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Forum 4: Akademisierung in der Berufsbildung und schwächere Jugendliche

Ausbildungsinteressierte Jugendliche brauchen ein ausreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen. Dies ist nicht immer gegeben. Dabei bleiben die vermeintlich schwächeren Schülerinnen und Schüler trotz behauptetem Fachkräftemangel immer häufiger unversorgt.

Foto: Kay Herschelmann

Welche Konsequenzen und Strukturveränderungen müssen sich ergeben, um diesen Jugendlichen gerecht zu werden?

1. Vortrag: Dr. Regina Dionisius, Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB, Bonn 
Frau Dr. Dionisius zeigt in ihrem Vortrag die Sicht der amtlichen Statistik auf. Der Trend zur Akademisierung ist vorhanden, aber statistisch weniger dramatisch als häufig dargestellt. Die Chancen für schwächere Jugendliche sind abhängig von Land/Region. Aus  der Statistik  können die  folgenden Ansätze wirksamer Reformen zur Reduzierung des Anteils von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss abgeleitet werden: 

  • Einleitung [Fortführung] einer konsequenten Inklusionspolitik
  • Stärkung schulischer Entwicklungsunterschiede durch Zusammenführung unterschiedlich anspruchsvoller Bildungswege
  • Öffnung der Schule gegenüber der Arbeitswelt
  • Verstärkte Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
  • Sicherung der Vergleichbarkeit von Anforderungen für das Erreichen des Hauptschulabschlusses
  • Frühzeitiges Eingreifen durch fördernde Maßnahmen 

2. Vortrag: Horst Linke, GEW Hamburg

Horst Linke stellt in seinem Vortrag das “Hamburger Ausbildungsmodell" und der Berufsorientierung vor. Die Berufsorientierung beginnt in der 8. Klasse und ist auf mehrere Schuljahre angelegt. Die Stadtteilschulen arbeiten dabei eng mit den berufsbildenden Schulen und der Berufsberatung zusammen. Berufsschullehrer/-innen übernehmen vor allem in den Jahrgangsstufen 9 und 10 der Stadtteilschulen Aufgaben im Bereich der Berufs- und Studienorientierung. Dadurch werden u. a. Erfahrungen aus der Ausbildungspraxis und der Zusammenarbeit mit Betrieben im Rahmen von Lernortkooperationen eingebracht. 

Die Lehrkräfte bilden zudem die Schnittstelle zur Berufsberatung, die durch verschiedene Informations- und Beratungsangebote die Berufsorientierung insbesondere zu den Themen Ausbildung und Arbeit unterstützt.  Ziel ist es, die Jugendlichen in ein duales Ausbildungsverhältnis überzuleiten. Auch ein Übergang in eine geförderte Ausbildung ist möglich. Für Jugendliche, die trotz Ausbildungsreife und mehrfacher Bewerbungs- und Vermittlungsversuche keinen Ausbildungsplatz im dualen Ausbildungssystem gefunden haben, findet das erste Ausbildungsjahr in der berufsbildenden Schule und einem kooperierenden Betrieb oder in überbetrieblichen Ausbildungsstätten statt. 

Fazit:

Die Akademisierung in der  Berufsbildung schafft keine nennenswerten zusätzlichen Ausbildungsplätze für schwächere Jugendliche. Um dieser Gruppe gerecht zu werden, bedarf es einer guten Berufsorientierung in Verbindung mit der Unterstützung  in der Ausbildung und eines ausreichenden Angebotes an Ausbildungsplätzen und ggf. staatlich geförderter Ausbildungsangebote. 

Auftrag:

Die beruflichen Schulen müssen sich bei der Ausgestaltung der Beruforientierung stärker einbringen und eine enge Verzahnung mit schulischer und beruflicher Bildung anstreben.