Die Geschichte der AGAL
„Bügeleisen und Heizkissen sind mitzubringen“
Jubiläum: Vor 65 Jahren entstand die Vorläufer-Organisation der „Arbeitsgruppe Auslandslehrerin-nen und -lehrer“ (AGAL). Ein kurzer Rückblick auf bewegte Jahre.
„Knickerbocker werden höchstens auf Touren getragen. Windjacken im Stil der amerikanischen Feldblusen haben sich bewährt.“ Weiterer Tipp: „Tauchsieder, Bügeleisen, Heizsonne, Heizkissen sind nach Bedarf mitzubringen.“ Zwei Ratschläge für Auslandslehrkräfte aus dem Jahr 1959, abgedruckt in der Broschüre „Deutsche Lehrer in der kulturellen Auslandsarbeit“.
Autor der Broschüre ist Herbert R. Koch, geboren 1906, der unter anderem an der Deutschen Schule in Santa Cruz de Tenerife unterrichtete. Ab 1956 leitete Koch die „Arbeitsgruppe Auslandslehrer“ (AGAL) der GEW. Die war im Jahr zuvor gegründet worden, als Nachfolgerin eines Gremiums der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Lehrerverbände“, in der die GEW mitwirkte. Ende der 1950er-Jahre gab es weltweit 350 deutsche Auslandsschulen, oft kleine Einrichtungen, gegründet von deutschen Auswanderergemeinden. Viele dieser Schulen überlebten nicht. Heute liegt die Zahl der Deutschen Auslandsschulen (DAS) bei 140. Längst zielen sie nicht mehr allein auf die deutsche Community – immer mehr Mädchen und Jungen aus den Partnerländern lernen an den DAS.
Zunehmender Einfluss
Zurück zu Herbert R. Koch. 1961 veröffentlichte der AGAL-Pionier eine Denkschrift, in der er eine „Zentralstelle“ für Auslandslehrkräfte forderte. Die Anliegen der Lehrerinnen und Lehrer aufzugreifen, das war bis dato Aufgabe des Schulreferats des Auswärtigen Amtes (AA). Koch fand Gehör. 1968 hob der Bund die „Zentralstelle für das Auslandsschulwesen“ (ZfA) aus der Taufe – „ein Kind der GEW“, so Max Bertram, AGAL-Vorsitzender von 1978 bis 1989.
Die AGAL nahm weiter Einfluss. Etwa 1970, als der Deutsche Bundestag eine „Enquete-Kommission Auswärtige Kulturpolitik“ ins Leben rief: Koch und der ehemalige GEW-Vorsitzende Heinrich Rodenstein formulierten Kernpunkte für Deutsche Auslandsschulen. Die DAS dürfe keine „isolierte Bildungsstätte mit Beschränkung nur auf einen Abschluß“ sein, hieß es in dieser Schrift namens „Konzeption 1971“. So sei für ein berufliches Abitur „der Ausbau berufsvorbereitender und berufsbildender Wege notwendig“. Ab 1975 übernahm -Siegfried Vergin im GEW-Hauptvorstand die Aufgabe, die AGAL zu -betreuen und auszubauen. Was er 14 Jahre lang tat.
Kampf um Mitbestimmung
1982 kam der Rotstift. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages beschloss, bei der Besoldung der ins Ausland vermittelten Lehrkräfte innerhalb von zwei Jahren 20 Millionen D-Mark zu streichen. Vorgesehen war, die Bezüge um 8,3 Prozent zu kürzen. Die AGAL kämpfte vergeblich dagegen. Sie kritisierte zudem: Beamte und Angestellte des Bundes hätten Personalvertretungen und Tarifvereinbarungen – nicht aber die Auslandsdienstlehrkräfte (ADLK). Dennoch sollten die ADLK „draußen die Vorteile der Demokratie erklären“, so Bertram in seiner Schrift „Lehrer im Ausland“. Bereits 1987 forderte die AGAL, Ortskräfte besser zu bezahlen, einschließlich „angemessener Alterssicherung“ und „Krankheitsvorsorge“.
Früh suchte die AGAL den Austausch mit ZfA und AA. Dazu diente vor allem ein mehrtägiges Treffen, das die AGAL seit 1976 alle zwei Jahre organisiert. 2012 erschien der GEW-Privatisierungsreport Nr. 14, der Privatisierungstendenzen im Auslandsschulwesen anprangerte. 2016 gelang es der AGAL mit Bündnispartnern, Gehaltsnachzahlungen in Höhe von 20 Millionen Euro für ADLK und Bundesprogrammlehrkräfte (BPLK) durchzusetzen. An Stoff mangelt es bis heute nicht: Der Kampf um Mitbestimmung, die Forderung nach einem Auslandsschulamt als Anstellungsträger, bessere Bedingungen für Ortslehrkräfte, Digitalisierung gestalten – gut, dass es die AGAL gibt. Herzlichen Glückwunsch zum 65. Geburtstag!