
Deutschland tut sich auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit nach wie vor schwer. „Die große Abhängigkeit des Bildungserfolges von der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler bleibt die Achillesferse des deutschen Schulsystems. Auch fast 20 Jahre nach dem PISA-Schock schafft es Schule nicht entscheidend, Nachteile abzubauen, die Kinder aus dem Elternhaus mitbringen“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Schule Ilka Hoffmann am Dienstag nach Veröffentlichung der Ergebnisse der neuen PISA-Studie.
Deutsche Schülerinnen und Schüler zeigten zwar Leistungen über dem OECD-Durchschnitt, schnitten in den drei untersuchten Feldern Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften jedoch schlechter ab als 2015. Weitere Ergebnisse: Insgesamt bleibt der Abstand zu den Spitzenreitern in Asien und Europa groß. Gleichzeitig hängt der Schulerfolg in Deutschland weiterhin stärker von der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler ab als im Durchschnitt der OECD-Länder. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte: „Damit können wir nicht zufrieden sein. Andere Staaten ziehen an uns vorbei. Mittelmaß kann nicht unser Anspruch sein.“
„Der Lehrkräftemangel verschärft das Problem.“ (Ilka Hoffmann)
„Der Lehrkräftemangel verschärft das Problem. Die Schere geht weiter auf“, betonte Hoffmann. Es sei unverantwortlich, Quer- und Seiteneinsteiger insbesondere an Schulen einzusetzen, in denen ein hohes Maß an pädagogischer Kompetenz erforderlich sei. Insbesondere Schulen in schwierigen sozialen Lagen müssten gestärkt und begleitet werden, damit sie Schülerinnen und Schüler unterstützen und fördern könnten. „Sonst werden die Unterschiede zwischen Kindern aus bildungsbenachteiligten Familien und gut betuchten Elternhäusern gerade vor dem Hintergrund des gravierenden Lehrkräftemangels an Grundschulen zusätzlich verstärkt.“
Hoffmann bekräftigte die Forderung der Gewerkschaft, Deutschland müsse weitere Schritte in Richtung eines inklusiven Schulsystems machen und dafür mehr Geld und Personal bereitstellen. Länder wie Kanada, die ein Gesamtschulsystem haben, zeigten, dass sich die Ausgaben lohnen: Diesen Staaten gelinge es besser als Deutschland, Benachteiligungen abzubauen und junge Menschen mit Migrationshintergrund zu integrieren. Hoffmann betonte: „Nur mit einer länderübergreifenden Anstrengung ist die Herausforderung, endlich für mehr Chancengleichheit zu sorgen, zu stemmen. Dabei sollte auch die Schulstrukturdebatte nicht länger tabuisiert werden.“
Die wichtigsten PISA-Ergebnisse im Überblick
Lesen:
Mathematik:
Naturwissenschaften: