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Coronavirus-Krise

GEW lehnt Kurzarbeit in Kitas, Jugendhilfe und Sozialarbeit ab

Die GEW fordert Gemeinden auf, Beschäftigte in Kitas, Jugendhilfe und Sozialarbeit nicht in Kurzarbeit zu schicken, sondern sie in einer erweiterten Familienberatung per Chat, E-Mail und Telefon einzusetzen.

Einige Städte und Gemeinden planen nach Informationen der GEW, die Zuschüsse für Kitas, Jugendhilfe und Sozialarbeit zu kürzen, und fordern zudem die Träger zu Kurzarbeitanträgen auf. Zwar finden kommunale Einrichtungen oft Lösungen ohne finanzielle Einbußen für die Beschäftigten, indem sie diese zum Beispiel in der telefonischen Beratung einsetzen. Anders sieht es jedoch bei den Einrichtungen freier Träger wie Vereinen aus: Obwohl in fast allen Bundesländern die zuständigen Ministerien die Landesanteile bei der Kitafinanzierung weiter zusagten, mehren sich die Fälle, dass Gemeinden freie Träger dazu bewegen wollen, Beschäftigte außerhalb des Notdienstes in Kurzarbeit zu schicken. Die GEW lehnt dies entschieden ab.

„Immer haben die Fachkräfte in Kita und Sozialarbeit mit großem Engagement ihren Beitrag geleistet. Da ist es jetzt das absolut falsche Signal, die Zuschüsse zu kürzen.“ (Björn Köhler)

„Bisher haben die Erzieherinnen und Erzieher das Kitasystem durch ihren großen persönlichen Einsatz getragen, da dürfen die Gemeinden sie jetzt nicht im Regen stehen lassen“, sagte GEW-Kitaexperte Björn Köhler. „Schon vor der Krise gab es einen erheblichen Personalmangel. Als der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz kam oder als viele Familien nach Europa flüchteten – immer haben die Fachkräfte in Kita und Sozialarbeit mit großem Engagement ihren Beitrag geleistet. Da ist es jetzt das absolut falsche Signal, die Zuschüsse zu kürzen.“

Auch die Kitas in freier Trägerschaft müssen nach Ansicht der GEW voll einsatzfähig gehalten werden, um etwa kurzfristig als Ersatz zur Verfügung zu stehen, wenn eine Notdiensteinrichtung wegen eines Infektionsfalls schließen muss. Außerdem müssten alle Einrichtungen nach Ende des Lockdowns sofort wieder öffnen können, um schnell eine Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens zu erreichen. Angesichts des nach wie vor akuten Fachkräftemangels dürfe der Arbeitsplatz Kita zudem nicht weiter an Attraktivität verlieren. 

Beschäftigte in der Familienberatung einsetzen

Die Bildungsgewerkschaft schlägt daher vor, dass derzeit nicht im Notdienst eingesetzte Beschäftigte die Familien der Kinder, die sonst in den Einrichtungen sind, beraten und zum Beispiel telefonisch begleiten. So könnten die Kitas Kontakt zu den Familien halten und diese bei Bedarf unterstützen – auch vor dem Hintergrund, dass es wegen der sozialen Isolation in Familien möglicherweise zu mehr Konflikten kommt.

Auch in der Jugendhilfe und Sozialarbeit sieht Köhler keinen Bedarf für Kurzarbeit oder gar Mittelkürzungen. Vielmehr gebe es durch die geschlossenen Schulen besonders viel zu tun: „Zuhause ohne fachliche Anleitung durch Lehrkräfte zu lernen, dazu oft auch noch in engen Wohnungen und ohne adäquate Ausstattung, ist für viele Kinder, Jugendliche und Familien eine erhebliche Belastung“, betonte Köhler, der selbst Sozialarbeiter ist. Er plädiert dafür, Beratungsangebote per Chat, Email und Telefon auszubauen.