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fair childhood

Erfolgreicher Kampf gegen Kinderarbeit

Seit 2011 unterstützt die GEW-Stiftung fair childhood im Globalen Süden Lehrerinnen und Lehrer in ihrem Kampf gegen Kinderarbeit. Projektkoordinator Samuel Grumiau erläutert im E&W-Gespräch die Herausforderungen und Erfolge der Stiftung.

Samuel Grumiau, Projektkoordinator der Stiftung fair childhood für die GEW und die Bildungsinternationale. (Foto: Bildungsinternationale (BI))
  • E&W: Herr Grumiau, verhindern die fair-childhood-Projekte Kinderarbeit?

Samuel Grumiau: Ja, Zahlen belegen das: Allein 2022 haben wir 1.720 Kinder, die auf Feldern, in Minen oder in Haushalten gearbeitet hatten, für die Schule zurückgewonnen. Unsere Projekte in neun Ländern trugen dazu bei, dass 1.545 Minderjährige nicht zu sogenannten Drop-outs wurden. Auch das verhindert Kinderarbeit. Denn viele „Drop-outs“ landen in einem Job, in dem sie ausgebeutet werden oder der hoch-gefährlich ist.

  • E&W: Gegen Kinderarbeit kämpfen viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Was macht die GEW-Stiftung anders?

Grumiau: Der Unterschied ist, dass wir mit Lehrkräftegewerkschaften vor Ort zusammenarbeiten. Das hat zwei Vorteile: Zum einen bleiben viele Lehrerinnen und Lehrer, die wir zum Thema Kinderarbeit geschult haben, vor Ort – die Projekte sind also nachhaltig. Zum anderen haben Gewerkschaften oft einen besseren Zugang zu den lokalen, regionalen und nationalen Regierungen oder Schulbehörden als NGOs. Eine Lehrkräftegewerkschaft ist immer Teil des gesellschaftlichen Dialogs und Aushandelns. Sie kann den Entscheidungsträgerinnen und -trägern genau berichten, was an den Schulen gut läuft – und was nicht. Lehrkräfte wissen, auf welchen Plantagen oder in welchen Nähstuben Kinder ausgebeutet werden. Eine Gewerkschaft kann auch ganz oben Druck machen, damit sich die Schul- und Lehrbedingungen verbessern. Und sie kann andere mit Pilotprojekten inspirieren und zeigen, wie es besser laufen kann.

  • E&W: Wie schaffen die Lehrkräfte das?

Grumiau: Unsere Partnergewerkschaften sensibilisieren die Väter und Mütter in den Dörfern, die Dorfältesten, die lokalen religiösen Autoritäten und vor allem auch die Schülerinnen und Schüler dafür, welche Auswirkungen Kinderarbeit hat. Sie informieren darüber, welche Rechte Kinder haben. Sie machen den Unterschied deutlich zwischen einer ausbeuterischen Kinderarbeit, die in fast allen Ländern verboten ist und den Kindern oft null Raum fürs Lernen lässt, und einer auch von der Bildungsinternationale – dem weltweiten Zusammenschluss von rund 400 Bildungsgewerkschaften – akzeptierten Mithilfe der Kinder in den Familien, die deren Schulbesuch nicht verhindert.

Kinder erfahren von den geschulten Lehrerinnen und Lehrern, dass es eben nicht normal ist, zu schuften, statt zu lernen. Und dass es nicht in Ordnung ist, mit 13 Jahren zu heiraten. Ganz oft werden die Schülerinnen und Schüler auch selbst zu Akteuren des Wandels. Etwa, indem sie befreundete „Drop-outs“ überzeugen, wieder am Unterricht teilzunehmen. Oder indem sie eine Lehrkraft informieren, wenn Mitschülerinnen oder -schüler in die Fänge eines Menschenhändlers geraten sind.

  • E&W: Vor welchen Problemen stehen die lokalen Lehrkräftegewerkschaften bei ihrem Kampf gegen Kinderarbeit?

Grumiau: Ein Hindernis ist der Mangel an guten Schulen. Wo es keine oder nur schlechte Schulen gibt, ist es sehr viel schwieriger, Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig Schulbildung und wie zerstörerisch Kinderarbeit ist. Das gleiche gilt für Regionen, in denen es weder eine Schultoilette noch eine Kantine gibt oder Kinder zur Schule mehrere Stunden durch eine gefährliche Wildnis laufen müssen. Umso wichtiger ist, dass die Gewerkschaften solche Missstände bei den Schulbehörden anprangern. Und dass sie alle Betroffenen – also Eltern, Verwandte, religiöse Führer, die Dorfältesten oder Schulleitenden – von Anfang an mit in die Projekte gegen Kinderarbeit einbeziehen. Gelingt das, lässt sich Kinderarbeit an diesen Orten auch beseitigen.