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Netzdebatte über Wissenschaftszeitvertragsgesetz

#IchbinHanna

Unter dem Hashtag #IchbinHanna schildern junge Forscherinnen und Forscher ihre unsicheren Arbeitsverhältnisse und Karriereperspektiven und reagieren damit auf das BMBF, das sich noch am Wochenende zu einer Reaktion gezwungen fühlte. Die Hintergründe.

2015 startete die GEW die Aktion "Traumjob Wissenschaft". (Foto: Kay Herschelmann)

Nach der Aktion #95vsWissZeitVG im Herbst 2020 ist auf Twitter erneut eine Debatte über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) entbrannt. Unter dem Hashtag #IchbinHanna kommentierten Nutzerinnen und Nutzer ein Erklärvideo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum WissZeitVG und machten auf ihre unsicheren Beschäftigungsbedingungen aufmerksam. Auch der GEW-Hochschulexperte Andreas Keller beteiligte sich an der Debatte der Netzcommunity und forderte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zur Reaktion auf.

Persönliche Geschichten

In dem Erklärvideo des BMBF werden am Beispiel einer fiktiven jungen Wissenschaftlerin namens Hanna das Gesetz und seine Auswirkungen verteidigt: Die durch das Sonderbefristungsrecht ermöglichte umfassende Befristungpraxis in der Wissenschaft wird als notwendige Voraussetzung für Innovation dargestellt, und es wird von der Gefahr der „Systemverstopfung“ gesprochen, sollte man Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Normalarbeitsverhältnisse anbieten. Mit dem Hashtag #IchBinHanna entstand auf Twitter eine Gegenbewegung. Initiiert wurde #IchbinHanna von Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon. Unzählige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler reagierten auf Twitter bereits mit ihren persönlichen Geschichten und erzählten, warum sie sich mit Hanna identifizierten.

GEW fordert Dauerstellen für Daueraufgaben

Das BMBF bekräftigte in einer Stellungnahme daraufhin seine Ansicht, das Gesetz sei notwendig. Für die Dauerstellen, die durchaus für erforderlich gehalten würden, seien vor allem Länder und Hochschulen verantwortlich. „Eine Abschaffung des WissZeitVG würde sicher nicht zu mehr unbefristeten Stellen führen. Vielmehr wären wissenschaftliche Qualifizierungen nur noch für einen sehr kleinen Personenkreis möglich – es gäbe also weniger Qualifizierungs- und Karrieremöglichkeiten“, hieß es zudem.

Die GEW engagiert sich mit verschiedenen Kampagnen seit Jahren für eine Entfristungsoffensive an den Hochschulen und fordert unter anderem mehr Dauerstellen für Daueraufgaben. Am 17. März 2016 trat – auch durch das Engagement der GEW – zwar eine neue Fassung des WissZeitVG in Kraft. Diese hatte bisher aber keinen Einfluss auf den hohen Befristungsanteil beim wissenschaftlichen Personal und führte nur zu einer mäßigen Verlängerung der Laufzeiten der befristeten Beschäftigungsverhältnisse.