Kontaktaufnahme & How It All Began
Die erste Kontaktaufnahme erfolgte, wie mittlerweile üblich, per E-Mail. Aufgeregt öffnete ich die Nachricht mit dem Absender „Deutsche Schule New York“. Ich konnte es kaum glauben, dass ein für mich und meine Familie so attraktives Ziel für einen längeren Auslandsaufenthalt nach längerem Bangen und Hoffen nun in greifbare Nähe rückte!
Behutsam begann ich zu lesen: Der damalige Schulleiter teilte mir in wenigen Sätzen mit, dass er an einer Lehrkraft mit meiner Fächerkombination interessiert sei, nämlich „Mathe und Sp“, und mich deshalb kennenlernen wolle. Mir blieb nach der anfänglichen Euphorie das Herz stehen! Meinte er mit der zweiten Abkürzung etwa Sport? Das wäre fatal gewesen, das Ende eines kurzen, aber heftigen Traumes, denn neben Mathematik war und ist mein zweites Fach Spanisch! Ich wagte es nicht, danach zu fragen, schrieb zurück, ich sei natürlich an einem Bewerbungsgespräch sehr interessiert.
Wenige Wochen später saß ich in Köln in einem Hotelcafé in der Nähe des Hauptbahnhofs einem freundlich dreinschauenden Direktor in einem auffälligen Norwegenpullover gegenüber und stellte mich mental auf den typischen Ablauf des Frage-Antwort-Spiels ein. Doch weit gefehlt. Ich kam kaum zu Wort, mein Gegenüber schwärmte in den höchsten Tönen von der kleinen, eher beschaulichen Deutschen Schule New York (mittlerweile in Deutsche Internationale Schule New York umbenannt) und der nahe gelegenen Metropole. So erzählte er mir u.a., dass seine Ehefrau schon mehrmals ein "rehearsal" besucht habe, eine Generalprobe der New York Philharmonic, die in der Regel donnerstags vormittags stattfinde. Er selbst könne dann bedauerlicherweise nicht mitkommen, schließlich sei er Schulleiter an der DSNY! Ich nickte, hörte zu, sagte „Ah!“ und „Mhm!“ und wartete unruhig und sehnsüchtig auf das Aussprechen des erhofften Wortes! Es zog sich noch eine Weile hin, immerhin hat New York einiges zu bieten: Central Park, Empire State Building, Statue of Liberty, Times Square, Wall Street, Metropolitan Museum ...
Doch dann, ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, erwähnte der Schulleiter plötzlich den Grund dafür, dass wir an dem Tag zusammensaßen: Dass nämlich an der Schule aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage Sp...anisch als neue zweite Fremdsprache eingeführt werden sollte! Ich atmete innerlich erleichtert auf, nein, mir fiel ein Stein vom Herzen! Das restliche Gespräch verlief ähnlich wie der Teil zuvor, wir verabschiedeten uns bald, und ich trottete zurück zum Hauptbahnhof mit einem guten Gefühl im Bauch ...
First Impressions & Neuer Einsatzort
Vier Monate später saßen wir zu dritt im Flugzeug Richtung New York: meine Frau, unser achtjähriger Sohn und ich. Wir nutzten die Osterferien 2004 zum Antrittsbesuch an der Schule, zur Haussuche und zum Kennenlernen der neuen Umgebung. Die Deutsche Schule New York liegt keineswegs in New York City oder gar in Manhattan. Vielmehr liegt die Schule im ruhigen Vorort White Plains im nördlich angrenzenden Westchester County, einer Schlafstätte für alle, die tagsüber in New York arbeiten, es aber vorziehen, nicht in der Megacity zu nächtigen. Eine gute Bahnverbindung sorgt dafür, dass man von White Plains in ca. 30 Minuten den Grand-Central-Bahnhof an der Ecke 42nd Street und Park Avenue erreicht, von dort kommt man mit der Metro, zu Fuß oder einem Taxi überall in Manhattan hin. Diese bevorzugte Lage bringt es allerdings mit sich, dass die Mietpreise so hoch sind, dass ich während der Hausbesichtigungen dachte, die genannten Mieten seien vierteljährlich zu entrichten!
Die ersten Eindrücke vom zukünftigen „Einsatzort“ White Plains waren überaus positiv: Das Schulgebäude erschien uns hell und freundlich, das gesamte Schulgelände war gepflegt und großzügig angelegt, die Mitarbeiterinnen des Schulsekretariats waren sehr hilfsbereit und beantworteten geduldig unsere vielen Fragen. Im August 2004, nachdem unser gesamtes Hab und Gut auf einem Containerschiff den Atlantik überquert hatte, landeten wir am JFK-Flughafen. In einem Mietwagen fuhren wir gleich nach White Plains weiter und bezogen dort unsere neue Bleibe. Das Einleben in unserer neuen Umgebung fiel uns nicht schwer, zumal die pulsierende Großstadt New York mit ihren unendlich vielen kulturellen, sportlichen und Freizeitangeboten (fast) vor der Haustür lag. Aber auch das gemächlichere Leben in White Plains und der German Community rund um die Schule hatte seinen besonderen Reiz. Insgesamt betrachtet waren die Lebensbedingungen vor Ort sehr gut, von den Einkaufsmöglichkeiten bis hin zur ärztlichen Versorgung; vieles war allerdings für deutsche bzw. europäische Verhältnisse nur zu horrenden Preisen zu haben!
Schulorganisation & Faculty and Staff
Die Deutsche Schule New York gehört dem Kreis der sog. „Expertenschulen“ an, somit besteht die Schülerschaft hauptsächlich aus deutschen bzw. deutschsprachigen Kindern und Jugendlichen, die das Schulangebot vom Kindergarten bis zur zwölften Klasse wahrnehmen. Neben der begrenzten räumlichen Kapazität des Schulgebäudes ist diese Ausrichtung auch deshalb sinnvoll (gewesen), weil die Verweildauer vieler Familien an der Deutschen Schule New York recht kurz war, teilweise sogar weniger als ein Schuljahr betrug. Ein möglichst reibungsloser Übergang, erst vom innerdeutschen Schulsystem in die deutsche Auslandsschule und von dieser zurück in ein (anderes) Bundesland oder gar erneut ins Ausland, musste unbedingt gewährleistet sein. Im Durchschnitt besuchten zwischen 370 und 400 Schülerinnen und Schüler den Unterricht. Der Unterrichtsbeginn um 8.30 Uhr berücksichtigte die teilweise weiten Anfahrtswege, insbesondere die der Schulbusse aus Manhattan, Connecticut oder New Jersey, und ermöglichte so einen angenehmen und entspannten Schultagesanfang. Für viele Schülerinnen und Schüler, insbesondere der Oberstufe, endete der Schultag nach dem Nachmittagsunterricht allerdings erst um 15.45 bzw. sogar um 17.30 Uhr, wenn z.B. zusätzlich noch Latein belegt oder die Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften gewählt wurde.
Wie an den meisten deutschen Auslandsschulen arbeiteten an der Deutschen Schule New York sowohl aus Deutschland entsandte Auslandsdienstlehrkräfte als auch Ortslehrkräfte zusammen, also lokal angestellte LehrerInnen, meist amerikanische Kolleginnen und Kollegen, aber auch Deutsche mit festem Wohnsitz in den USA. Die Zusammenarbeit funktionierte nicht immer reibungslos, auch nicht die der ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen (meistens "locals") mit den Sekundarlehrkräften. Verbesserungen in der Zusammenarbeit wurden z.B. durch Maßnahmen der Steuergruppe zur Schulentwicklung angestrebt, durch gemeinsame Fortbildungen und vielfältige außerunterrichtliche Aktivitäten. Aber immer wieder sorgten die eklatanten Gehaltsunterschiede für Konfliktpotenzial, immer wieder führte der Gebrauch der deutschen Sprache auf Konferenzen und in Besprechungen dazu, dass nicht alle alles erfuhren oder verstanden, immer wieder gab es Uneinigkeit bei den Kriterien zur Vergabe von Noten.
Mehrere Jahre lang arbeitete ich in der Personalvertretung der Schule mit: STAC (Staff and Teachers Advisory Council) vertritt die Belange aller Lehrerinnen und Lehrer und sonstigen Angestellten der Schule insbesondere der Schulleitung und dem Schulträger, dem Board of Trustees, gegenüber. Dazu fanden einerseits in regelmäßigen Abständen Informationstreffen mit dem Schulleiter statt, andererseits nahm je ein STAC-Vertreter beratend an den Sitzungen des Board of Trustees teil. Wichtige Informationen wurden über Aushänge oder auf den Gesamtkonferenzen an das Kollegium und die Verwaltungsangestellten weitergeleitet.