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DGB-Chef: "Soziale Spaltung" in der Schule nicht überwunden

Berlin (dpa) - DGB-Chef Michael Sommer sieht zehn Jahre nach dem ersten PISA-Test Deutschland "noch meilenweit von einer Bildungsrepublik entfernt". "Leichte Verbesserungen sind zu begrüßen, aber wahrlich kein Grund für Euphorie und Entwarnung", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Sonntag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

An kommenden Dienstag werden in Berlin die Ergebnisse des vierten PISA-Tests vorgestellt. Experten erwarten leichte Verbesserungen. Die Veröffentlichung des ersten Tests 2000 hatte in der deutschen Öffentlichkeit einen Schock über das schlechte Abschneiden ausgelöst.

Sommer sagte: "Die soziale Spaltung im deutschen Bildungssystem ist nach wie vor das größte Problem unser Bildungspolitik." In kaum einem anderen Industrieland sei die soziale Selektion in der Schule so hoch wie in Deutschland. "Es ist eine Schande, dass nicht die Begabung und das Können eines Kindes entscheidet, welche Chancen es im Leben hat, sondern Herkunft und Einkommen der Eltern."

In den vergangenen zehn Jahren habe es viele "hektische Reformen und ein unkoordiniertes Klein-Klein gegeben", kritisierte Sommer. Statt mehr Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern sei im Grundgesetz "das unsinnige Kooperationsverbot" verankert worden. Zugleich behindere die neue Schuldengrenze in den Ländern wichtige Zukunftsinvestitionen in die Bildung. "Deutschland braucht aber eine flächendeckende Bildungsstrategie", sagte Sommer.

"Wenn in diesem Land über Fachkräftemangel geredet wird, dann erwarten die Gewerkschaften, dass alle jungen Menschen in unserem Land eine Chance bekommen. Dazu brauchen wir gute Kitas und Schulen mit qualifizierten Lehrern - und nicht - wie jetzt in Hessen erwogen - Leiharbeiter als Pädagogen", führte der DGB-Chef weiter aus.