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Zu wenig Arbeitsplätze und zu wenig gute Arbeit für ein Arbeiten bis 67

Die Ergebnisse des vierten Monitoring-Berichts des Netzwerks für eine gerechte Rente sind schon im Titel auf den Punkt gebracht: "Zu wenig Arbeitsplätze und zu wenig gute Arbeit für ein Arbeiten bis 67". Die wissenschaftliche Untersuchung belegt anhand einer Reihe empirischer Befunde, dass eine Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters mit gravierenden arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Problemen verbunden wäre.

Im Mittelpunkt der aktuellen Untersuchung des Netzwerks – bestehend aus DGB, Gewerkschaften und Sozial- und Wohlfahrtsverbänden – stehen die aktuelle Beschäftigungslage und die zu erwartenden arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen in Deutschland.

Zentrale Frage: Sind für diejenigen, die wegen der Erhöhung des Regelrentenalters länger arbeiten müssten, überhaupt genügend den sozialstaatlichen Anforderungen auch entsprechende Arbeitsplätze vorhanden? Denn nur dann könne eine Erhöhung des Renteneintrittsalters tatsächlich dazu führen, dass ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entweder länger auf ihrem Arbeitsplatz verbleiben oder die Chance haben, auch im höheren Alter – als Arbeitslose oder als Berufswiedereinsteiger – einen neuen Arbeitsplatz zu erhalten. Ohne diese Voraussetzung, führe eine Anhebung der Regelaltersgrenze zu massiven arbeitsmarktpolitischen Problemen und den bekannten negativen Folgewirkungen.

Ernüchternde Daten

Untermauert wird die Fragestellung mit der ernüchternden Datensammlung der beiden Autoren des Berichts: Prof. Dr. Gerhard Bäcker von der Universität Duisburg-Essen und Prof. Dr. Ernst Kistler, Leiter des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (INIFES). Sie belegen, dass nur 9,2 Prozent der 63-Jährigen und 6,3 Prozent der 64-Jährigen noch Vollzeit beschäftigt sind. In den Gesundheitsdienstberufen sind sogar nur 2,6 Prozent aller Beschäftigten über 60 Jahre alt. Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass die Entlastung auf dem Arbeitsmarkt nur sehr langsam vorankommen werde und im nächsten Jahrzehnt weiterhin von einer hohen Massenarbeitslosigkeit auszugehen sei. Die Folge der Chancenlosigkeit Älterer am Arbeitsmarkt: 46,6 Prozent aller Altersrentner gehen mit Abschlägen in Rente – mit Rentenkürzungen von durchschnittlich 114 Euro.

Die im Netzwerk für eine gerechte Rente zusammengeschlossenen Organisationen fordern Politik und Arbeitgeber auf, gemeinsam mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Interessenvertretungen die Voraussetzungen für gesunde und abgesicherte Arbeit für alle zu schaffen: Statt der Rente mit 67, mehr gute Arbeitsplätze für Jung und Alt. Der Gesetzgeber müsse zudem die Rahmenbedingungen für abgesicherte Übergänge vom Arbeitsleben in die Rente verbessern. Dazu gehöre vor allem, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Erwerbsleben gedrängt werden, durch eine bessere gesetzliche Erwerbsminderungsrente vor Altersarmut und dem sozialen Absturz zu schützen. Die soziale und generationengerechte Ausgestaltung der Altersteilzeit und flexibler gestaltete Teilrenten seien weitere wichtige Bausteine.

Die gesetzliche Rentenversicherung müsse auch in Zukunft den wesentlichen Teil der Lebensstandardsicherung im Alter leisten. Sie müsse außerdem für Versicherte mit langen Erwerbsbiographien armutsfest ausgestaltet sein, selbst wenn längere Zeiten im Niedriglohnsektor oder in Arbeitslosigkeit zurücklegt wurden. Das gemeinsames Ziel des Netzwerk für eine gerechte Rente sei eine zukunftsfeste, solidarische Alterssicherung für alle.