Foto: Manfred Brinkmann
Unter dem Titel „Lehrkräfte vorbereiten und Schulleiter entwickeln" („Preparing teachers and Developing School leaders") fand auf Einladung des US-Bildungsministeriums, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Bildungsinternationale (BI) Mitte März im New Yorker Hilton Hotel der zweite „Internationale Gipfel zum Lehrberuf‘ („International Summit on the Teaching Profession‘) statt.
Bildungsminister aus 23 Staaten diskutierten zwei Tage lang mit Gewerkschaftsvertretern, Lehrerinnen und Lehrern über die Zukunft des Lehrberufs. Schwerpunktthemen waren die Anforderungen an Schulleiter, die Rolle von Lehrkräften bei der Vermittlung von Wissen für das 21. Jahrhundert sowie die Aus- und Weiterbildung von PädagogInnen und ErzieherInnen. „Das Interesse der Regierungen, mit uns den Dialog zu Bildungsthemen zu suchen, hat zugenommen - zumindest auf internationaler Ebene“, berichtete BI-Generalsekretär Fred van Leeuwen bei der Vorbesprechung der Gewerkschaftsvertreter. „Die Zahl der Länder, die am Bildungsgipfel in New York teilnehmen, ist größer geworden. Und einige Gewerkschafter treffen ihren Bildungsminister hier wohl zum ersten Mal.“
Beim Bildungsgipfel im Vorjahr, an dem 17 Staaten teilgenommen hatten, war Deutschland noch nicht vertreten. Diesmal waren der Kultusminister von Sachsen-Anhalt und KMK-Vizepräsident Stephan Dorgerloh (SPD), der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne, das VBE-Vorstandsmitglied Gerhard Brand sowie die Lehrerin Heike Piornak als offizielle deutsche Repräsentanten nach New York gereist.
Frankreich war eines der wenigen OECD-Länder, die dem Gipfel fern blieben. Der französische Bildungsminister hatte sich geweigert, in New York mit französischen Gewerkschaftsvertretern an einem Tisch zu sitzen.
Andreas Schleicher, PISA-Koordinator und stellvertretender Leiter der OECD Direktion für Bildung, präsentierte zu Beginn der Tagung ein Feuerwerk von Best-Practice-Beispielen aus OECD Staaten, bei dem Länder wie Finnland, Singapur und die kanadische Provinz Ontario besonders häufig auftauchten. Schulleitern komme eine zentrale Bedeutung im Bildungswesen zu. Die Anforderungen an sie seien enorm gewachsen. Um erfolgreich zu sein, müssten sie in die Lage versetzt werden, im Team zu arbeiten. Die Schule des 21. Jahrhunderts erfordere einen kooperativen Führungsstil. Schleicher betonte die Bedeutung der professionellen Entwicklung von Lehrkräften als fortlaufenden Prozess und beklagte, dass für Bildungsforschung fünfzehn Mal weniger Mittel als für Forschung im Gesundheitswesen ausgegeben würden.
Dass die drei PISA-Kriterien Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik als Maßstab für den internationalen Bildungsvergleich von Staaten nicht ausreichten, kritisierte Ian Leckie vom nationalen Bildungsinstitut in Neuseeland. „Wir müssen Kriterien entwickeln, die die Anforderungen an Schule im 21. Jahrhundert widerspiegeln.“ Dazu gehörten auch soziale Kompetenzen.
Um den Lehrerberuf attraktiv zu machen, bedürfe es guter Aus- und Weiterbildungsangebote und einer angemessenen Bezahlung, so Kari Kinnunen von der finnischen Lehrergewerkschaft, dessen Land immer wieder als positives Beispiel hervorgehoben wurde: „Wer nur Erdnüsse bezahlt, wird Affen bekommen.“ Dass die Bildungserfolge der skandinavischen Länder nicht nur in ihrer Schulpolitik, sondern auch in der frühkindlichen Bildung begründet sind, unterstrichen die dänische Bildungsministerin Christine Antorini und ihre Kollegin Katrin Kakobsdottir aus Island. „Bei uns besuchen 92 Prozent der Einjährigen eine Kita“, so Antorini. „Erzieherinnen müssen in Dänemark eine 3 ½-jährige Ausbildung absolvieren.“ Island verlangt von seinen Kita-Fachkräften inzwischen sogar ein Masterstudium.
Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne warnte davor, angesichts der weltweiten Finanz- und Schuldenkrise an den Bildungsausgaben zu sparen: „Es kann nicht sein, dass der Finanzminister mit Verweis auf Haushaltslöcher den Bedarf an Lehrkräften festlegt.“ Thöne kritisierte außerdem die Politik von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank, Ländern wie Griechenland „billige“ Schulen aufzuzwingen.
Zum Ende der Konferenz mussten die Vertreter der 23 Delegationen in nur neunzig Sekunden darstellen, was sie bei dem zweitägigen Dialog gelernt hatten und wie man national weiterarbeiten will. Für die deutsche Delegation, so KMK-Vizipräsident Dorgerloh, sei deutlich geworden, wie wichtig die Rolle von Schulleitungen und ein kooperativer Führungsstil für erfolgreiche schulische Bildung sind. Der internationale Dialog von Regierungen und Bildungsgewerkschaften soll national in Deutschland fortgesetzt werden. „Ich werde in der Kultusministerkonferenz anregen, die Bildungsgewerkschaften zu einem Dialog zu Fragen des Lehrerberufs einzuladen,“ so Dorgerloh.
Auch international ist 2013 eine Weiterführung geplant: „Ich möchte Sie alle im kommenden Jahr nach Amsterdam zur Teilnahme am dritten Internationalen Gipfel zum Lehrberuf einladen,“ verkündete der niederländische Bildungsminister Halbe Zijlstra zum Abschluss der Veranstaltung.