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Internationaler Frauentag

„Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten“

Die im Vorgehen gegen den Lehrkräftemangel vorgeschlagene Einschränkung von Teilzeitarbeit sowie die Erhöhung der Unterrichtsstunden sieht die GEW vor allem für Frauen problematisch. Sie fordert bessere Arbeitsbedingungen für Pädagoginnen.

Fast drei von vier Lehrkräften, die an allgemeinbildenden Schulen arbeiten, sind Frauen. (Foto: Dominik Buschardt)

Angesichts des massiven Lehrkräftemangels mahnt die GEW, die Arbeitsbedingungen explizit für Frauen zu verbessern. Die aktuell schlechten Arbeitsbedingungen träfen vor allem Pädagoginnen: „Fast drei von vier Lehrkräften, die an allgemeinbildenden Schulen arbeiten, sind Frauen“, sagte Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied für Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik, anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März in Frankfurt am Main. 

Grundsätzlich forderte sie: „Die Arbeitszeit der Lehrkräfte muss sinken. Zudem brauchen wir kleinere Klassen, einen besseren Gesundheitsschutz, eine höhere Altersermäßigung und mehr Unterstützung für Lehrkräfte.“ Im Gegenteil dazu seien die jüngsten Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel „realitätsfremd“: Sie griffen massiv in die Zeitsouveränität der Lehrkräfte ein und erhöhten den Arbeitsdruck.

„Vor allem junge Familien brauchen Teilzeitoptionen, weil Krippen, Kita- und Hortplätze fehlen.“ (Frauke Gützkow)

Als besonders problematisch bewertete Gützkow die Vorschläge, die Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken und die Lehrverpflichtung nach einem Vorgriffsstundenmodell zu erhöhen. „Vor allem junge Familien brauchen Teilzeitoptionen, weil Krippen, Kita- und Hortplätze fehlen. Wer Sorgeverantwortung trägt, kann auch nicht einfach eine zusätzliche Stunde plus Vor- und Nachbereitungszeit unterrichten, die irgendwann einmal ausgeglichen werden soll.“

„Nur wer die Familie mit dem Beruf vereinbaren kann, wird den Beruf dauerhaft ausüben.“

Frauen schulterten zusätzlich zu ihrer Erwerbstätigkeit den größten Teil der Pflege- und Sorgearbeit, sagte das GEW-Vorstandsmitglied. „Nur wer die Familie mit dem Beruf vereinbaren kann, wird den Beruf dauerhaft ausüben.“

In ihrem „15-Punkte-Programm gegen den Lehrkräftemangel“ mache die GEW etliche Vorschläge, was jetzt getan werden müsse: „Die gleiche Bezahlung für eine gleichwertige Arbeit, mehr Unterstützung in der Verwaltungsarbeit und besser ausgestattete multiprofessionelle Teams sind weitere wichtige Punkte, um die dramatische Lage an Schulen zu verbessern.“ Die GEW biete der KMK und den Kultusministerien dazu Verhandlungen an.

Am 8. März findet in jedem Jahr der Internationale Frauentag statt. Die Vorschläge der GEW reihen sich in die Aktivitäten des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Internationalen Frauentag ein. Unter dem Motto „Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten“ fordert der DGB: „Arbeitszeiten, die zum Leben passen und Frauen wie Männern die gleichen Möglichkeiten eröffnen, erwerbstätig zu sein und gleichzeitig Verantwortung für Familie und Hausarbeit zu übernehmen.“ Auch ein Gleichstellungscheck für alle politischen Vorhaben gehört zum Forderungskatalog.