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Monitor Ausbildungschancen 2023

„Niemanden zurücklassen!“

Immer mehr Ausbildungsplätze werden einer Studie zufolge von Abiturienten besetzt, während es für Hauptschüler schwerer wird, den Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung zu schaffen. Die GEW warnt vor einer Bestenauslese.

Junge Menschen mit Hauptschulabschluss tun sich einer Studie zufolge immer schwerer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Gleichzeitig stieg in den vergangenen Jahren der Anteil der Abiturienten, die eine Ausbildung anfingen, deutlich. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie „Monitor Ausbildungschancen 2023“ des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie für die Bertelsmann-Stiftung hervor. Die GEW warnt davor, junge Menschen zurückzulassen.

„Die aktuellen Maßnahmen und Vorschläge der Bundesregierung sind keine ‚echte‘ Ausbildungsgarantie und reichen nicht aus.“ (Ralf Becker)

„Anders als Unternehmen und Wirtschaftsverbände behaupten, haben sich die Chancen auf einen Ausbildungsplatz für bestimmte Gruppen nicht verbessert. Damit niemand zurückgelassen wird, brauchen wir dringend ein Recht auf eine vollqualifizierende Ausbildung mit einer solidarischen Umlagefinanzierung“, so Ralf Becker, Leiter des GEW Organisationsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung. „Die aktuellen Maßnahmen und Vorschläge der Bundesregierung sind keine ‚echte‘ Ausbildungsgarantie und reichen nicht aus“.

GEW kritisiert Verdrängungswettbewerb

Die steigende Anzahl von Abiturient*innen vor allem im dualen System der Berufsausbildung und die gleichzeitig sinkende Zahl von Ausbildungsverträgen führe zu einer Bestenauslese statt zu besseren Ausbildungschancen, so die GEW.

Die sinkende Zahl der Ausbildungsverträge führe zu einem direkten Verdrängungswettbewerb zuungunsten von jungen Menschen mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss, deren Chancen auf einen Ausbildungsplatz sich kontinuierlich verschlechtert haben. Diese Jugendlichen werden häufig zurückgelassen und schaffen immer seltener den Übergang von Schule in Berufsausbildung, warnt die GEW.

 

 

Chancen für Hauptschüler sinken

Laut aktueller Bertelsmann-Studie erfreut sich die Ausbildung im schulischen und dualen System bei Menschen mit Abitur einer immer größeren Beliebtheit. 2013 nahmen 36,7 Prozent aller Abiturient*innen eine Berufsausbildung auf; 2021 lag dieser Anteil schon bei 47,4 Prozent.

Umgekehrt sinken die Chancen für junge Menschen mit einem Hauptschulabschluss auf einen Ausbildungsplatz. Seit 2012 gelingt dieser Gruppe immer seltener der Übergang in Ausbildung. Zwischen 2011 und 2021 verringerte sich der Anteil der Jugendlichen, die mit Hauptschulabschluss eine Lehre anfingen, demnach um ein Fünftel.

Für junge Menschen ohne Schulabschluss spitzte sich die ohnehin schwierige Situation zuletzt zu: Die Übergangsquote lag der Studie zufolge 2021 bei 30 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren hatte sie um die 35 Prozent geschwankt.