Fotos: Manfred Brinkmann
Das Thema ‚Leiden an Leitung‘ scheint viele anzusprechen: Mit mehr als fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die Mehrzahl RückkehrerInnen aus dem Auslandsschuldienst, war die GEW-Fachtagung zum Auslandsschulwesen in diesem Jahr komplett ausgebucht. Leider konnten daher nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden.
In seiner Einführung verdeutlichte der Vorsitzende der GEW Arbeitsgruppe AuslandslehrerInnen (AGAL), Franz Dwertmann, dass der Titel der Tagung doppeldeutig zu verstehen sei. Demnach gibt es neben Leidenserfahrungen bei Lehrkräften an deutschen Auslandsschulen, Europäischen Schulen und Sprachdiplomschulen auch eine leidende Leitung im deutschen Auslandsschulwesen.
Unterschiedliche Erwartungen
Welches sind nun die Faktoren, die den Einsatz von Lehrkräften, SchulleiterInnen oder FachberaterInnen im Ausland scheitern oder gelingen lassen? Steht die Schulleitung im Spannungsfeld zwischen dem Schulverein der privaten deutschen Auslandsschule und der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA), so hat es die Lehrkraft mit den hohen Erwartungen der Schulgeld zahlenden Elternschaft und den curricularen Anforderungen aus Deutschland zu tun.
Eine ganz andere Situation finden Fach(schafts)beraterInnen und Bundesprogrammlehrkräfte vor, die in der Regel als einzelne deutsche Lehrkräfte an nationalen Schulen im Ausland tätig und somit vielen, teils sich widersprechenden Interessen ausgesetzt sind.
Schulleitung kommt zentrale Rolle zu
In Vorträgen und Arbeitsgruppen wurden die „Gelingensbedingungen“ für eine Lehrtätigkeit im Ausland intensiv beleuchtet. Der Schulleitung kommt dabei eine zentrale Rolle zu, denn ihre Beziehungs- und Kommunikationsfähigkeit bestimmt die Schule als soziales System.
Auch den Lehrkräften wird ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz, Flexibilität und Einsatzbereitschaft abverlangt. Allein diese Anforderungen würden eine intensive und umfassende Vorbereitung zur Vermeidung zusätzlicher Reibungsverluste erfordern. Leider, und das wurde auf der Tagung immer wieder deutlich, bleiben die Vorbereitungsseminare der ZfA weit hinter diesen Ansprüchen zurück.
Ombudsstelle notwendig
Auch die Forderung nach einer Ombudsstelle zur Vermittlung bei Konflikten wurde mehrfach erhoben. Dass diese dringend notwendig ist, davon zeugten einige Berichte von RückkehrerInnen aus dem Auslandsschuldienst, die von kräftezehrenden Konflikten mit Schulleitungen zu berichten wussten.
Am letzten Tag der Tagung stellte sich der Leiter der Zentralstelle, Joachim Lauer, den Fragen der TeilnehmerInnen. Die idyllisch gelegene Heimvolkshochschule Mariaspring bildete wieder einen wunderbaren Rahmen, der im Nu eine große Offenheit und Gesprächsbereitschaft zwischen den TeilnehmerInnen ermöglichte.