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Heinrich-Wolgast-Preis der AJuM in der GEW

Graphic Novel „Scheiblettenkind“ von Eva Müller ausgezeichnet

Die Graphic Novel „Scheiblettenkind“ wurde mit dem Heinrich-Wolgast Preis ausgezeichnet - eine einzigartige Darstellung des Lebens einer jungen Frau, die aus einem Arbeitermilieu stammt und ihren Weg in die Kunstszene findet.

Die Graphic Novel „Scheiblettenkind“ von Eva Müller wurde mit dem Heinrich-Wolgast-Preis der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und -medien (AJuM) ausgezeichnet. Die Auszeichnung würdigt die außergewöhnliche Emanzipationsgeschichte der namenlosen Protagonistin aus einem Arbeitermilieu, die sich ihren Platz in der Kunstwelt erkämpft hat. Die Graphic Novel erzählt nicht nur von persönlicher Entwicklung, sondern beleuchtet auch gesellschaftliche Themen wie Klassismus und Ausgrenzung.

In „Scheiblettenkind“ nimmt uns Eva Müller mit auf eine Reise durch die Jugend und das Aufwachsen der Protagonistin. Die Leser*innen erfahren von den anhaltenden Schimpfwörtern und Stigmata, mit denen sie konfrontiert wurde, sowie von den sozialen Barrieren, denen sie sich stellen musste. Die Graphic Novel zeigt in kraftvollen Schwarz-Weiß-Illustrationen eindrücklich den Weg dieser jungen Frau von ihrer bäuerlichen Herkunft bis hin zur selbstbestimmten Lebensweise als Studentin an einer Kunsthochschule.

Die Jury des Heinrich-Wolgast-Preises betonte die erzählerische und künstlerische Stärke von „Scheiblettenkind“. Die Ich-Perspektive der namenlosen Protagonistin ermögliche einen tiefen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, so die Jury. Die Panels unterstützen dabei die Geschichte und unterstreichen die Bedeutung der Protagonistin in ihrer herausfordernden Umgebung. Die feinen, detailreichen Illustrationen ergänzen die Erzählung und setzen visuelle Akzente.

Im Zentrum der Graphic Novel zum Thema Klassismus steht die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau aus einem Arbeitermilieu in die Welt der Kunstschaffenden. Aus der Ich-Perspektive beschreibt die namenlose Protagonistin ihren Weg aus proletarischen Verhältnissen, hin zu einer selbstbestimmten Lebensweise als Studentin an einer Kunsthochschule. Diese Entwicklung zwischen den Welten wird sowohl erzähltechnisch mit aussagekräftigen Panels unterstützt als auch durch die mit feinem Strich in schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen untermauert. Die Autorin inszeniert sich im Buch bewusst als künstlerische Geschichtenerzählerin und markiert das folgende Geschehen als Fiktion.

Die Protagonistin hat in ihrer Kindheit und Jugend in den 1980er- und 1990er-Jahren nicht selten Ausgrenzung aufgrund ihrer gefühlten Andersartigkeit erlebt. Ihre Sozialisation ist von Sparsamkeit geprägt; Zugänge zu Bildungsmöglichkeiten z. B. über die Literatur sind kaum gegeben und die Kleidung stigmatisiert sie ob ihrer Herkunft. Das Bewusstsein für diese nicht nur materiellen Beschränkungen ist früh angelegt. In der Erzählung werden die Selbstzweifel in Form einer Schlange symbolisiert. Sie flüstert der Hauptfigur immer wieder Scham und Versagensängste ein, wodurch eine religiöse Analogie zum Sündenfall evoziert ist.

Vor daher fragt das Buch nach dem WIE der persönlichen Entfaltung: Inwiefern die gesellschaftlichen Gegebenheiten diese Prozesse begrenzen können, deuten mit ironischem Unterton Zwischenkapitel an, die Karl Marx quasi als Hipster auftreten lassen, der die heutige Gesellschaft kritisch kommentiert.

Der Heinrich-Wolgast-Preis wurde 1986 vom Bildungs- und Förderungswerk (BFW) der Gewerkschaft Erziehung (GEW) im DGB e.V. gestiftet, um die Darstellung der Arbeitswelt in der Kinder- und Jugendliteratur zu fördern. Der im Gedenken an den Reformpädagogen Heinrich Wolgast gestiftete Literaturpreis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 2.000 Euro dotiert.

Die Auszeichnung der Graphic Novel „Scheiblettenkind“ mit dem Heinrich-Wolgast Preis unterstreicht die Bedeutung des Werkes für die Literaturlandschaft und würdigt Eva Müllers beeindruckendes Talent als Künstlerin und Geschichtenerzählerin. Diese Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen und stellt die herausragende Leistung der Autor*innen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur in Bezug auf die Arbeitswelt in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Die AJuM der GEW engagiert sich für Leseförderung und Medienbildung in Kindergarten, Schule, Hort, Hochschule und anderen pädagogischen Einrichtungen. Mehr als 500 ehrenamtlich Engagierte aus allen Bundesländern beurteilen und bewerten Kinder- und Jugendliteratur und -medien für die kostenlose und unabhängige Online-Rezensionsdatenbank.