Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe hat sich bei einem Treffen in Berlin mit dem Präsidenten Uruguays, Tabaré Ramón Vázquez Rosas, ausgetauscht. Thema war unter anderem das Bildungssystem des südamerikanischen Landes. Auch der Vorstand der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) traf sich mit Vázquez. Im vergangenen Sommer war Tepe bereits mit dem damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck in Montevideo gewesen.
Bisher gab es in Uruguay ein starkes öffentliches Schulsystem und wenige elitäre Privatschulen. Aber auch in Uruguay häufen sich einer Studie zufolge Hinweise, dass sich die Privatisierung von Bildung ausbreiten werde. Vermehrt versuchen gewinnorientierte Bildungsanbieter, ihren Markt auf andere sozioökonomische Schichten auszuweiten. Abnehmende staatliche Investitionen im Sekundarbereich führten in der Vergangenheit zudem dazu, dass Sekundarschüler vermehrt private Schulen besuchten.
Durch die Spaltung des Bildungssystems beklagt die Öffentlichkeit den Verlust der Chancengleichheit und sozialen Mobilität. Die ersten beiden FA-Regierungen investierten laut FES von 2005 bis 2015 vermehrt in Gebäude und die Gehälter der Lehrenden. Der Bildungsetat stieg in diesem Zeitraum von 2,5 auf 4,5 Prozent des BIP. Für die nächsten fünf Jahre fordern Gewerkschaften und Studierende eine Anhebung des Bildungsetats auf sechs Prozent. Mit dem zusätzlichen Geld sollen die Gehälter weiter angehoben werden. Das Gegenangebot der Regierung beträgt jedoch weiter nur 4,5 Prozent des BIP.
Uruguay wird seit elf Jahren von dem Mitte-links-Bündnis Frente Amplio (FA) regiert. Präsident Vázquez trat seine zweite Amtszeit im März 2015 an. Die wirtschaftliche Situation im Land stagniert, Arbeitslosigkeit und Armut steigen derzeit leicht an. Die Gewerkschaften sind der stärkste soziale Akteur und konnten Ihren Organisationsgrad in den vergangenen 11 Jahren von 12 auf knapp 40 Prozent erhöhen.