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Kommentar

Held*innen der Gleichstellungspolitik

Personalmangel, wachsende Anforderungen, ungerechte Bezahlung, unzureichende räumliche Ausstattung – wohl kaum ein Feld spiegelt so deutlich die Schieflage in punkto Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft wie der Bildungssektor.

Frauke Gützkow, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes de
Frauke Gützkow, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der GEW, Arbeitsbereich Frauen-, Gleichstellungs-, Geschlechterpolitik (Foto: GEW)

Überall dort, wo überwiegend Frauen arbeiten, wird die Benachteiligung entlang der Geschlechtergrenzen sichtbar. Ein Teil der Arbeit wird nicht bezahlt, die Eingruppierung entspricht nicht immer den Anforderungen, in Leitungspositionen sind Männer überrepräsentiert. Auch im Jahr 2023 gehört unterschwellige Diskriminierung zum Bildungsalltag.

Es sind Held*innen der Gleichstellungspolitik, die sich dagegenstemmen. Die Gleichstellungsbeauftragten und Personalräte auf schulischer, Bezirks- und Landesebene, die Gleichstellungspläne aufstellen oder Dienstvereinbarungen aushandeln, für gute Teilzeitbedingungen kämpfen, Frauen bei Konflikten oder Belästigung beraten und den Rücken stärken. Jeden Tag neu und nicht selten gegen Widerstände.

Wenn wie aktuell die Arbeitsbelastungen für die Beschäftigten weiter erhöht werden sollen, gilt auch hier die Forderung: Geht endlich geschlechtersensibel vor!

Diese Frauen (und auch Männer) brauchen unsere Unterstützung. Die GEW bietet daher in vielen Landesverbänden Schulungen für Gleichstellungsbeauftragte und Personalräte an, sie organisiert auf Bundesebene Tagungen für den länderübergreifenden Austausch. Und die GEW setzt sich auf politischer Ebene für die Interessen der Beschäftigten ein. Wenn wie aktuell die Arbeitsbelastungen für die Beschäftigten weiter erhöht werden sollen, gilt auch hier die Forderung: Geht endlich geschlechtersensibel vor!

Es sind die falschen Signale, wenn die Kultusministerinnen und -minister das Recht auf Teilzeit einschränken, größere Klassen einführen und die Arbeitszeit der Lehrkräfte übergangsweise um eine Stunde erhöhen wollen. Gerade Frauen mit Familienverantwortung treffen solche Regelungen, denn viele sind auf Teilzeitarbeit auch deshalb angewiesen, weil es zu wenige Betreuungsplätze gibt. Und was nutzt die Aussicht, in einem fernen Morgen die Mehrarbeit von heute ausgleichen zu können, wenn jetzt jede Stunde weniger zählt?

Es geht aber auch um Chancengleichheit und den Abbau von Diskriminierungen bei anderen Gruppen wie Migrantinnen und Migranten, Jüngeren und Älteren, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, trans, inter oder nichtbinären Personen.

Bei all dem ist die GEW-Gleichstellungspolitik mehrdimensional angelegt. Es geht nach wie vor darum, die Geschlechterhierarchie zwischen Männern und Frauen zu überwinden. Es geht aber auch um Chancengleichheit und den Abbau von Diskriminierungen bei anderen Gruppen wie Migrantinnen und Migranten, Jüngeren und Älteren, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, trans, inter oder nichtbinären Personen. Intersektionale Perspektiven einzunehmen, die Verschränkung von Diskriminierungen zu erfassen, ist dabei genauso wichtig, wie Kooperationen auszubauen – in der GEW und im politischen Umfeld. Auch deshalb ist es gut, wenn unterschiedliche Held*innen der Gleichstellungspolitik an einem Strang ziehen – für ein diskriminierungsfreies, gleichberechtigtes Leben und Arbeiten.