Zum Inhalt springen

Bildung auf einen Blick 2005

Die Ergebnisse der heute vorgestellten OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2005" lassen noch keine stabile Trendwende zum Positiven erkennen.

GEW: „Deutschland braucht große Kraftanstrengung, um zu führendem Bildungsland zu werden“

Gewerkschaft zur OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“

Frankfurt a.M./Berlin – Nach Auffassung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist in Deutschland eine „große Kraftanstrengung notwendig, um bei der Bildung international nach vorne zu kommen“. „Es gibt keinen Grund für selbstzufriedenes Schulterklopfen. Die Ergebnisse der heute vorgestellten OECD-Studie ‚Bildung auf einen Blick’ lassen noch keine stabile Trendwende zum Positiven erkennen“, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer am Dienstag in Berlin. „Zarte Pflänzchen wie das Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung können leicht wieder eingehen, wenn die falschen politischen Entscheidungen getroffen werden.“ So sei die nach der Erhöhung des Bafögs erkennbare Tendenz leicht steigender Zahlen bei den Studienanfängern durch die in mehreren Bundesländern geplante Einführung von Studiengebühren gefährdet.

Als besonders alarmierend bezeichnete Demmer den rückläufigen Anteil von Menschen mit Hochschulabschluss gemessen an der Gesamtbevölkerung – eine einmalige Entwicklung in den OECD-Ländern. „Offenbar haben die Panikmache von der ‚Akademikerschwemme’ und der hochschulpolitische Kahlschlag der Kohl-Ära Wirkung gezeigt“, betonte sie. In der Gruppe der 45- bis 54-Jährigen haben 25 Prozent einen Hochschulabschluss, bei den um 20 Jahre Jüngeren sind es nur noch 22 Prozent. „Wir brauchen aber mehr hochqualifizierte Menschen, um die Innovationsfähigkeit unseres Landes zu sichern und zu verbessern. Die aktuellen Steigerungsraten zu Grunde gelegt wird es in Deutschland noch 30 Jahre dauern, bis wir die Absolventenquoten der PISA-Sieger wie Finnland erreichen“, sagte Demmer.

Sie warnte davor, die soziale Ungerechtigkeit des deutschen Bildungswesens zu vergessen und beispielsweise die Gruppe der „Risikoschüler auszublenden“. Nach wie vor verließen weit über 20 Prozent eines Jahrgangs die Schulen mit mangelhafter Lese- und Rechenkompetenz. „Vom Kindergarten bis zur Weiterbildung müssen alle Hürden abgebaut werden, die junge Menschen hindern, die höchstmöglichen Bildungsabschlüsse zu erreichen. Individuelle Förderung und langes gemeinsames Lernen sind die notwendigen Leitprinzipien“, sagte Demmer. „Die Rückstellung bei Schulbeginn, die Auslese nach Klasse vier und das Sitzen bleiben gehören in die pädagogische Mottenkiste. Wir müssen auch die Schulstrukturfrage stellen, wenn wir soziale Gerechtigkeit und hohe Abiturientenquoten erreichen wollen.“

Ohne eine Aufstockung der Ressourcen seien notwendige Reformen zum Scheitern verurteilt. „Zusätzlich zu den Ausgaben für Forschung und Entwicklung müssen auch die Bildungsausgaben deutlich erhöht werden. Sie müssen künftig sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) klar überschreiten. Rund 15 Milliarden Euro stünden Bund, Ländern und Kommunen damit jährlich zusätzlich zur Verfügung“, sagte die GEW-Sprecherin. „Dieses Geld muss in alle staatlichen Bildungsinstitutionen investiert werden.“

Diese Ziele seien nur mit mutigen Schritten und in gemeinsamer Kraftanstrengung zu erreichen. „Die Bremser aus den konservativ regierten Bundesländern, die unter der Fahne des Kulturföderalismus der Kleinstaaterei frönen, müssen endlich aus ihrer eitlen Schmollecke herauskommen. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsame Ziele festlegen und Konzepte verabreden, wenn Deutschland international den Anschluss an die führenden Staaten schaffen und wieder zu einem anerkannten Bildungsland werden will“, unterstrich Demmer.