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Frühe Medienpädagogik gegen Rechts

Natürlich muss man Jugendliche vor rechtsextremen Köderstrategien besser schützen. Doch die Verpflichtung, Hetzseiten im Internet zu löschen, sollte nicht die einzige Strategie sein. Junge Menschen brauchen Medienkompetenz.

Für knapp die Hälfte der Rechtsextremen ist körperliche Gewalt laut Studie ein legitimes Mittel der Auseinandersetzung, ein Viertel von ihnen ist selbst zur Gewalt bereit. (Foto: Pixabay / CC0)

Auch die NPD setzt auf neue Medien: Auf "Deutsche Stimme TV" lud eine Redakteurin eine "musikalische Satire" mit dem Titel "So was kommt von so was" hoch, in der es zur Sache geht: "Gestern am Bahnhof noch geklatscht, heute vom LKW zermatscht", singt ein Nazi-Aktivist. Der Song wurde wenige Tage nach dem Attentat vom Breitscheidplatz in Berlin hochgeladen und tausendfach angeklickt. Billig produziert, schnell hochgeladen und im Idealfall tausende Mal geklickt  die Agitation im Netz ist einfach und teils ungeheuer effizient.

Dass vermeintliche Informationen aus dem Internet für bare Münze genommen werden, ist ein globales Phänomen in allen Altersgruppen. Doch es ist auch eines, von dem Jugendliche besonders betroffen sind. "Junge Menschen sind – bei aller Medienkompetenz – oft wenig in der Lage, politische Informationen einzuordnen", sagt Titus Simon, emeritierter Professor für Jugendarbeit und Jugendhilfeplanung an der Hochschule Magdeburg-Stendal.

"Falschmeldungen werden gezielt lanciert, um Hass zu schüren", berichtet Stefan Glaser, stellvertretender Leiter von Jugendschutz.net, einer länderübergreifenden Meldestelle für Jugendschutzverstöße im Internet, die das Bundesfamilienministerium finanziert. 2016 ging Jugendschutz.net gegen 1 678 rechtsextreme Angebote vor, von denen die Mitarbeiter 94 Prozent bei Facebook, YouTube und Twitter feststellten. 

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete und Rechtsextremismusexpertin Monika Laza betont indes: "Ein repressiver Umgang damit ist der falsche Ansatz." Es gelte vielmehr, die Medienkompetenz der Jugendlichen zu fördern, "damit sie rechte Propaganda erkennen, ihren menschenverachtenden Gehalt richtig einordnen können und für demokratische Werte einzustehen lernen". Simon fügt hinzu: "Wichtig wäre eine Medienpädagogik, die schon in der Kita beginnt und auf Nachhaltigkeit angelegt ist."

Der gesamte Artikel von Christoph Ruf ist in der Juniausgabe der "E&W" abgedruckt.