Zum Inhalt springen

ifo Bildungsbarometer 2019

Für mehr Gerechtigkeit in Bildung investieren

Die Mehrheit der Deutschen ist sich bewusst, dass Kinder aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen unterschiedliche Chancen haben. Bildungspolitische Maßnahmen zur Verringerung von Ungleichheit finden laut ifo Bildungsbarometer viel Zustimmung.

Die Deutschen schätzen das Ausmaß bestehender Bildungsungleichheiten richtig ein: Die Mehrheit vermutet laut ifo Bildungsbarometer 2019 keine großen Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern oder Stadt und Land – glaubt jedoch, dass Kinder aus besseren sozialen Verhältnissen und Kinder ohne Migrationshintergrund besser abschneiden. Ungleiche Chancen für Kinder aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen beziehungsweise mit und ohne Migrationshintergrund werden zudem von einem Großteil der Deutschen als ernsthaftes Problem angesehen.

Bildungspolitische Maßnahmen, die auf eine Verringerung dieser Ungleichheit abzielen, finden entsprechend hohe Zustimmung, insbesondere die staatliche Übernahme von Kindergartengebühren (78 Prozent), höhere staatliche Ausgaben für Schulen mit Schülerinnen und Schülern aus benachteiligten Verhältnissen (81 Prozent) sowie zusätzliche Stipendienprogramme für einkommensschwache Studierende (83 Prozent).

Mehrheiten gibt es auch für die Einführung einer Kindergartenpflicht, eine Aufteilung auf weiterführende Schulen erst nach der sechsten Klasse, höhere Gehälter für Lehrkräfte, die viele Kinder aus benachteiligten Verhältnissen unterrichten, und die Einführung eines Ganztagsschulsystems. Lediglich beim gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Lernschwäche in Regelschulen ist die öffentliche Meinung gespalten.

Auch widersprüchliche Befunde

Trotz der Bereitschaft, benachteiligte Gruppen zu fördern, spricht sich die Mehrheit der Deutschen dafür aus, zusätzliche Mittel gleichmäßig zu verteilen, statt sie auf benachteiligte Gruppen zu konzentrieren. „Dieser Aspekt dürfte eine gelungene Umsetzung von Politikmaßnahmen zur Reduzierung von Ungleichheiten erschweren“, bilanzieren die Autorinnen und Autoren der repräsentativen Meinungsumfrage. Gleichzeitig ist der Großteil auch der Ansicht, dass ein hoher Bildungsabschluss eher von eigenen Anstrengungen als von äußeren Umständen abhänge.

Das „Gute-Kita-Gesetz“ findet sehr hohe Zustimmung, wobei die zusätzlichen Mittel am ehesten für geringere Gebühren, höhere Gehälter der Erzieherinnen und Erzieher sowie kleinere Gruppen eingesetzt werden sollten. Während sich keine klaren Mehrheiten für oder gegen reguläre Studiengebühren ergeben, befürworten zwei Drittel nachgelagerte Studiengebühren, die erst nach dem Studium und ab einem gewissen Einkommen bezahlt werden müssen. 

Für das Bildungsbarometer 2019 des ifo-Instituts wurden mehr als 4.000 Erwachsene zum Thema Chancengleichheit im Bildungssystem befragt.