Die Lücke zwischen Einstellungen und voll ausgebildeten Lehrkräften liegt damit bei rund 6.200 Personen. Das ist mehr als letztes Jahr, aber weniger als 2016 bis 2019, als die Lücke bei 6.400 bis 8.200 lag.

Zusätzlich weist die KMK in ihrer Veröffentlichung rund 3.100 „sonstige (unbefristete) Lehrkräfte (ehemals Seiteneinsteiger)“ aus. Seit 2020 differenziert sie hier zwischen sonstigen Lehrkräften „mit einem Hochschulabschluss auf Masterniveau“ und „Übrigen“. Letztere machen mit fast 1.300 Personen mehr als ein Drittel dieser Summe aus.

Spannend wäre zu wissen, mit welchen Bewerber*innen der Rest der Lücke geschlossen wurde, doch das geht aus den Zahlen leider nicht hervor. Nicht zu den „Einstellungen“ rechnet die KMK befristet eingestellte Lehrkräfte (Vertretungskräfte). Deren Zahl und Zusammensetzung wird leider nirgends veröffentlicht.

GEW-Landesverbände: Freie Stellen unbesetzt

Besonders beunruhigen muss dabei, dass die KMK selbst noch im März 2022 den Lehrkräftebedarf für das Jahr 2022 mit insgesamt 36.743 Personen angegeben hatte. Auch wenn die Lieferung der Grunddaten für die KMK-Prognose schon 2021 erfolgt sein dürfte, weist die deutliche Diskrepanz zu den tatsächlich realisierten Einstellungen (3.177 Personen bzw. 8,6 Prozent) darauf hin, dass die Bundesländer nicht alle geplanten Einstellungen auch realisieren konnten. Dies deckt sich mit den Berichten der GEW-Landesverbände, wonach letztes Jahr in erheblichem Umfang freie Stellen unbesetzt geblieben seien.

Viele Seiteneinsteiger in Baden-Württemberg

Die Veröffentlichung der KMK enthält auch Werte für die einzelnen Bundesländer. Da sieht man zum Teil erhebliche Abweichungen von den Bundeswerten. Auffällig ist z.B. der hohe Anteil von Neueinstellungen am gesamten Lehrkräftebestand in Mecklenburg-Vorpommern, der seit drei Jahren über acht Prozent beträgt, gegenüber knapp fünf Prozent im Bundesdurchschnitt.

Ebenfalls auffällig ist der durchschnittliche Beschäftigungsumfang in Hamburg, der schon bei den Neueingestellten nur bei 81 Prozent liegt (Durchschnitt: 94 Prozent) – das korrespondiert mit dem auch für die gesamte Lehrerschaft höchsten Teilzeitanteil von fast 50 Prozent in Hamburg. Besonders viele Seiteneinsteiger – noch vor Berlin und den ostdeutschen Bundesländern – wurden im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg eingestellt, dort allerdings mehrheitlich im Bereich der beruflichen Fächer.

Hoher „Schwund“ in Sachsen und Hessen

Erstaunlich groß sind die Abweichungen zwischen der Zahl der ersten Staatsexamina und der Einstellungen in den Vorbereitungsdienst: So konnten Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und das Saarland viele Hochschulabsolvent*innen aus anderen Bundesländern anziehen. Im Saarland liegt der Wert sogar bei 213 Prozent! Die  restlichen Bundesländer hingegen haben mehr Studierende ausgebildet, als sie in den Vorbereitungsdienst eingestellt haben. Besonders hoch liegt der „Schwund“ in Sachsen (über 20 Prozent) und in Hessen (über 16 Prozent).

Relativ neu in der Darstellung der KMK (erst seit 2020) ist der Ausweis der Einstellungen von Personen mit einem „nicht lehramtsbezogenen Studienabschluss“ in den Vorbereitungsdienst. Dieser liegt im Bundesdurchschnitt bei 4,2 Prozent. Dabei sticht besonders Berlin mit 17,2 Prozent heraus. Dies ist dem dort seit Jahren etablierten Quereinstiegsprogramm mit berufsbegleitendem Vorbereitungsdienst geschuldet. Ebenfalls Werte über zehn Prozent weisen die Länder Saarland und Schleswig-Holstein auf.