Die Lehre an den Hochschulen wird häufig stiefmütterlich behandelt: Während die Universitäten Geld in vielversprechende Forschungsbereiche stecken, müssen sich die Lehrenden an den Hochschulen um immer mehr Studierende kümmern. Für die GEW Anlass, genauer hinzuschauen und zu fragen: „Lust oder Frust? Qualität von Lehre und Studium auf dem Prüfstand“. Auf der dreitägigen 10. GEW-Wissenschaftskonferenz in Budenheim diskutieren derzeit Lehrende, Studierende, Hochschulleitungen, Vertreter des Wissenschaftsrats und der Politik, wie sich das Ansehen der Lehre steigern lässt.
Deutlich wird dabei, dass die Probleme auf zwei Ebenen liegen: Da sind zum einen die durch die Politik vorgegebenen Rahmenbedingungen. Die Fachhochschule RheinMain etwa kümmert sich heute um 80 Prozent mehr Studierende als noch vor zehn Jahren. Die Grundfinanzierung hinkt hinterher, wie die Kanzlerin der Hochschule, Ayse Asar, erläuterte. Ein Drittel des Budgets komme mittlerweile aus dem Hochschulpakt, der jedoch 2020 ausläuft. Und was dann? „Dann können wir dichtmachen.“
Derzeit verhandeln Bund und Länder über eine Verstetigung des Paktes, doch klar wird: Sie müssen sich sputen, denn gerade die Fachhochschulen, die zudem besonders viele Studierende aus nicht-akademischen Elternhäusern und ohne Abitur aufnehmen, sind auf das Geld angewiesen.
An den forschungsstarken Hochschulen ist die Lage nicht viel besser. Auch an der Goethe-Universität Frankfurt stiegen die Studierendenzahlen schneller als die Grundausstattung. Uni-Präsidentin Birgitta Wolff forderte daher: „Schluss mit der Projektitis, wir brauchen Dauermittel.“
„Es gibt Notlösungen, an die man sich nicht gewöhnen darf.“ (Sabine Behrenbeck)
Unterstützung bekommen die Hochschulen durch den Wissenschaftsrat: Die Politikberaterinnen und -berater von Bund und Ländern gaben vor einem Jahr Strategien für die Hochschullehre heraus. In ihrem Positionspapier forderten sie unter anderem, Daueraufgaben auch dauerhaft zu finanzieren. Sabine Behrenbeck, die die entsprechende Arbeitsgruppe beim Rat leitet, appellierte auf der GEW-Tagung an die Teilnehmenden: „Es gibt Notlösungen, an die man sich nicht gewöhnen darf.“
Andererseits sind aber auch die Hochschulen gefragt, die Lehre und die Lehrenden in den Fokus zu rücken. Die Idee des Wissenschaftsrats, dass die Hochschulen für sich klären, was gute Lehre heiße, und dieses Leitbild in Profile für die Fachbereiche und Mindeststandards übersetzten, kommt bei vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut an.
Auch die Forderung, dass die Lehrenden sich untereinander stärker austauschen und ihre Arbeit reflektieren, wurde immer wieder erhoben. Wobei Ludwig Huber, Erziehungswissenschaftler und Pädagoge, als erster Referent mahnte: Diese Gespräche müssten „über den Rand der Kaffeetasse“ hinausgehen. Lehrende sollten sich wissenschaftlich mit der eigenen Lehre befassen.
Für die Wissenschaftseinrichtung Hochschule sollte das eigentlich keine größere Herausforderung sein. Eher fehlt es dann wohl wieder an Zeit und Geld.