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GEW-Expertise

Ein Kompass für die Lehrkräftebildung

Der Lehrkräftemangel bewegt auch die Politik. Eine aktuelle Expertise der GEW wirft einen Blick auf die Entwicklungen der letzten Dekade und präsentiert Wege für zukünftige Reformen.

Foto: Shutterstock/GEW

Der Lehrkräftemangel in Deutschland hat die Debatte über die Lehkräftebildung erneut entfacht. Die Expertise „Lehrer:innenbildung in Deutschland im Jahr 2024 – Status Quo und Entwicklungen der letzten Dekade“ von Prof. Doris Wittek und Maik Walm, die kürzlich als GEW-Broschüre veröffentlicht wurde, analysiert die Trends der letzten Dekade und identifiziert Wege aus dem dramatischen Lehrkräftemangel.

Einige der Trends der letzten Jahre gehen dabei auch auf Impulse der 2017 vom Freiburger Gewerkschaftstag der GEW verabschiedeten „Leitlinien für eine innnovative Lehrer_innenbildung“ zurück, analysieren Wittek und Walm in der Expertise. Dazu gehören die Standardisierung der Studiendauer auf zehn Semester für alle Lehramtstypen, die Reduzierung der Lehramtstypen in einigen Bundesländern sowie die Umstellung auf ein stufenorientiertes Lehramtskonzept in Stadtstaaten wie Berlin, Hamburg und Bremen.

Trotz dieser Fortschritte zeigt die Expertise einen nach wie vor uneinheitlichen Ausbildungsansatz im deutschen Bildungsföderalismus auf. Insbesondere im Hinblick auf den Quer- und Seiteneinstieg bestehe dringender Handlungsbedarf, um eine Deprofessionalisierung des Berufsstandes zu verhindern, sagt Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender und Hochschulexperte der GEW. „Die Quer- und Seiteneinsteigenden brauchen eine klare und bundesweit einheitliche Perspektive und einen Anspruch auf Nachqualifizierung“, so Keller.

Walm und Wittek plädieren in ihrem Fazit für eine umfassende Diskussion über realistische und innovative Reformmaßnahmen. Sie schlagen einen „Kompass“ vor, der auch die Bedeutung wissenschaftlicher Grundlagen für die Lehrkräfteausbildung unterstreicht. Zudem sei eine kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung über alle Berufsphasen hinweg wichtig.

Keller ist zuversichtlich, dass die Expertise nicht nur der Bildungsgewerkschaft, sondern auch politischen Entscheidungsträger:innen auf Bundes- und Landesebene helfen wird, fundierte Reformen anzustoßen.

Die Expertise basiert auf Forschungsarbeiten der Professorin für Erziehungswissenschaft Doris Wittek von der Martin-Luther-Universität und des wissenschaftlichen Mitarbeiters Maik Walm von der Universität Rostock. Sie präsentierten ihre Ergebnisse bereits im Rahmen der GEW-Fachtagung „Neue Wege in der Lehrer*innenbildung“ in Berlin.