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Tarifrunde TVöD 2020

„Keine Lust mehr, sich von den Arbeitergebern hinhalten zu lassen“

Nach dem aus Gewerkschaftssicht nicht verhandelbaren Angebot der Arbeitgeber gehen die Warnstreiks bundesweit weiter. So soll der Druck vor dem nächsten Tariftreffen am Donnerstag in Potsdam erhöht werden.

Nach dem inakzeptablen Angebot der Arbeitgeber sind erneut Tausende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter auf die Straße gegangen. Warnstreiks gab es in den vergangenen Tagen unter anderem in München, Regensburg, Lauf an der Pegnitz, Nürnberg sowie in Kiel und im Saarland. 

„Die vielen streikenden Kolleginnen und Kollegen machen Mut, dass wir in der nächsten Verhandlungsrunde mehr herausholen können.“ (Daniel Merbitz)

Daniel Merbitz, GEW Verhandlungsführer und im Hauptvorstand der GEW für Tarif- und Beamtenpolitik zuständig, sagte: „Die vielen streikenden Kolleginnen und Kollegen machen Mut, dass wir in der nächsten Verhandlungsrunde mehr herausholen können, anderenfalls haben wir die Möglichkeit, weitere Streikaktionen durchzuführen. Der heutige Tag hat wieder gezeigt, die Kolleginnen und Kollegen sind dazu bereit.“

In der mittelfränkischen Kleinstadt Lauf zogen die Teilnehmenden vom Landratsamt zum alten Rathaus. Unterstützung bekamen sie vom Ersten Bürgermeister Thomas Lang (Freie Wähler): Die Forderung von 4,8 Prozent mehr Lohn sei respektabel, eine Finanzierung der Lohnsteigerungen denkbar. Die Erzieherinnen und Erzieher sowie die Beschäftigten in sozialpädagogischen Berufe hätten mehr als Klatschen oder Musizieren auf Balkonen verdient, sagte Lang.

„Dieses Angebot ist nur respektlos gegenüber allen Beschäftigten zu nennen.“ (Anton Salzbrunn)

Der bayerische GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn betonte bei der Kundgebung, Konzerne würden staatlich gefördert, während die TVöD-Beschäftigten mit Lobeshymnen abgespeist werden sollten. „Dieses Angebot ist nur respektlos gegenüber allen Beschäftigten zu nennen.“

In München hatte die GEW bei bestem Herbstwetter einen Demozug organisiert. Gewerkschaftssekretärin Siri Schultze sagte: „Die Kolleginnen und Kollegen haben deutlich gemacht, dass sie die schlechte Bezahlung in den sozialen Berufen auch als ein Thema der ungleichen Vergütung von ‘Frauenberufen’ betrachten, denn es sind eben besonders Frauen betroffen.“

1.000 Streikende in Kiel

In Schleswig-Holstein fanden landesweit Kundgebungen und Demonstrationen statt. An einer Kundgebung in Kiel nahmen rund 1.000 Streikende von GEW und Ver.di teil. „Unsere Kolleginnen und Kollegen haben keine Lust mehr, sich von den Arbeitergebern hinhalten zu lassen. Erzieherinnen und Erzieher sowie die übrigen Beschäftigten in Kindertagesstätten und anderen öffentlichen Einrichtungen haben im laufenden Jahr unter Corona-Bedingungen täglich wichtige und unverzichtbare Arbeit geleistet. Trotzdem verweigern die Arbeitgeber ihnen eine angemessene Bezahlung. Damit muss endlich Schluss sein“, betonte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. 

Im Saarland gab es Protestaktionen in St. Ingbert und in Merzig. Bei einer Kundgebung vor dem Rathaus in St.Ingbert diskutierten die Beschäftigten der kommunalen Kitas das Angebot der Arbeitgeber vom Freitag. Da der Landkreis Merzig-Wadern als Corona-Risikogebiet gilt, fanden dort alle Aktionen digital statt.

Die dritte Verhandlungsrunde startet am Donnerstag in Potsdam. Die GEW fordert gemeinsam mit den anderen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes eine Gehaltssteigerung von 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Auch für die überfällige Angleichung der Arbeitszeit in Ost- und Westdeutschland machen sich die Gewerkschaften stark. Bund und Kommunen legten ein Angebot vor, das die Gewerkschaften als unzureichend ablehnen. Es beinhaltet insgesamt 3,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt in drei Jahresstufen.