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Abschlussprüfungen in Zeiten von Covid-19

Verzichtet auf Prüfungen!

Etwa 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen dürfen derzeit nicht in die Schule. DGB und GEW fordern: Verzichtet auf die Prüfungen!

Foto: Lukas Moos / pixabay.com / CC0

Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Schulen in Deutschland noch bis mindestens zum Ende der Osterferien geschlossen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sind je nach Abgrenzung der Abschlussklassen an allgemeinbildenden Schulen zwischen 962 000 und 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen von der Schließung betroffen. Die Abschlussklassen der beruflichen Schulen sind in dieser Schätzung nicht enthalten.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzen sich gegenüber der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten sowie der Kultusministerkonferenz dafür ein, auf schulische Prüfungen – Abitur, Mittlerer Bildungsabschluss, erster Bildungsabschluss – zu verzichten und darauf zu vertrauen, dass die Lehrkräfte aufgrund der bereits erbrachten Leistungen gerechte Abschlussnoten erteilen.

„Auf Grundlage der erbrachten Leistungen können die Abschlussnoten problemlos vergeben werden.“ (Marlis Tepe)

„Die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker können bei der Notengebung auf die Lehrkräfte vertrauen. Schon jetzt setzt sich die Abi-Note zu zwei Dritteln aus den Vorleistungen zusammen. Auf Grundlage der erbrachten Leistungen können die Abschlussnoten problemlos vergeben werden“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe am Samstag. Stünden die Prüflinge zwischen zwei Noten, sollte im Zweifel zugunsten der Schülerinnen und Schüler entschieden werden. „Vor allem gilt: Alle Bundesländer müssen alle Abschlüsse gegenseitig anerkennen, den Schülerinnen und Schülern dürfen keine Nachteile entstehen. Mit Abschlussnoten, die ohne Prüfungen vergeben werden, stünde Deutschland nicht alleine da: Die Niederlande, das UK, Spanien und Portugal beispielsweise haben schon entsprechend entschieden“, sagte Tepe.

„Das Coronavirus darf die bestehende Ungleichheit bei den Bildungschancen von Schülern nicht noch verschärfen.“ (Reiner Hoffmann)

Grund für den Verzicht auf Prüfungen sei, dass viele Schülerinnen und Schüler sich während der Kontaktbeschränkungen nicht gut auf die Prüfungen vorbereiten könnten, erklärte DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann. „Die Corona-Krise erschwert vielen Schülerinnen und Schüler das Lernen. Nicht alle können während der Schulschließung digitale Lernmöglichkeiten nutzen, in vielen Haushalten gibt es nicht genügend PCs, Laptops oder Tablets. Oft sind die Wohnbedingungen auf Grund der sozialen Situation der Eltern zu schlecht, um ein lernfreundliches Klima zu ermöglichen. Manche leben zu beengt oder in psychisch belastenden Situationen.“ Das verschärfe die Ungerechtigkeit, der in der Schule hätte entgegengewirkt werden können. „Das Coronavirus darf die bestehende Ungleichheit bei den Bildungschancen von Schülern nicht noch verschärfen“, sagte Hoffmann.