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Oxfam-Studie

Soziale Ungleichheit gefährdet UN-Bildungsziele

Nach wie vor sind die Bildungschancen zwischen Arm und Reich sowie Mädchen und Jungen ungleich verteilt. Das gefährde die UN-Bildungsziele, analysiert der Bericht „The power of education to fight inequality“ der Entwicklungsorganisation Oxfam.

Flüchtlingskinder in der Türkei. Foto: Egitim Sen

In armen Ländern ist die Chance, dass ein Kind aus einer armen Familie die Sekundarschule beendet, laut Oxfam-Studie siebenmal geringer als bei einem Kind aus einer reichen Familie. Gründe sind die Benachteiligungen armer Familien und die ungleiche Verteilung von Bildungsausgaben, wie aus dem Bericht The Power of Education to Fight Inequality hervorgeht. Selbst in reichen Ländern absolvierten nur drei Viertel der Kinder aus armen Familien eine Sekundarschulausbildung, verglichen mit 90 Prozent aus den reichsten Familien.

Oxfam fordert mehr staatliche Investitionen in gebührenfreie Bildung. „Jedes Kind hat das Recht auf eine faire Chance, das eigene Potenzial zu entfalten, nicht nur diejenigen, deren Eltern es sich leisten können“, sagte Oxfam-Deutschland-Bildungsreferentin Sandra Dworack.

In Armut geborene Mädchen und Jungen leiden dem Bericht zufolge auch oft unter schlechter Gesundheit und Unterernährung, was ihre Entwicklung und Konzentrationsfähigkeit in der Schule beeinträchtigt. Die öffentlichen Bildungsausgaben konzentrieren sich zudem meist auf wohlhabende Gemeinschaften: In Malawi, Burkina Faso, Madagaskar, Lesotho und Senegal erhalten die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte der staatlich zugewiesenen Bildungsmittel. Neben dem Einkommen der Eltern bestimmt das Geschlecht eines Kindes über dessen Ausbildung: Mädchen sind beim Bildungszugang besonders benachteiligt.

„Zur Finanzierung einer kostenlosen und qualitativ hochwertigen Bildung könnte eine gerechtere Besteuerung von Konzernen und Superreichen beitragen.“ (Sandra Dworack)

Darüber hinaus verschärft laut Bericht auch die Privatisierung von Bildung soziale Ungleichheit. In vielen Entwicklungsländern zahlten kommerzielle Bildungsanbieter extrem niedrige Löhne an unterqualifizierte Lehrkräfte, was sich auf die Qualität der angebotenen Bildung auswirke. Die ärmsten Familien könnten sich Schulgebühren dagegen überhaupt nicht leisten.

„Die Antwort auf die Bildungskrise sind Investitionen in das öffentliche Bildungswesen, nicht die Förderung kommerzieller Privatschulen“, sagte Dworack. „Zur Finanzierung einer kostenlosen und qualitativ hochwertigen Bildung könnte eine gerechtere Besteuerung von Konzernen und Superreichen beitragen.“

Oxfam fordert die Abschaffung aller Gebühren, die Besetzung von Schulen mit qualifizierten und fair bezahlten Lehrkräften sowie zusätzliche Hilfe für Kinder aus besonders armen Familien. Die Bundesregierung müsse zudem ihr Versprechen umsetzen, ein Viertel des Entwicklungshaushalts für Bildung auszugeben: „Von einem fairen Beitrag von 100 Millionen Euro jährlich zum Bildungsfonds Global Partnership for Education ist Deutschland mit zuletzt 37 Millionen Euro noch weit entfernt“, hieß es.