Zum Inhalt springen

GEW-Studie zu Cybermobbing: Die Ergebnisse in Kürze

Die Studie zeigt: Acht Prozent der befragten Lehrer sind direkt selbst von Cybermobbing betroffen. Darüberhinaus scheint Cybermobbing ein weit verbreitetes Phänomen unter Schülern zu sein. Im Überblick sind die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.

Stichprobe

Die repräsentative Stichprobe der Befragten, die aus dem Rücklauf generiert wurde, umfasst 488 Personen. Die Befragten unterscheiden sich danach, ob sie direkt selbst betroffenen waren oder ob sie indirekt betroffenen waren, d. h. dass sie Personen aus ihrem Bekannten- oder Kollegenkreis kennen, die Opfer von Cybermobbing geworden sind. Der Großteil der Stichprobe, nämlich 318 Personen, war bisher nicht von Cybermobbing betroffen.

Betroffenheit von Cybermobbing unter den GEW-Lehrkräften

Als erste wichtige Erkenntnis der Befragung kann festgestellt werden, dass ein Großteil der 488 Befragten selbst nicht von Cybermobbing betroffen ist. So geben acht Prozent der Befragten (39 Personen) an, bereits Opfer von Cybermobbing geworden zu sein. In den meisten Fällen haben sie Textnachrichten per Internet oder Mobiltelefon erhalten oder von ihnen sind Bilder oder Videos ins Netz gestellt worden. Die meisten Betroffen geben an, dass es sich um isolierte Vorfälle gehandelt habe. Allerdings kennen die Direkt-Betroffenen in ihrem Bekanntenkreis weitere Opfer und auch über 30 Prozent der nicht Direkt-Betroffenen kennen Vorfälle von Cybermobbing im Bekannten- bzw. Kollegenkreis. Die Frage danach, ob Cybermobbing aufgrund von technischen Hilfsmitteln häufiger erfolgt als andere Formen von Mobbing, bejahen daher die meisten Befragten.

Wer sind die Opfer von Cybermobbing?


Von den Opfern des Cybermobbings lässt sich nur mit Einschränkung ein Profil erstellen. Da eigentlich jedes Geschlecht, jede Altersstufe und jede Schulform betroffen ist, kann man nur Tendenzen aufzeigen. So ist es zunächst auch nicht erkennbar, ob mehr Männer oder mehr Frauen Opfer von Cybermobbing werden. Schließlich sind nur 38,5 Prozent der Direkt-Betroffenen weiblich, aber bei den Fällen, die im Bekanntenkreis erfolgten, sind es über 60 Prozent. Da dieses Stichprobe größer ist als die der Direkt-Betroffenen, könnte vorsichtig vermutet werden, dass mehr Frauen als Männer Opfer von Cybermobbing werden. Von der Altersklasse oder auch vom Schultyp her lässt sich allerdings keine Gewichtung ausmachen. Hier scheint jede Altersgruppe und jede Schulform mit Ausnahme der frühkindlichen Bildung betroffen zu sein. Allerdings ist der hohe Anteil an Vorfällen, die sich an Gymnasien ereignet haben, auffällig. Überraschend ist auch, dass Cybermobbing sogar in Grundschulen und Sonder-/Förderschulen relativ stark vorkommt.

Nicht nur Lehrer werden Opfer von Cybermobbing. Aus der Umfrage lässt sich als weitere wichtige Erkenntnis ziehen, dass Cybermobbing gerade auch unter den Schülern sehr weit verbreitet zu sein scheint. Dies spiegelt sich in der Stichprobe der Indirekt-Betroffenen wider, da die ihnen bekannten Opfer zu über einem Drittel zwischen 11 und 20 Jahre alt waren. Daher ist davon auszugehen, dass viele Schüler von Cybermobbing betroffen sind und Lehrer von den Vorfällen häufig auch nichts erfahren.

Reaktion der Betroffenen auf den Vorfall

In der Regel fühlen sich die Opfer vor allem verunsichert und reagieren mit Wut auf den Vorfall. Manche haben sich auch isoliert oder hatten Angst. Andere wiederum fühlen sich kaum vom Vorfall betroffen. Schlimmere Auswirkungen wie eine längere Erkrankung, eine wochenlange Dienstunfähigkeit oder ein Schulwechsel waren nur selten die Folge des Mobbings. Dennoch stellt für die meisten Betroffenen Cybermobbing eine psychische Belastung dar, die in einzelnen Fällen schwerwiegende Auswirkungen haben. In den überwiegenden Fällen haben sich die Betroffenen gegen das Mobbing gewehrt. Hierbei kannten die meisten Befragten den Täter. So haben sie den Täter zur Rede gestellt und Gespräche mit Kollegen, Vorgesetzten, der Klasse und auch den Schülereltern geführt. Allerdings geben 15 Prozent der Direkt-Betroffenen an, dass sie sich aus Hilflosigkeit und/oder Unwissenheit nicht gewehrt haben.

Wer sind die Täter von Cybermobbing und welche Folgen hat ihr Verhalten für sie?

In Bezug auf den Täter kann mit Einschränkungen ein Profil erstellt werden. So ist der Täter zu ca. 70 Prozent männlich und in den aller meisten Fällen zwischen 11 und 20 Jahre alt. Es sind daher vor allem Schüler, die Lehrer per Internet, E-Mail oder Mobiltelefon mobben. Hin und wieder wurde allerdings auch von Cybermobbing unter Kollegen oder vom Vorgesetzten berichtet.

Für den Täter hatte das Mobbing nur sehr selten gravierende Folgen wie etwa eine gerichtliche Verurteilung oder einen Schulwechsel. Dennoch wurden die meisten Täter zur Rede gestellt und auch Bestrafungen durchgeführt. In einigen Fällen hatte das Mobbing für den Täter auch keine Konsequenzen. Dies dürfte vor allem dann der Fall sein, wenn aufgrund der Anonymität des gewählten Mediums der Täter nicht feststellbar war.

Was sollte gegen Cybermobbing unternommen werden?


Aus den von den Befragten abgegebenen Kommentaren und zusätzlichen Anmerkungen wird ersichtlich, dass die meisten Befragten eine Aufklärung zum Thema Cybermobbing an ihrer Schule wünschen. Diesbezüglich wird die Einführung eines Verhaltenskodex stark befürwortet, zumal es einen solchen derzeit nur an wenigen Schulen zu geben scheint. So geben nur 4,7 Prozent der Befragten an, dass es an ihrer Schule einen Verhaltenskodex gibt. Ebenso wird ein stärkerer Schutz der Betroffenen gefordert. Mehrfach wird berichtet, dass von Seiten der Schulleitung, Polizei, Eltern oder dem Kultusministerium nur unzureichend auf die Vorfälle reagiert wurde. Eine Fortbildung für Lehrkräfte wird ebenfalls stark befürwortet, besonders im Bezug darauf, dass sie erkennen, wenn ihre Schülerinnen und Schüler von Cybermobbing betroffen sind. Häufig kriegen Lehrer vom Schülermobbing wenig mit und wünschten sich mehr Sicherheit im Umgang mit diesen Vorfällen, zumal es auch bis zu Morddrohungen gehen kann.

In Bezug auf die Frage danach, was die GEW gegen das Cybermobbing tun kann, wünschten sich über 90 Prozent aller Befragten einen Rechtsschutz im Falle von Cybermobbing, das im beruflichen Zusammenhang steht. Ebenso würde es von 80 Prozent aller Befragten begrüßt werden, wenn eine Informationsbroschüre bereitgestellt würde. Über 65 Prozent aller Befragten halten auch die Unterstützung von Selbsthilfegruppen auf örtlicher Ebene für sinnvoll. Cybermobbing wird daher von fast allen Befragten als ein Thema angesehen, mit dem sich die GEW weiter auseinandersetzen und Hilfe anbieten sollte.

Und wie beurteilen die Befragten das Portal www.spickmich.de?

Die Homepage www.spickmich.de wird zum Zeitpunkt der Umfrage von weniger als der Hälfte der Lehrer (40,6 Prozent) gekannt. Diejenigen, die die Homepage kennen, bewerten diese vorwiegend negativ. Nur 11,1 Prozent halten das Angebot für positiv. Allerdings kann angenommen werden, dass sich die Befragten weniger von dieser Homepage gemobbt fühlen als von der Zusendung von Textnachrichten oder Bildern/Videos via Internet.