Rechte Gewalt in Ostdeutschland und Berlin nimmer weiter zu: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der von Opferberatungsstellen im Jahr 2018 registrierten rechten Gewalttaten dort um rund acht Prozent. Die im VBRG e.V. zusammengeschlossenen Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt dokumentierten in ihrem Jahresbericht ein „besorgniserregendes hohes Niveau“ rechter Gewalttaten in den fünf neuen Bundesländern und Berlin.
Insgesamt wurden 1.212 rechts, rassistisch und antisemitisch motivierte Angriffe aufgenommen. Damit wurden in Ostdeutschland und Berlin im vergangenen Jahr täglich mindestens fünf Menschen Opfer rechter Gewalt. Unter den 1.789 direkt davon Betroffenen waren rund 250 Kinder und Jugendliche. „Die offiziellen Zahlen geben nur das Hellfeld der angezeigten und korrekt eingeordneten Taten wieder – das ist nur ein kleiner Ausschnitt der wahren Bedrohung durch rechte Gewalt“, sagte der Soziologe Matthias Quent.
„Wir befürchten in 2019 eine weitere Zunahme rechter Gewalt im Kontext der Landtagswahlkämpfe in Brandenburg, Sachsen und Thüringen.“ (Robert Kusche)
Rassismus ist dabei wie in den Vorjahren das häufigste Tatmotiv. Zwei Drittel aller Angriffe (793 Fälle) waren rassistisch motiviert und richteten sich zu einem großen Teil gegen Flüchtlinge, Menschen mit Migrationshintergrund und dunkelhäutige Deutsche. Eine weitere große Gruppe von Betroffenen rechter Gewalt sind (vermeintliche) politische Gegnerinnen und Gegner (188 Fälle).
„Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Teilhabe sind durch rassistische Alltagsgewalt und organisierten Neonaziterror schon jetzt massiv bedroht“, sagte Robert Kusche vom Vorstand des VBRG. „Wir befürchten in 2019 eine weitere Zunahme rechter Gewalt im Kontext der Landtagswahlkämpfe in Brandenburg, Sachsen und Thüringen.“ Zum konkreten Schutz der von rassistischer Gewalt und Alltagsdiskriminierung Betroffenen seien eine Aufhebung von Wohnsitzauflagen für Flüchtlinge sowie ein humanitäres Bleiberecht für Opfer rassistischer Angriffe notwendig, fordert der Verband.