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Warum eine Globale Bildungskampagne?

Weltweit gehen mehr als 57 Millionen Kinder nicht zur Schule. Etwa 770 Millionen Erwachsene gelten als Analphabeten, wovon fast zwei Drittel Frauen sind. Die Global Campaign for Education und ihr deutscher Zweig Globale Bildungskampagne machen weltweit Druck auf Politiker und Regierungen, damit diese ihr Versprechen einlösen, bis 2030 allen Menschen freien Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen.

Ein besonderer Fokus der Globalen Bildungskampagne liegt in der Integration von benachteiligten Bevölkerungsgruppen wie Behinderte, Kranke, Minderheiten und Flüchtlinge, die vielfach von Bildung ausgeschlossen sind. Oft ist es schlicht materielle Armut, die Kinder daran hindert eine Schule zu besuchen. Dabei ist die Verwirklichung des Menschenrechts auf Bildung entscheidend dafür, dass Armut, Hunger und Krankheiten erfolgreich bekämpft werden können. Bildung ist der Schlüssel zum Aufbau einer informierten Zivilgesellschaft, die in der Lage ist, ihre Rechte gegenüber staatlichen Institutionen geltend zu machen. Bildung bietet jedem Individuum die Möglichkeit, mit eigener Kraft auf eine Verbesserung der individuellen und familiären Situation hinzuarbeiten. Bildung muss umfassend, ganzheitlich und als lebenslanges Lernen verstanden werden. 

Millenniums-Entwicklungsziele

Für die Durchführung und Umsetzung dieses Bildungsverständnisses ist die Zusammenarbeit zwischen Regierungen und nichtstaatlichen Akteuren essentiell. Nur gemeinsam lassen sich nachhaltige Konzepte entwickeln, die den Ansprüchen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen gerecht werden und inklusive Lösungen ermöglichen. Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hatten im Jahr 2000 die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) beschlossen, deren Erreichung bis zum Jahr 2015 vereinbart worden war. Dabei handelte es sich um acht ambitionierte Ziele, die globale Probleme angehen wollten, wie zum Beispiel die Halbierung der Zahl der Menschen, die weltweit an Hunger leiden oder die Gewährleistung des allgemeinen Zugangs zu reproduktiver Gesundheit. Das Millenniums-Entwicklungsziel zu Bildung lautete: „Der Zugang zu universeller Grundbildung für alle Jungen und Mädchen ist weltweit gesichert.“ Trotz enormer Anstrengungen konnten die Ziele in dem vorgegebenen Zeitrahmen jedoch nicht oder nur teilweise erreicht werden.  

Globale Nachhaltigkeitsziele

Am 25.September 2015 wurden die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen in New York verabschiedet und lösten die Millenniums-Entwicklungsziele ab. Die SDGs bestehen aus insgesamt 17 Oberzielen und 169 Unterzielen. Im Unterschied zu den Millenniums-Entwicklungszielen verfolgen die SDGs einen holistischen Ansatz und decken sowohl die sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung, als auch die Themen Frieden und internationale Zusammenarbeit ab. Während die MDGs eine Agenda für die Verbesserung der Lebenssituation in den Ländern des globalen Südens waren, haben die SDGs weltweit Gültigkeit.

Politischer Druck ist notwendig

Nachhaltigkeitsziel 4 mit dem Fokus Bildung wurde wie folgt formuliert: "Bis 2030 soll für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sichergestellt sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen gefördert werden." Im Gegensatz zu den MDGs liegt der Schwerpunkt nicht mehr nur auf dem Zugang, sondern auch auf der Qualität von Bildung. Weiterhin wird Bildung als ein lebenslanger Prozess begriffen. Dies wird von der GEW und der Bildungsinternationale, dem weltweiten Dachverband der Bildungsgewerkschaften, sowie der Globalen Bildungskampagne einhellig begrüßt. Die SDGs werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Leitdokument der deutschen Entwicklungszusammenarbeit betrachtet. Doch Papier ist geduldig und die unzureichende Verwirklichung der MDGs lehrt uns, dass ohne politischen Druck keine echten Fortschritte zu erzielen sind. 

Mehr Geld für Grundbildung in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit

Zahlentricksereien helfen hier nicht weiter. Denn von den 1,36 Milliarden Euro, die 2016 aus verschiedenen Bundes- und Landesetats als öffentliche deutsche Mittel der Entwicklungszusammenarbeit für Bildung ausgewiesen werden, entfallen ca. 740 Millionen Euro auf sogenannte Studienplatzkosten, das heißt auf Stipendien für Menschen aus Entwicklungsländern, die in Deutschland studieren. Auch wenn diese Ausgaben grundsätzlich sinnvoll sind, so muss doch infrage gestellt werden, ob es sich hier tatsächlich um Fördermaßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit handelt. Außerdem besteht ein starkes Übergewicht in der beruflichen Bildung, sodass nur etwa ein Drittel der BMZ-Bildungsmittel für frühkindliche Bildung, Grundbildung und nachholende Bildung verwendet werden. 

Weltweiter Mangel an qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern

Die Weltbildungsberichte der UNESCO (Global Education Monitoring Report), die jährlich den Stand der Entwicklung in den einzelnen Ländern analysieren, warnen eindringlich vor den Gefahren des Scheiterns bei der Verwirklichung der SDGs, falls Industrie- und Entwicklungsländer ihre Anstrengungen nicht deutlich verstärken und mehr Geld für Grundbildung verfügbar machen. Insbesondere fehlt es an qualifizierten Lehrkräften, in deren Ausbildung und Bezahlung investiert werden muss. Die GEW und die Globale Bildungskampagne fordern daher von der Bundesregierung,

  • die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit deutlich auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen
  • den Fokus auf die Grundbildung zu legen
  • die UN-Nachhaltigkeitsziele mit Nachdruck zu verfolgen und inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung zu fördern