Zum Inhalt springen

Studie zu Betreuungsangeboten der Hochschulen

Unzufrieden promovieren

Fachlich fühlen sich die meisten Promovierenden in Deutschland gut begleitet, aber die Betreuungsangebote der Hochschulen schneiden nur mäßig ab. Das zeigen die neuen Daten der Promovierendenstudie Nacaps.

Nicht einmal die Hälfte der Promovierenden ist mit den Angeboten der Hochschulen zur Promotionsbetreuung zufrieden. (Foto: Shutterstock/GEW)

Nicht einmal die Hälfte der Promovierenden ist mit den Angeboten der Hochschulen zur Promotionsbetreuung zufrieden. Das geht aus den aktuellen Daten der Längsschnittstudie über Promovierende und Promovierte des National Academics Panel Study (Nacaps) hervor. Über 30.000 Promovierende an über 60 Hochschulen wurden in den Jahren 2019 und 2021 dazu befragt.

Die Befragten gaben zwar an, mit ihren fachlichen Betreuenden durchaus zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein. Ihre Kritik bezieht sich dagegen auf die strukturellen Rahmenbedingungen. 57 Prozent der befragten Promovierenden geben an, mit den Angeboten ihrer Hochschule insgesamt nicht oder nur teilweise zufrieden zu sein. Darüber hinaus stufen mehr als 60 Prozent der Befragten die Unterstützung mit Blick auf weitere Karriereschritte sogar als gering ein.

„Hochschulen und Forschungseinrichtungen drohen im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern ins Hintertreffen zu geraten.“ (Andreas Keller)

Auch mit Blick auf die Zukunftsprognosen der Promovierenden lässt sich kein erfreulicheres Bild zeichnen. Im Vergleich zu der vorherigen Befragung ist deren Unsicherheit weiter gewachsen. Nur ein Fünftel der Befragten plant derzeit, nach der Dissertation an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung zu bleiben – ein Rückgang um zehn Prozent. „Das ist eine bedauerliche Entwicklung“, stellte GEW-Hochschulexperte Andreas Keller fest. „Es zeigt, dass auch Promovierende sehr genau beobachten und überlegen, ob eine Karriere in der deutschen Hochschullandschaft unter den derzeitigen Bedingungen von Kettenbefristungen und maximaler Unsicherheit überhaupt noch als Option gesehen wird. Hochschulen und Forschungseinrichtungen drohen im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern ins Hintertreffen zu geraten.“

„Die Abbruchgedanken von Promovierenden sind Ausdruck einer immer sichtbarer werdenden Unzufriedenheit.“ (Andreas Keller)

Vor dem Hintergrund, dass die Mehrheit der befragten Promovierenden eine Stelle an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung innehat (45 Prozent) oder in ein strukturiertes Promotionsprogramm eingebunden ist (28 Prozent), seien diese Befunde bemerkenswert. Sogar 20 Prozent der Befragten gaben an, „gelegentlich“ daran zu denken, die Promotion abzubrechen. Neun Prozent denken sogar „oft“ bzw. „ständig“ daran, das Promotionsvorhaben aufzugeben. „Die Daten des Nacaps sollten die Hochschulen nachdenklich stimmen. Die Abbruchgedanken von Promovierenden sind Ausdruck einer immer sichtbarer werdenden Unzufriedenheit. Weder den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch den Hochschulen ist geholfen, wenn die Promovierenden der Wissenschaft mit einer halbfertigen Doktorarbeit den Rücken kehren,“ kommentierte  Keller. Der GEW-Vize zielt damit auf die prekären Arbeitsbedingungen und unsicheren Karrierewege in der Wissenschaft ab, die auch den befragten Promovierenden in der aktuellen Nacaps Studie sehr bewusst seien.